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Schwimmen nutzten oder um sich gegenseitig naà zu spritzen. Vom Hof aus stieg man zwei, drei Treppenstufen zu einer überdachten Veranda, auf der die Bediensteten im Sommer zu den Mahlzeiten die groÃen Teppiche ausrollten, zum Schlafen die Matratzen ausbreiteten und das Mückennetz spannten. Von der Veranda aus betrat man eine Halle etwa so groÃ, wenngleich nicht so hoch wie die Ateliers der Deutschen Akademie, wo die Familie sich in den kälteren Monaten aufhielt, aber auch Obst geschält, Gemüse geschnitten, Reis geputzt, Kräuter getrocknet oder etwa genäht wurde. Linker Hand lagen die Kinderzimmer, rechter Hand die Küche und damit Mohammad Hassans Reich. Ein schmaler Flur, an dem sich links die Türen zu GroÃmutters Zimmer und dem Aufbewahrungsraum öffneten, rechts zu GroÃvaters Zimmer und der Proviantkammer, lief auf ein Atrium zu, das man durchqueren muÃte, um den prächtigen Salon mit Sesseln und Sofas sowie den Speisesaal zu erreichen, in dem up to date ein EÃtisch stand. Das heiÃt, der Wohn- und der Gästebereich waren vollständig voneinander getrennt, wobei die Verwandten und engen Freunde, die den gröÃten Teil der Besucher ausmachten, im Wohnbereich blieben. Nur wenn die G roÃeltern gleichzeitig Besuch hatten, setzte sich GroÃmutter mit ihren Gästen auf die Veranda oder in die Eingangshalle, wo die Familie im Winter auch aÃ, während GroÃvater seine Freunde mit in den Salon nahm. Vom Atrium aus führte ein weiterer Gang zum Trakt der Bediensteten, also von Mah Soltan und ihrer neuen Gehilfin Djahan, die nicht viel älter war als meine Mutter, sowie von Mohammad Hassan und seiner Schwester Habibeh Soltan, die im Haus von GroÃvaters Eltern aufgewachsen waren. Im Sommer spritzten Mah Soltan und Habibeh Soltan jeden Nachmittag, während die GroÃeltern schliefen, Wasser auf die Veranda, damit die Luft und der Boden abkühlten. AnschlieÃend breiteten sie die Teppiche aus und holten das Kohlebecken, den Samowar, die Gläser und den Kandis, die sie in einer ganz bestimmten Ordnung auf den Boden stellten. Den Tee muÃte unbedingt GroÃmutter selbst zubereiten, wenn sie von ihrem zwei-, bis dreistündigen Mittagsschlaf erwacht war. Während der Tee noch zog, weckte sie GroÃvater mit der gleichen gellenden Stimme auf, mit der die Mutter uns in Siegen ebenfalls zu früh zum Essen rief: »Herr, der Tee ist fertig!« Ich mochte das Haus, egal, was Sadegh Hedayat zu schimpfen hat. An die Säulen, Gewölbe und Fenster kann ich mich nicht erinnern, da die GroÃeltern in einen modernen Bungalow zogen, als ich vier oder fünf Jahre alt war, dafür an die Eingangshalle, in der wir zu zwanzig oder dreiÃig auf dem Teppich saÃen, die Küche, die mir genauso groà vorkam, die Veranda, auf der wir im Sommer unter einem einzigen Mückennetz alle nebeneinander schliefen, und den Innenhof mit dem Wasserbecken wie ein Freibad, in das die Cousinen mit Kleidung hineinsprangen oder wohl eher geschmissen wurden. Obwohl das Durchschnittsalter unserer Generation inzwischen bei fünfzig liegt, halten wir beinah zwanghaft an dem Ritual fest, die Cousinen in voller Montur in den Pool oder das Meer zu werfen, wenn wir uns alle drei Jahre zur reunion treffen, wie die Familientreffen heiÃen, weil die meisten Enkel GroÃvaters in Amerika leben und nicht alle Urenkel mehr Persisch verstehen. Aber das Kreischen der Cousinen hört sich noch genauso an.
»Meinen Eltern war die Mittagsruhe deshalb so heilig, weil sie wegen der Besuche und Geselligkeiten, die sich beinah jeden Abend ergaben, erst spät zu Bett gingen und bereits vor Sonnenaufgang wieder wach wurden, um das Frühgebet zu verrichten. Insbesondere im Sommer verlegten die Menschen einen GroÃteil ihrer Beschäftigungen in den Abend oder sogar in die Nacht. Das Abendessen, zum Beispiel, fand selten vor elf Uhr statt. Wir Kinder hingegen waren mittags nie müde, da wir nicht so früh aufstehen muÃten. Einige Male wollte uns Papa im Morgengrauen wach rütteln, damit wir mit ihm beteten, da hörte ich jedesmal im Halbschlaf Mamas Stimme: âºLaà doch die Kinder in Frieden, Herr!â¹ Zu den anderen Tageszeiten beharrte er jedoch darauf, daà wir uns zum Gebet hinter ihm aufstellten. Dann schnitten wir hinter seinem Rücken Grimassen, flüsterten uns Albernheiten zu oder spielten Stille Post. Obwohl Papa unser Gekicher
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