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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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mitgegeben hatte und die Lena und ich um sie herum verteilten.
    Zum Abschied halte ich Elena im Arm und küsse sie auf die blonden Haare. Liebevoll sieht sie mich an. »Gott, wenn Amy doch nur etwas von ihrem Glück mitbekommen würde«, wispert sie.
    »Ja, ich denke auch, dass sie sich sehr über das Baby freuen würde«, erwidere ich traurig.
    »Ich spreche nicht von dem Baby, Matt.« Elena schüttelt den Kopf, dann legt sie für einen Augenblick die Stirn in Falten. »Also, doch – natürlich auch. Aber eigentlich meinte ich dich. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Mensch einen anderen so sehr liebt, wie du sie liebst. Und wie sie dich zurückliebt. Weißt du eigentlich, wie außergewöhnlich das ist?«
    Ich nicke – langsam und bedächtig. Oh ja, das weiß ich!
    Etwas verlegen gebe ich Lena ein kleines Päckchen für Evelyn und Peter mit, in dem sich weiße Babyschühchen befinden.
    Ich weiß, dass Amy bei einer Fernsehwerbung förmlich dahingeschmolzen war, als eine werdende Mutter ihrem Mann so von ihrer Schwangerschaft berichtet hatte. So kitschig ich die Werbung auch fand, so passend war es mir erschienen, Peter und Evelyn auf diese Weise einzuweihen. Ich bleibe am Bahnsteig stehen und schaue dem Zug nach, bis er in einer Kurve hinter dichten Bäumen verschwindet.
    Der April vergeht trostlos und zäh. Es ist der erste Freitag im Mai, ein trüber Morgen, als ich wieder einmal an Amys Bett sitze und ihre Beine massiere. Plötzlich klopft es an der Tür.
    Auf mein: »Ja, bitte«, betritt Kristin das Zimmer.
    »Matt, ich muss mit dir sprechen.«
    Nachdenklich nimmt sie auf dem einzigen Stuhl Platz. »Es geht um Amy und das Baby«, beginnt sie. »Sie müsste jetzt so ungefähr in der zwölften Schwangerschaftswoche sein, und wir wissen gar nicht, ob es dem Baby überhaupt gutgeht. Wir müssen wirklich langsam eine Ultraschalluntersuchung machen lassen. Ich habe mit einer sehr guten Frauenärztin gesprochen, die sich bereit erklärt nach Feierabend hier vorbeizukommen und ihre Geräte mitzubringen.«
    Ich nicke träge. Ja, sie hat recht. Zunächst hatte ich Tom und Kristin gebeten, noch zu warten, dann Aufschub gefordert – immer wieder. Lange hatte ich der Hoffnung nachgehangen, dieses besondere Erlebnis des ersten Ultraschalls mit Amy teilen zu können. Doch an ihrem Zustand hat sich noch immer nichts geändert.
    Kristin nickt erleichtert zurück. Sie weiß, wie schwer es mir fällt.
    Es ist sieben Uhr abends, als es an der Tür schellt.
    Die Frauenärztin ist relativ jung und sehr nett. Gemeinsam tragen wir die Geräte auf Amys Zimmer.
    Zunächst darf nur ich der Untersuchung beiwohnen.
    Ziemlich unbeholfen stelle ich mich neben Amys Kopf. Da ich keine Ahnung habe, was ich mit meinen Händen anstellen soll, verschränke ich die Arme zunächst nervös vor meiner Brust, dann greife ich nach Amys Hand. Mein Blick gleitet über die metallenen Instrumente, die die Gynäkologin aus ihrem Koffer hervorholt und sorgfältig desinfiziert.
    Diese viel zu riesig wirkenden »Werkzeuge« versprühen für mich den Charme von mittelalterlichen Folterinstrumenten. Unwillkürlich läuft mir ein kalter Schauder den Rücken herab.
    »Gehen Sie damit … in Amy?«, frage ich vorsichtig und komme mir im selben Moment schon ziemlich bescheuert vor.
    Sie lächelt milde. »Keine Bange, ich tue ihr nicht weh«, erwidert sie freundlich. Ihre Stimme klingt nachsichtig, als würde sie zu einem verängstigten Kind sprechen. »Es ist höchstens ein bisschen kalt.«
    Ich nicke mechanisch und schaue zu, wie ihre Hände mit diesem monströsen Metallding unter dem grünen Tuch verschwinden, das sie über Amys aufgestellte und gespreizte Knie gespannt hat. Ich hoffe fast, dass das Einführen dieses Gerätes eine Erinnerung in Amy lostritt. Dass sie sich auf irgendeine Art und Weise wehrt.
    Sogar einer dieser fürchterlichen Schreikrämpfe, die sie früher in dieser Situation mit Sicherheit bekommen hätte, wäre für mich nun ein erlösendes Signal. Nichts dergleichen geschieht.
    Amy bleibt absolut still, ihr Gesicht zeigt nicht einmal die leiseste Gefühlsregung, nicht mal die unauffälligste Reaktion. Nichts.
    »Alles super!«, befindet die Ärztin nach wenigen Sekunden. »Der Muttermund ist weich, aber völlig geschlossen. Der Gebärmutterhals ist noch sehr schön lang.«
    Was auch immer mir das sagen soll, sie klingt zufrieden, und so verhalte ich mich einfach ruhig und nicke verständig.
    »So, wenn Sie wollen, können wir nun die

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