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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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nicht um seine Mädels gekümmert – saß immer in seinem Studierzimmer und rief nach seinem Schal. Nie ist er aufgestanden, um sich selbst um etwas zu kümmern. Hat einfach allein in seinem Zimmer gesessen, während seine Töchter starben wie die Fliegen.
    Und Branwell, der Bruder, war auch nicht viel besser. Hat immer getrunken und sich übergeben, mitten auf dem Teppich. Dauernd mussten sie hinter ihm herputzen. Eine feine Arbeit für Schriftstellerinnen!
    Ich glaube, mit zwei solchen Männern im Haushalt und ohne Gelegenheit, andere kennenzulernen, musste Emily ihren Heathcliff erfinden! Und wie gut ihr das gelungen ist. In Büchern sind Männer doch interessanter als im richtigen Leben.
    Amelia sagte uns, Sie wüssten gerne etwas über unserenBuchclub und worüber wir bei unseren Versammlungen sprechen. Ich habe einmal, als ich an der Reihe war, einen Vortrag über die Brontë-Mädchen gehalten. Leider kann ich Ihnen meine Aufzeichnungen über Charlotte und Emily nicht schicken – ich habe sie gebraucht, um Feuer in meinem Herd zu machen, weil kein anderes Papier im Haus war. Meinen Gezeitenplan, die Geheime Offenbarung und die Geschichte von Hiob hatte ich schon verbrannt.
    Sie möchten sicher wissen, warum ich diese Mädchen so bewundere. Ich lese gern Geschichten von leidenschaftlichen Begegnungen. Ich selbst hatte nie eine, aber jetzt kann ich sie mir vorstellen. Zuerst hat
Sturmhöhe
mir gar nicht gefallen, aber in dem Moment, als Cathys Geist mit den knochigen Fingern an der Fensterscheibe kratzte, hat es mich gepackt, und ich wollte gar nicht mehr aufhören. Mit Emily konnte ich Heathcliffs jammervolle Rufe übers Moor hören. Ich glaube nicht, dass ich nach der Lektüre einer so wunderbaren Schriftstellerin wie Emily Brontë
Misshandelt bei Kerzenschein
von Amanda Gillyflower noch einmal mit Vergnügen lesen kann. Wenn man gute Bücher gelesen hat, bereiten einem schlechte Bücher keine Freude mehr.
    Jetzt werde ich Ihnen von mir erzählen. Ich habe ein Cottage und ein kleines Stück Land neben Amelia Maugerys Gut. Beide liegen an der Küste. Ich kümmere mich um meine Hühner und meine Ziege Ariel und pflanze dies und jenes an. Ich habe auch einen Papagei – sie heißt Zenobia und kann Männer nicht leiden.
    Ich habe jede Woche einen Stand auf dem Markt, wo ich mein Eingemachtes und mein Gemüse verkaufe und Elixiere zur Stärkung der männlichen Leidenschaft. Kit McKenna, die Tochter meiner lieben Freundin Elizabeth McKenna, hilft mir bei der Herstellung. Sie ist erst vier und muss sich auf einen Schemel stellen, um umzurühren, aber sie kann mächtig Schaum schlagen.
    Mein Äußeres ist nicht besonders ansprechend. Meine Nase ist zu groß und ist mal gebrochen, als ich vom Dach des Hühnerstalls gefallen bin. Ein Augapfel rutscht immer nach oben, und meine Haare stehen wild ab und lassen sich einfach nicht bändigen. Ich bin groß und kräftig gebaut.
    Wenn Sie möchten, schreibe ich Ihnen wieder. Ich kann Ihnen mehr über das Lesen berichten und wie es unsere Stimmung aufgehellt hat, als die Deutschen hier waren. Ein einziges Mal hat Lesen nicht geholfen, das war, als Elizabeth von den Deutschen verhaftet wurde. Sie haben sie erwischt, als sie einen armen polnischen Zwangsarbeiter versteckt hielt, und haben sie in Frankreich ins Gefängnis geschickt. Kein Buch der Welt konnte mein Herz da erfreuen, noch lange Zeit danach nicht. Ich habe es gerade so geschafft, nicht jeden Deutschen zu schlagen, den ich sah. Um Kits willen habe ich mich beherrscht. Sie war damals so ein kleines Würmchen, und sie hat uns gebraucht. Elizabeth ist bisher nicht wieder heimgekehrt. Wir haben Angst um sie, aber wissen Sie, ich sage immer, es ist ja noch nicht aller Tage Abend, sie kann ja noch kommen. Ich bete darum, denn ich vermisse sie schrecklich.
     
    Ihre Freundin
    Isola Pribby

Juliet an Dawsey Adams
    20.   Februar 1946
    Lieber Dawsey,
    woher wussten Sie, dass ich weißen Flieder über alles liebe? Das ist schon so, seit ich denken kann, und jetzt steht er hier und schmückt meinen Schreibtisch auf das Üppigste. Die Blütensind so schön, ich freue mich sehr – über ihren Anblick, ihren lieblichen Duft und über die Überraschung. Zuerst dachte ich, wo hat Dawsey die denn im Februar gefunden, aber dann fiel mir ein, dass die Kanalinseln ja mit dem warmen Golfstrom gesegnet sind.
    Jacob Dilwyn stand heute am frühen Morgen mit Ihrem Geschenk vor meiner Tür. Er sagte, er sei für seine Bank geschäftlich in

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