Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
stammen vom Samtkissen, das im Wohnzimmer lag. Es ist meiner Meinung nach die Tatwaffe.« Sie wandte sich an Buchholz. »Die Fasern schicke ich Ihnen zum Abgleich. Ein blutverdünnendes Medikament wie Marcumar hat Emily nicht genommen. Die beiden Hämatome haben andere Ursachen. Das an der Schläfe stammt von einem Schlag. Das am Hals vermutlich von einem Daumen. Emily wurde niedergeschlagen, wahrscheinlich mit einem Totschläger, kurz gewürgt und schließlich mit dem Kissen erstickt.«
»Also ein Überraschungsangriff«, sagte Dühnfort. »Der Täter klingelt. Emily lässt ihn ein und führt ihn ins Wohnzimmer. Er schlägt sie nieder, sie stürzt und reißt dabei den Rollstuhl um. Er nimmt das Kissen vom Sofa und drückt es ihr aufs Gesicht.«
Weidenbach nickte zustimmend. »So könnte es abgelaufen sein. Es ist mir gelungen, den Todeszeitpunkt weiter einzugrenzen. Der Exitus trat frühestens um neunzehn Uhr ein, spätestens um zweiundzwanzig Uhr.«
Dühnfort legte den Laserpointer beiseite. »Um halb acht hat Elisabeth Dreher mit ihrer Mutter telefoniert. Da war sie wohlauf und allein. Ich nehme jedenfalls an, dass sie ihrer Tochter gegenüber Besuch erwähnt hätte. Hat irgendjemand bemerkt, ob die alte Dame Besuch bekam?«
Kirsten schlug ihre Notizen auf. »Dagmar Gödde, die Mieterin der Wohnung über Emily, hat eine Beobachtung gemacht. Sie kam gegen Viertel vor acht von der Nachbarin. Während sie den Schlüssel hervorkramte, fuhr der Lift nach oben. Er hielt in der dritten Etage, direkt unter ihr. Sie hörte Schritte, die vor Emilys Wohnung stoppten. Frau Gödde hat zunächst angenommen, es wäre die Tochter, die ja häufig kommt. Doch der Besuch klingelte. Das muss die Tochter nicht. Sie hat einen Schlüssel.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Frau Gödde hatte inzwischen ihren Schlüsselbund gefunden und nur noch gehört, wie unten die Tür geöffnet wurde.«
»Emily hat ihren Mörder also selbst hereingelassen. Entweder wirkt er vertrauenswürdig, oder sie kannte ihn. Wir nehmen uns das persönliche Umfeld vor.«
»Einer Studentin aus der WG im ersten Stock ist die Putzfrau etwa zehn vor sieben im Treppenhaus begegnet«, fuhr Kirsten fort. »Der Mieter im Erdgeschoss links hat sie ebenfalls gesehen, als sie das Haus verließ. Er sagt, es war kurz vor sieben. Dem Gemüsehändler auf der anderen Straßenseite ist eine ältere Frau aufgefallen, als er seinen Laden dichtmachte. Sie stand eine Weile vorm Haus. Irgendwann war sie weg. Vielleicht hat sie eine Beobachtung gemacht. Wir könnten mit einem Zeugenaufruf nach ihr suchen. Das war es schon.«
»Den Besucher kurz vor acht hat niemand sonst gesehen?«
Kirsten verneinte. »Nur Dagmar Gödde. Und gesehen hat sie ihn nicht. Nur gehört.«
»Wie sieht es mit der Putzfrau aus? Haben wir schon Kontakt zu ihr?«
Alois stellte seinen Becher mit grünem Tee ab. »Ihre Anzeige im Wochenblatt habe ich gefunden. Darin ist nur eine Handynummer angegeben. Bisher habe ich Elena nicht erreicht. Wenn ich ihr eine Nachricht hinterlasse, dass sie sich bei der Polizei melden soll, wird sie das garantiert nicht tun. Sie arbeitet schwarz und hält sich vermutlich illegal hier auf.«
»Wie kommst du darauf?«
»Der Mieter unten links, mit dem Kirsten auch gesprochen hat, meint das. Herrmann Maruhn, Frührentner. Er hat viel Zeit, zu beobachten, was sich im Haus tut. Vor einer Woche kam ihm Elena im Flur entgegen, telefonierend. Sie sprach Ukrainisch oder Russisch, meinte er. Ich werde es weiter probieren. Vielleicht sage ich ihr, ich hätte die Anzeige gelesen und einen Job für sie. Oder wir lassen das Handy orten.«
»Wir müssen mit ihr sprechen.« Kurz überlegte Dühnfort, ob sie involviert sein könnte, doch Zeugen hatten gesehen, wie sie kurz vor sieben ging. Zu diesem Zeitpunkt hatte Emily noch gelebt. »Probier weiter, Kontakt aufzunehmen. Wenn das bis heute Abend nicht gelingt, beantragen wir den Ortungsbeschluss.« Dühnfort wandte sich an Buchholz. »Frank, wie sieht es mit Spuren aus?«
Der Leiter der KTU erhob sich und ging zur Magnetwand. Mit der Hand strich er sich über die graumelierten Stoppeln, die seinen Schädel bedeckten. »Ein sehr spurenarmer Tatort. Keine Hinweise auf Einbruch. Der Mord geschah definitiv im Wohnzimmer. Fingerabdrücke werden derzeit ausgewertet. An der Kleidung konnten wir tatrelevante DNA -Spuren sichern. Bis heute Mittag kann ich mehr dazu sagen. Das war es fürs Erste.«
Dühnfort stand auf. »Ich frage mich,
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