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Deine Spuren im Sand

Deine Spuren im Sand

Titel: Deine Spuren im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Wenn Emily nichts tat, würde morgen in allen Zeitungen zu lesen sein, dass die erfolgverwöhnte Emily Funke am Ende sei. Wäre Berno nicht so aufgebracht gewesen, hätte er Konrad Kipp sogar bewundert. Ja, so leicht konnte man eine Karriere kaputtmachen! Kaputtreden! So leicht war einem großen Publikum zu suggerieren, dass es aufs falsche Pferd setzte, wenn es weiterhin die Platten Emily Funkes kaufte. Danach würden die Plattenverkäufe einbrechen, so viel war sicher. Der Prophet hatte etwas vorausgesehen, was sich nur dadurch erfüllte! Berno griff sich an den Kopf. War das Konrad Kipps Rache dafür, dass Emily ihm vor Jahren nicht auf den Leim gegangen war?
    »Danke für Ihr Mitgefühl«, sagte sie gerade mühsam beherrscht. »Aber Sie verstehen anscheinend nicht, dass es mir Spaß gemacht hat, in einem Kinofilm mitzuwirken. Ich halte es für einen Fehler, einen Erfolg nur nach dem finanziellen Gewinn zu beurteilen. Es gibt persönliche Erfolge, die keinen Cent bringen und trotzdem wichtig sind. Für einen selbst!«
    Nicht schlecht, Emily! Doch ob das reichen wird? Das war eine Verteidigungsrede. In der Defensive jedoch geht es dem Erfolg wie der Blume im Schatten: Sie kommt nicht zur Prachtentfaltung. Konrad Kipp war es, der im Licht saß, sich sonnte und ungehindert seine Pracht entfaltete. Lächelnd sah er über Emilys Verärgerung hinweg und machte mit seinem Spiel weiter, indem er dem Publikum suggerierte, dass Emily Funke längst weg vom Fenster war. Ihre Gesangskarriere zu Ende, ihre Schauspielkarriere ein totgeborenes Kind, die Einladung in diese Talkshow ein mildtätiger Akt und ihre Bemühungen der verzweifelte Kampf einer Frau, die um ihre Popularität ringt! Was für eine Schurkerei! In der Branche war Kipp dafür bekannt, dass er nicht verlieren konnte und eine Zurückweisung niemals vergaß. So deutlich war er jedoch noch nie geworden.
    »Wenn Sie einen neuen Produzenten brauchen, rufen Sie mich an!«, fuhr er lachend fort, als hätte er einen guten Witz gemacht. »Wenn ich mich nicht irre, habe ich schon früh erkannt, welches Potential in Ihnen steckt.«
    »Wenn ich mich nicht irre«, gab Emily mit klirrender Stimme zurück, »gefielen mir damals Ihre Bedingungen nicht.«
    Ihre Beine blieben nun ganz ruhig, sie stellte sie nebeneinander und legte ihre flachen Hände auf die Oberschenkel. Nur Berno, der sie kannte wie kein anderer, sah, wie angriffslustig sie war.
    Erschrocken fuhr er sich durch die Haare. Emily! Bist du verrückt geworden? Das kannst du nicht machen!
    Aber Emily konnte! Wie oft hatte sie früher zu Berno gesagt: »Dem werde ich noch mal kräftig in die Suppe spucken!« Und wie oft hatte sie gedroht: »Irgendwann erzähle ich aller Welt von seiner Besetzungscouch!« Und jedes Mal hatte sie geendet mit der finsteren Prophezeiung: »Wenn es hart auf hart kommt, würde ich nicht mal davor zurückschrecken, den Namen seiner Geliebten auszusprechen.« Emily sah nun genauso aus, als wäre es für sie hart auf hart gekommen.
    Als Bernos Telefon erneut klingelte, zog er nicht einmal in Erwägung, das Gespräch anzunehmen. Gebannt starrte er auf den Bildschirm, ließ den Blick nicht von Emilys entschlossenem Gesicht, das nun in der Totalen zu sehen war. Der Kameramann hatte sie sofort herangezoomt, obwohl das Gesicht Konrad Kipps für den Fernsehzuschauer sicherlich auch von großem Unterhaltungswert gewesen wäre. Und dann, mit einem Mal, wusste Berno genau, wer ihn seit einer guten Stunde anzurufen versuchte. Kaum hatte er die Video-Aufzeichnung zu Ende angesehen, nahm er das Telefon und wählte die Nummer seiner Redaktion …
    Was war ich erleichtert, dass ich das Meer sehen konnte! Wenn ich auf den Balkon hinaustrat und mich nach rechts wandte, konnte ich sogar ein gutes Stück den Strand hinaufsehen, bis sich einer der hässlichen Betonriesen ins Bild schob. Aber das war zu verschmerzen. Es blieb genug übrig, genug Meer, genug Himmel und auch genug Strand.
    Der Gebäudeteil des Hotels mit dem Speisesaal und dem Frühstückszimmer war zum Glück niedrig. Der Architekt war gnädig gewesen und hatte den Gästen die schöne Aussicht erhalten. Wie gut, dass mein Apartment eine eigene Küche besaß und ich nicht gezwungen sein würde, mich zum Essen in die Gesellschaft fremder Menschen zu begeben! Womöglich würde mir dort jemand über den Weg laufen, der nach mir suchte! Nachdem mir Alex Traum begegnet war, konnte ich nicht mehr darauf vertrauen, dass ich auf Sylt wirklich sicher

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