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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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aufgestanden. Immer wieder, immer wieder. Sie wollten ihm Ihre Zuneigung schenken, doch er wollte sie nicht. Ganz im Gegenteil. Er hat Sie dafür noch mehr verachtet.« Dühnfort suchte Kubischs Blick. Ein Funke glomm darin. »Fand er Ihr ewiges Buhlen um seine Liebe peinlich oder unterwerfend oder gar hündisch?«
    Dieses Wort traf wie ein Pfeil ins Ziel. Kubisch schnellte hoch, riss dabei den Stuhl mit. Donnernd krachte er zu Boden. Ein dumpfer Schrei, die Wasserflasche flog an die Wand. Scherben spritzten. Zwei Uniformierte rissen die Tür auf, stürmten herein. Dühnfort stoppte sie mit einer Handbewegung.
    Bergmair war ebenfalls aufgesprungen. »Wir beenden das jetzt! So geht das nicht!«
    »Sie bleiben!«
    Kubisch stand wie zur Salzsäule erstarrt an der Wand. Die Hände zu Fäusten geballt, starrte er in die Runde. »Er ist selbst schuld«, presste er hervor. »Er hat mich dazu gemacht!«
    »Herr Kubisch, Sie halten jetzt besser den Mund.« Dr. Bergmair trat neben ihn. Kubisch stieß ihn weg. Er wirkte wie unter Strom. Jede Faser seines Körpers schien zu vibrieren. So viel Anspannung hatte Dühnfort selten gesehen. Da musste etwas raus.
    »Dass ich bin, was ich bin, verdanke ich ihm. Er war ein kranker Sadist, der es nicht anders wollte. Ich war nur der Lehm in seinen Händen. Das hier«, Kubisch deutete mit beiden Händen auf sich, »das ist sein großer Triumph über mich!«, stieß er hervor. »Dass es ihm gelungen ist, mich zum Mörder zu machen. Sein perverser Sieg.« Der Ausbruch verebbte ebenso schnell, wie er gekommen war. Kubisch schien in sich zusammenzufallen, glitt kraftlos an der Wand entlang zu Boden, stützte die Arme auf die Knie und vergrub den Kopf darin.
    Dr. Bergmair schritt ein. »Wir brechen ab. Mein Mandant ist weder psychisch noch physisch in der Verfassung, weiter an dieser Vernehmung teilzunehmen. Ich verlange, dass er auf die Krankenstation verlegt und psychologisch betreut wird. Alles, was er gesagt hat und jetzt noch sagen wird, ist vor Gericht nicht verwertbar.«
    Da täuschte Bergmair sich. Dühnfort gab den beiden Uniformierten ein Zeichen, zu gehen. »Wir machen weiter.«
    »Mein Mandant ist nicht in der Verfassung dafür. Er braucht einen Arzt.«
    »Wissen Sie, wie das ist, wenn man ständig gedemütigt wird und verachtet, wenn man nie ein Wort des Lobes hört oder der Anerkennung?« Kubischs Stimme klang dumpf. »Wenn einem der eigene Vater nichts zutraut, wenn man nie gut genug ist, immer ein Versager?« Er hielt den Kopf weiter in den Armen vergraben, sprach zum Boden und zu sich. »Wie eine Wunde, die kaum verschorft ist und aufgerissen wird. Wieder und wieder. Wissen Sie, wie sich das anfühlt?« Er blickte auf, ließ den Kopf jedoch sofort wieder sinken. »Nein. Natürlich nicht. Das können Sie gar nicht wissen. Woher auch? Du suchst einen Ausweg, denkst abwechselnd an Selbstmord und Rache. Gedanken, die du nicht denken willst. Doch du musst. Sie werden dir aufgezwungen. Wundmachende Gedanken. Wie eine raspelnde Feile. Sie zerfetzen und zerreißen dich. Sie häuten dich. Machen einen anderen aus dir. Irgendwann ist es so weit. Du musst dich entscheiden. Doch es ist nicht deine Entscheidung. Sie wird dir aufgezwungen. Du bist nur das Produkt deiner Erfahrungen.«
    Kubisch sah auf. »Er hat aus mir gemacht, was ich bin. Mein Vater. Einen Mörder. Das ist sein Werk und sein größter Triumph. Ich bin nur die Antwort, das Echo seiner Grausamkeit. Mehr nicht.«

84
    Ein Sturm in der dritten Novemberwoche brachte den ersten Schnee. Die Nacht über tobte er sich aus und flaute erst im Morgengrauen ab. Als Dühnfort um acht aus dem Bürofenster sah, war alles weiß bedeckt, auch die Hauben der Zwillingstürme des Doms. Für einen Moment stieg eine Erinnerung aus vergangenen Kindertagen in ihm auf. Die Freude des kleinen Jungen beim Anblick des ersten Schnees. Ein Wunschbild schob sich dazwischen. Er und sein Sohn beim Schlittenfahren auf dem Olympiaberg. Vor Freude kreischend rasten sie den Hügel hinab. Er wandte sich vom Fenster ab und setzte sich an den Schreibtisch.
    Bis sie diesen Fall abgeschlossen hatten, gab es noch viel zu tun. Die Morde an seinem Vater und seiner Schwester hatte Kubisch gestanden und den Mordversuch an Clara zugegeben. Sie hatte ihn dazu gebracht. Sie war schuld, hätte sie ihn nicht bis aufs Blut provoziert, wäre das nie passiert. Dieses geldgeile Miststück, das sich auch noch die Schenkung unter den Nagel reißen wollte.
    Brettschneider wollte

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