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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Untersuchung mürrisch. »Vorsicht! Latsch mir nur nicht auf die Falten im Teppich. Am besten gehst du außen herum.« Buchholz deutete einen Bogen um den Sessel an. Dühnfort folgte der Anweisung. Der umgestürzte Rollstuhl, der verrutschte Teppich. Eine Illustrierte war zu Boden gefallen. Daneben lag ein Kuli. Emily war nicht im Bett gestorben. Das hier war der Tatort. »Gibt es Kampfspuren?«
    »Woher denn? Die Frau war alt und hatte die Statur eines Kindes. Wie hätte sie sich wehren sollen? Das hier werden wir uns genau ansehen.« Buchholz wies auf ein orangefarbenes Samtkissen. »Ich denke, damit wurde sie erstickt.«

19
    »Dühnfort. Ich werde die Ermittlung leiten.« Er reichte Elisabeth Dreher die Hand und setzte sich zu ihr an den Küchentisch, während sich die Kollegin verabschiedete.
    Das Alter der Frau war schwer zu schätzen. Vielleicht Anfang sechzig. Das Make-up war sorgfältig und dezent. Nur die Wimperntusche war ein wenig verschmiert und die Augen gerötet. Kastanienbraun gefärbtes Haar, kinnlang und glatt geföhnt, die Kleidung sicher kostspieliger, als es auf den ersten Blick aussah. Eine Dame, würde sein Vater sagen.
    »Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen. Geht das?«
    Ein zerknülltes Taschentuch verschwand in der Tasche des Blazers. Sie gab sich einen Ruck. »Es muss wohl. Als ich meine Mutter gefunden habe … Es war ein Schock … Ich meine, natürlich war mir bewusst, dass sie nicht unsterblich ist. Immer wenn sie nicht ans Telefon ging und ich nach ihr gesehen habe, war ich darauf vorbereitet, sie hilflos, verletzt oder schlimmstenfalls tot aufzufinden. Und ich war jedes Mal erleichtert, wenn sie wohlauf war. Doch das hier«, sie wies mit einer fahrigen Handbewegung Richtung Schlafzimmer, »darauf war ich nicht gefasst. Ein gewaltsamer Tod. Das erwartet man nicht.«
    »Sie haben das sofort erkannt?«
    »Nein. Nicht sofort. Erst als ich auf den Notarzt wartete. Zuerst dachte ich, meine Mutter wäre im Schlaf gestorben. Doch der Apfel und die Trauben … Und wie sie da lag. Wie aufgebahrt. Sie war ein durch und durch pragmatischer Mensch. Wenn es ihr schlechtgegangen wäre, hätte sie ihre Kraft darauf verwendet, ans Telefon zu gelangen und den Notruf zu wählen, und nicht, um Obst aus der Küche zu holen. Außerdem mochte sie Trauben nicht besonders.«
    »Wann haben Sie Ihre Mutter angerufen?«
    »Gegen Viertel vor zwölf. Als sie sich nicht gemeldet hat, bin ich rübergegangen. Ich wohne nur zwei Straßen weiter.«
    »War die Wohnungstür verschlossen?«
    »Sie war zu, aber nicht abgesperrt.«
    »Wer hat einen Schlüssel?«
    »Es gibt nur zwei. Einen hat meine Mutter, den anderen habe ich.«
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.« Dühnfort sah nach. Der Schlüsselbund von Emily Dreher hing am Schlüsselbrett über der Kommode im Flur. Es gab keine Einbruchsspuren. Die alte Frau hatte ihren Mörder also selbst hereingelassen.
    Der Lift kam nach oben. Die Türen öffneten sich. Zwei Mitarbeiter des städtischen Bestattungsinstituts stiegen aus. Der Zinksarg lehnte hochkant an der Kabinenwand. Sie nahmen ihn zwischen sich. »Wohin müssen wir?«
    Er zeigte ihnen den Weg und bat Elisabeth Dreher, in der Küche zu warten.
    Das Bild im Schlafzimmer war bereits in Zerstörung begriffen, die Bettdecke zurückgeschlagen. Alois legte Apfel und Trauben in Spurenbeutel.
    Die beiden Männer in ihren dunklen Anzügen stellten den Sarg ab und öffneten ihn. »Einen Augenblick noch.« Dühnfort suchte Ursula Weidenbachs Blick und trat mit ihr ans Bett. Gemeinsam drehten sie den Leichnam auf die Seite. Er war mit einer dunkelblauen Hose und einem cremefarbenen Pullover aus einem feinen Wollgemisch bekleidet. Die Totenstarre war vollständig ausgebildet. Weidenbach schob den Pulli hoch und die Hose herunter. Auf Rücken und Gesäß zeigten sich ausgeprägte Leichenflecken, die sich noch gut wegdrücken ließen.
    »Mindestens acht, maximal zwanzig Stunden. Also zwischen … « Sie rechnete nach. »Zwischen siebzehn Uhr gestern Nachmittag und fünf Uhr heute Morgen. Ich denke, ich bekomme das noch genauer hin.«
    Die Wohnung war nicht durchwühlt worden. Nichts deutete auf einen Raubmord hin, dennoch wollte Dühnfort sichergehen. Er wartete, bis der Sarg mit der Leiche abtransportiert war, und kehrte in die Küche zu Elisabeth Dreher zurück. »Könnten Sie nachsehen, ob etwas fehlt? Geld, Schmuck oder sonstige Wertsachen? Schaffen Sie das?«
    »Ja, natürlich.« Sie steckte das Taschentuch

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