Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
schnellen Bewegung wurde ihr schwindlig. An Arbeit war nicht zu denken. Der Kaffee schmeckte bitter, sie rührte drei Löffel Zucker hinein. Durch das gekippte Fenster klang das Bellen eines Hundes.
Sie würde es selbst tun!
Sergejs Leute suchten bestimmt nicht in Frankfurt nach ihr. Keiner würde sie in der Höhle des Löwen vermuten. Nicht nach einem halben Jahr.
Anjela leerte den Becher, stopfte die fremden Klamotten in eine fremde Reisetasche und steckte schließlich das Gemüsemesser ein. Die Klinge war zwölf Zentimeter lang, und sie war scharf. Am Garderobenhaken hing eine schwarze Lederjacke, die ihr perfekt passte. Als Anjela die Wohnung verlassen wollte, begann ein Handy zu klingeln. Sie suchte danach und fand es im Bad. Jemand hatte es vergessen, und es war eingeschaltet. Sie drückte das Gespräch weg und nahm es mit.
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Dühnfort stand im Soko-Raum am Fenster. Sie mussten die Ergebnisse der Handyortung und der Analyse von Friebes Haar abwarten. Wenn die DNA passte, hatten sie ihn.
Bisher hatte Meo auf Friebes Rechner nur das Bild von Emily gefunden. Keines von Heinrich Brettschneider, keines von Ernst Kubisch. Doch Friebe besaß noch einen Laptop, das ging aus Unterlagen hervor, die sie in seiner Wohnung gefunden hatten. Und den hatte er mitgenommen.
Er wandte sich vom Fenster ab und der Wand mit den Fotos zu. Wo war Anjela, alias Elena, alias Olia Rebeja? Er hatte nur fünfzehn Minuten von Friebes Wohnung bis zum Klinikum gebraucht. Doch als er die Station erreicht hatte, war sie weg gewesen, einfach verschwunden, und niemand hatte gemerkt, wie sie sich aus dem Staub gemacht hatte.
Jemand hatte versucht sie zu töten, und sie haute aus dem Krankenhaus ab. Dafür konnte es nur einen Grund geben. Sie fühlte sich dort nicht sicher. Sie musste den Täter gesehen haben und konnte ihn identifizieren. Warum vertraute sie nicht auf die Polizei und riskierte lieber ihr Leben, als abgeschoben zu werden? Sicher nicht wegen des Diebstahls. Das war kaum vorstellbar.
Die Observierung des Hauses am Harthof hatte er sofort veranlasst. Bisher war Anjela Livitchi nicht aufgetaucht, doch sie würde kommen. Sie musste an ihre Sachen gelangen, von denen sie annahm, dass sie noch dort waren, denn von der Abschiebung ihrer Mitbewohnerinnen wusste sie nichts. Es war nur eine Frage der Zeit. Sie mussten Geduld haben.
Alois kam herein. Er reichte Dühnfort einen Schlüssel. »Für Friebes Wohnung.«
Er steckte ihn ein. »Habt ihr noch etwas gefunden?«
»Nichts, außer Emilys Foto.«
»Wo hat er die Uhren?«
»Vielleicht schon verkauft, oder er bewahrt sie woanders auf. Sollen wir uns auch dort durch jedes Stück Papier wühlen?«
»Im Moment nicht. Jetzt brauchen wir erst einmal Friebe. Wie weit bist du mit der Wohnung in der Sedanstraße?«
»Fertig. Kein Hinweis, dass Kubisch Dreher oder Brettschneider kannte. Ich habe eine Excel-Tabelle mit allen Freunden und Bekannten, mit Ärzten, Apotheken und sonstigen Kontaktadressen angelegt. Vielleicht ergibt sich beim Abgleich etwas. Du, sag mal, im Haus geht das Gerücht, dass jemand Gerstner wegen Falschaussage angezeigt hat und die Ermittlung gegen dich eingestellt wird. Ist da was dran?«
Er konnte es nicht verhindern. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Er war so dumm, sich vor drei Studentinnen damit zu brüsten, wie er mir Ärger macht. Sie fanden das offenbar nicht in Ordnung und haben ihn angezeigt.«
Alois klopfte ihm auf die Schultern. »Man sollte ihnen einen Drink spendieren. Kann ich gern übernehmen.«
»Sieht dir ähnlich.«
Das Handy summte. Meo meldete sich. »Wir haben sein Handy geortet. Er ist am Hauptbahnhof.«
Endlich. »Gut, schnappen wir ihn uns.«
Dühnfort nahm Alois und Kirsten mit und forderte über Funk Unterstützung von den Kollegen der PI 16 am Hauptbahnhof an. Vier Minuten später stoppte er den Wagen und schaltete das Blaulicht aus. Sie wurden bereits von drei Kollegen erwartet. Er zeigte ihnen Friebes Foto. »Ihr geht mit Kirsten vor. Mein Bild war in der Zeitung. Ich halte mich besser im Hintergrund.«
Meo meldete sich. »Sein Standort ist unverändert. Er befindet sich in dem Bereich vor den Bahnsteigen. Etwa auf Höhe der Gleise zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. Vielleicht an einem Imbiss.«
Dühnfort gab das so weiter. Sie liefen los. Rechter Hand erstreckten sich die Bahnsteige, linker Hand Läden, Imbissbuden und Verkaufsstände und der Zugang zur Haupthalle. Hinter ihnen befand sich der Nordeingang und
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