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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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verfärbt, könnte man denken, sie schliefe. Die Bettdecke war bis zur Brust hochgezogen. Darauf lagen die geöffneten Hände, deren Fingerspitzen sich berührten. In der rechten befand sich ein roter Apfel. In der linken ein Büschel Trauben. Das also hatte Heigl mit seltsam gemeint.
    Alois lehnte in einem weißen Overall an der Wand und ließ dieses Bild auf sich wirken. So kannte Dühnfort ihn nicht. Nachdenklich. Nun sah er hoch. »Hallo Tino.«
    Er nickte Alois zu. »Hat Buchholz schon fotografiert?«
    »Ja.«
    »Wissen wir schon, wer sie ist?«
    »Die Wohnungseigentümerin. Emily Dreher, achtundachtzig Jahre alt. Ihre Tochter Elisabeth hat sie gefunden. Kurz nach zwölf. Ihre Mutter ging nicht ans Telefon, also hat sie nach ihr gesehen und sie so aufgefunden.« Alois wies aufs Bett. »Der Notarzt hat nichts am Tatort verändert. Ihm kam die Sache sofort komisch vor. Er hat den Tod festgestellt, den Totenschein ausgefüllt und uns gerufen.«
    »Darf ich mal?« Dr. Ursula Weidenbach trat ans Bett. Mit den latexbehandschuhten Fingern zog sie Ober- und Unterlider auseinander. Die Schleimhäute wurden sichtbar. Dühnfort entdeckte einige punktförmige Einblutungen. Zu wenige für Erwürgen oder Erdrosseln.
    »Einige Petechien. Das Gesicht weist eine leichte Zyanose auf.« Weidenbach klappte den Kiefer weiter hinunter und leuchtete mit einer Taschenlampe in die Mundhöhle. »Ebenso die Mundschleimhäute.« Mit flinken Bewegungen streckte sie den Kopf und untersuchte den Hals. »Keine Strangmarken, keine Würgemale. Nur hier zwei kleine Hämatome. Sehen Sie? Bekommen alte Leute leicht, wenn sie blutverdünnende Mittel nehmen. Ich werde mir mal den Medikamentenschrank ansehen.« Sie wies erst auf das eine, das sich auf der rechten Halsseite befand, etwa so groß wie ein Eineurostück, dann auf das andere an der rechten Schläfe, das ein wenig größer war, und setzte die Untersuchung an den Armen der Toten fort. »Keine Hautabschürfungen oder äußere Verletzungen. Auf den ersten Blick nichts, was auf Abwehr oder Kampf hindeutet. Der Kollege scheint mit seiner Einschätzung richtigzuliegen. Es sieht so aus, als wurde sie erstickt. Vermutlich durch eine weiche Bedeckung der Atemöffnungen. Alte und gebrechliche Menschen und kleine Kinder können sich dagegen kaum wehren. Ich hatte schon einige derartige Fälle auf dem Tisch. Und vermutlich wesentlich mehr nicht. Denn diese Art des gewaltsamen Todes wird oft übersehen.«
    »Sie wurde mit einem Kissen erstickt?«
    »Wenn ich sie mir genau angesehen habe, kann ich mehr dazu sagen. Aufgrund der besonderen Situation«, Weidenbach wies auf die Hände der Toten, die Apfel und Trauben hielten, »und der Einblutungen gehe ich nicht von einem natürlichen Todesfall aus. Ich schenke mir also die Leichenschau hier und mache das im Institut. Wenn Sie einverstanden sind, lasse ich die Tote abholen.«
    Dühnfort hatte nichts dagegen, allerdings noch eine Frage. »Können Sie zum ungefähren Todeszeitpunkt schon etwas sagen?«
    Sie verstaute die Taschenlampe im Koffer. »Wenn Sie mir helfen, sie zu drehen, dann sehen wir uns die Leichenflecke an.«
    Er wollte nicht, dass dieses Bild schon zerstört wurde. Es erinnerte ihn an alte Gemälde, an eine morbide Inszenierung. »Es eilt nicht.«
    Während Ursula Weidenbach den Leichenwagen anforderte, betrachtete er noch eine Weile dieses Tableau. Feierlich, festlich. Erhaben. Ein schöner Tod. Der Tod einer Herrscherin, einer Königin, einer machtvollen Frau. Apfel und Trauben wie Insignien. Es fehlten nur getragene Musik, der Duft von Weihrauch und Kerzen, gedämpfte Stimmen, das leise Rascheln von Kleidung, das unterdrückte Schluchzen der Trauernden.
    Alois trat neben ihn. »Beim Mord an alten Leuten geht es meistens ums Erbe oder um Überforderung der pflegenden Angehörigen. Manchmal auch um Mitleid mit Todkranken. Wir sollten die Familie unter die Lupe nehmen.«
    »Ja, natürlich. Die Familie ist immer die erste Wahl. Wo bleibt eigentlich Kirsten?«
    »Als ich mit ihr telefoniert habe, stand sie am Irschenberg im Stau.«
    »Was macht sie denn dort?«
    »Ihre Tochter ist in Neubeuern im Internat. Die Schulleiterin hat angerufen. Da war wohl Feuer am Dach, und Kirsten ist schnell hingefahren.«
    »Und weshalb sagt sie mir nicht Bescheid?«
    »Ich dachte, sie hätte das.«
    Irrtum. So ging das nicht. Dühnfort schob den Ärger beiseite. Es war Zeit, mit Buchholz zu reden.
    Wie immer war der Leiter der Abteilung Kriminaltechnische

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