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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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    Amelia brachte den Kadaver zu einem weiteren Freund, und der wandte anderntags denselben Trick an. Wir konnten das fortsetzen, bis das Schwein anfing zu verwesen und stank. Die Deutschen kamen schließlich dahinter und gingen dazu über, jedes Schwein und jedes Kalb bei der Geburt zu tätowieren, sodass es aus war mit dem Weitergeben von toten Schweinen. Aber zu Amelia mit ihrem lebendigen, versteckten, fetten und gesunden Schwein brauchte nur Dawsey zu kommen, der es lautlos schlachtete. Es musste leise geschehen, weil neben ihrem Hof ein deutsches Artilleriebataillon war und die Soldaten das Todesquieken des Schweins nicht hören durften, sie wären sofort angerannt gekommen.
    Dawsey hat Schweine schon immer angezogen. Wenn er in einen Scheunenhof kam, liefen sie herbei, schmiegten sich an ihn und ließen sich den Rücken kraulen. Bei allen anderen Menschen machten sie einen Heidenlärm – sie quiekten, grunzten, warfen sich herum. Aber Dawsey konnte sie beruhigen, und er kannte bei ihnen genau die richtige Stelle unterm Kinn, wo er geschwind mit dem Messer zustechen musste. Die Schweine hatten gar keine Zeit zum Quieken, sie rutschten einfach still auf die Bodenplane.
    Ich habe zu Dawsey gesagt, sie sähen nur einmal überrascht hoch, aber er sagte, nein, Schweine seien klug und würden den Verrat sofort bemerken und ich solle nichts beschönigen.
    Amelias Schwein bescherte uns eine gute Mahlzeit – zum Braten gab es Zwiebeln und Kartoffeln als Beilage. Wir hatten schon fast vergessen, was es für ein Gefühl war, richtig satt zu sein, aber jetzt erlebten wir es wieder. Bei geschlossenen Vorhängen   – Amelia hatte sie zugezogen, damit die Deutschen nichts sehen konnten – und mit Essen auf dem Tisch und all den versammelten Freunden konnten wir so tun, als wäre überhaupt nichts geschehen.
    Sie haben recht, wenn Sie Elizabeth mutig nennen. Das ist sie und ist es immer gewesen. Sie kam als kleines Mädchen mit ihrer Mutter und Sir Ambrose Ivers aus London nach Guernsey. In ihrem ersten Sommer hier lernte sie meine Jane kennen, da waren sie beide zehn, und seither hielten sie immer fest zusammen.
    Als Elizabeth im Frühjahr 1940 wiederkam, um das Haus von Sir Ambrose zu schließen, blieb sie länger, als ratsam war, weil sie Jane beistehen wollte. Meinem Mädel ging es nicht gut, seit John, ihr Mann, nach England gegangen war, um sich zum Militärdienst zu verpflichten – das war im Dezember 1939   –, und sie hatte Schwierigkeiten, das Kind bei sich zu behalten, bis ihre Zeit kam. Doktor Martin verordnete ihr Bettruhe, und Elizabeth blieb, um Jane Gesellschaft zu leisten und mit Eli zu spielen. Nichts tat Eli lieber als das. Sie waren eine Gefahr für die Möbel, aber es war so wohltuend, sie lachen zu hören. Ich bin einmal hinübergegangen, um sie zum Abendessen zu holen, da lümmelten sie auf einem Haufen Kissen am Fuß der Treppe. Sie hatten Sir Ambroses prachtvolles Eichengeländer poliert und waren drei Stockwerke tief hinuntergerutscht!
    Es war Elizabeth, die alles Nötige tat, damit Eli auf das Evakuierungsschiff gebracht werden konnte. Wir Inselbewohner wurden, erst einen Tag bevor die Schiffe aus England kamen, verständigt. Elizabeth arbeitete wie ein Wirbelwind, sie wusch und flickte Elis Kleidung und versuchte, ihm verständlich zu machen, warum er sein Kaninchen nicht mitnehmen konnte.Als wir zum Schulhof gingen, musste Jane sich abwenden, um Eli beim Abschied kein weinendes Gesicht zu zeigen, da nahm Elizabeth ihn an die Hand und sagte, das Wetter sei ideal für eine Seereise.
    Auch danach wollte Elizabeth Guernsey nicht verlassen, wo doch alle versuchten fortzukommen. «Nein», sagte sie, «ich warte, bis Janes Baby da ist, und wenn wir sie ein bisschen aufgepäppelt haben, gehen Jane und ich mit ihm nach London. Dann erkundigen wir uns, wo Eli ist, und holen ihn.» Trotz ihrer gewinnenden Art war Elizabeth sehr resolut. Wenn sie das Kinn vorschob, wusste man, dass es zwecklos war, sie zum Abreisen bewegen zu wollen. Nicht mal, als wir den Rauch von Cherbourg sahen, wo die Franzosen ihre Treibstofftanks verbrannten, damit sie den Deutschen nicht in die Hände fielen. Koste es, was es wolle, Elizabeth wollte nicht ohne Jane und das Baby fortgehen. Ich nehme an, Sir Ambrose hat ihr gesagt, er könnte mit einem seiner Segelfreunde nach St.   Peter Port kommen und sie wegbringen, bevor die Deutschen kämen. Aber ehrlich gesagt war ich froh, dass sie uns nicht verlassen hat.

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