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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Gedankenverloren klappte sie das Album zu und strich über den Stoffeinband. Eine einzelne Träne löste sich aus ihrem Auge und rollte über ihre Wange. Ohne Hast wischte sie sie fort und blickte zum Fenster, in dem sich die Lichter und die Einrichtung der Küche spiegelten.
    »Woran denkst du?«, fragte er.
    »An Lianne, an unsere letzte Begegnung vor ihrem … Tod.«
    »Erzähl mir davon.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es kann.«
    »Versuch es.«
    »Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen.«
    Sie macht die wichtigen Entscheidungen immer mit sich aus.
    »Was ist passiert?«
    »Wir hatten Streit …« Caroline biss sich auf die Lippe.
    »Etwas Wichtiges?«
    Sie senkte den Blick, dann schüttelte sie den Kopf. Er glaubte ihr nicht, sagte aber nichts. »Ihr seid auseinandergegangen, ohne euch zu versöhnen«, schlussfolgerte er lediglich.
    Sie hatte erneut Tränen in den Augen, als sie nickte.
    »Wo ist der Unfall passiert?«
    »Zwei Tage später, als sie mit dem Fahrrad in die Straße einbiegen wollte, in der ich meine Wohnung hatte.« Sie räusperte sich. »Ich hatte sie zum Essen eingeladen, weil es mir leid tat, weil ich Dinge gesagt hatte, die nicht fair waren.«
    Er stellte sich Lianne vor, eine junge Frau mit lockigem dunklem Haar, sportlich gekleidet, auf dem Weg zu ihrer Mutter. Sie hatten im selben Viertel gewohnt, das wusste er aus dem Bericht, den Håkan ihm geschickt hatte. Ihre Wohnungen hatten nur wenige Straßen auseinandergelegen. Es war dunkel gewesen, und es hatte geregnet. Der Autofahrer hatte ihr beim Abbiegen die Vorfahrt genommen.
    »Ich frage mich, ob sie noch leben würde, wenn wir nicht gestritten hätten oder wenn sie an dem Abend zu Fuß gekommen wäre«, unterbrach Caroline seine Gedanken.
    Das ist normal, jeder, der einen geliebten Menschen verliert, durchläuft diese Phase der Auflehnung, war er versucht, sie zu trösten, aber es kam ihm so banal vor.
    »Hast du nach dem Unfall noch mit ihr sprechen können?«, fragte er stattdessen.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Aber du hast sie gesehen, dort auf der Straße.«
    »Ja.« Es kam sehr leise.
    »Bitte … was hast du gesehen?«
    Caroline schluckte und starrte an ihm vorbei ins Leere. »Lianne lag auf dem nassen Kopfsteinpflaster wie eine weggeworfene Puppe«, begann sie, und ihre Stimme klang fremd. »Ihr Haar war ganz nass vom Regen und ihr Gesicht so entsetzlich blass. Ihre weißgraue Regenjacke war voller Blut, aber ihre Augen waren offen, und ich konnte sie atmen hören.« Caroline schauderte, und Ulf bekam eine Ahnung von dem Geräusch, an das sie sich erinnerte. Jenes Röcheln, das Menschen von sich gaben, wenn ihre Rippen gebrochen waren und die Lungenwände durchstoßen hatten. »Sie hat mich angesehen«, fuhr sie fort. »Aber sie konnte nicht sprechen. Ich habe meine Jacke ausgezogen und unter ihren Kopf gelegt. Ich …«, sie wischte sich erneut die Tränen aus dem Gesicht, »ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe und dass alles gut wird, wie ich es ihr immer gesagt habe, wenn etwas passiert war oder sie Angst hatte … und in ihren Augen habe ich gesehen, dass sie mich verstanden hat, dass sie lächeln wollte, aber nicht mehr die Kraft dazu hatte …« Sie verbarg das Gesicht in ihren Händen. »Sie war tot, bevor der Rettungswagen da war.«
    Es war lange still in der Küche, nur der Wind heulte ums Haus, und Ulf meinte, die Kälte zu spüren, und schauderte unwillkürlich. Caroline saß zusammengesunken wie ein Häufchen Elend auf ihrem Stuhl und zitterte am ganzen Körper. Er stand auf, nahm zwei Gläser aus dem Schrank und eine Flasche Whiskey.
    Er stellte eines der halbvollen Gläser vor Caroline hin. »Trink«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Trink«, wiederholte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, und beobachtete, wie sie das Glas ansetzte. Nach dem ersten Schluck musste sie husten, doch als sie seinem Blick begegnete, trank sie auch den Rest. Er füllte das Glas wieder auf.
    Ganz allmählich atmete sie ruhiger.
    »Was war mit dem Fahrer?«, fragte er. »Wo war er?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie. »Er war nicht da. Auch sein Wagen war fort.«
    »Wie hat die Polizei ihn gefunden?«
    »Es gab Lackspuren. An Liannes Kleidung und ihrem Fahrrad, und es gab einen Zeugen, der sich einen Teil des Kennzeichens gemerkt hatte.« Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen, eine müde, fast abschließende Geste, doch dann sah sie ihn an. »Er war betrunken, Ulf«, stieß sie bitter hervor, und er

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