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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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weshalb die Tat inszeniert wurde. Ohne Apfel und Trauben war die Chance hoch, dass der Mord unentdeckt geblieben wäre. Eine hochbetagte, herzkranke Frau wird tot in ihrem Bett aufgefunden. Auf den ersten Blick sieht das so aus, als wäre sie friedlich eingeschlafen. Bei der Leichenschau hätte ein Arzt die beiden kleinen Hämatome leicht übersehen können oder ihnen keine Bedeutung beigemessen.« Dühnfort wandte sich an Ursula Weidenbach. »Was meinen Sie?«
    Sie nickte. »Ich dachte ja auch erst an blutverdünnende Mittel. Und diese Art des Erstickens ist schwer zu erkennen. Sie funktioniert allerdings nur bei wehrlosen Personen.«
    »Unser Täter wollte also, dass wir den Mord als solchen wahrnehmen. Normalerweise ist es umgekehrt. Taten werden vertuscht. Weshalb tut er das?«
    Einen Moment war es still. »Ein Spinner, der seine fünfzehn Minuten Berühmtheit erlangen will«, meinte Alois.
    Kirsten zog die Stirn in Falten. »Wenn er ins Fernsehen will, hätte er sich vermutlich gestellt. Außerdem wäre ein Kind als Opfer die Garantie schlechthin für ein gigantisches Medienbohei. Ein Mord an einer alten Frau … danach kräht doch kein Hahn.« Sie zog die Schultern hoch. »Entschuldigung. Ist doch so.«

23
    Clara reckte sich. Noch fünfzig Seiten, dann war sie mit dem historischen Roman fertig. Ihre Schultern waren nach zwei Stunden Arbeit verspannt. Zeit für eine Pause.
    Im Augenwinkel nahm sie eine Bewegung im Hof wahr. Jemand steuerte die Werkstatt an. Hannes! Freudiger Schreck und unwillkürlicher Ärger traten in ihrem Innersten gegeneinander an. Der Ärger siegte. Sie hatte lange nichts von ihrem Exmann gehört, bis er vor vier Wochen angerufen hatte und fragte, ob sie ihm nicht die Uhr zurückgeben wollte, die er ihr zum zehnten Hochzeitstag geschenkt hatte. Sie war teuer gewesen, und er brauchte das Geld. Beleidigt hatte er das Gespräch beendet, als sie sich weigerte. Kam er deswegen? Wegen der Uhr, die der Einbrecher neulich verschmäht hatte? Beunruhigung stieg bei dieser Erinnerung in ihr auf. Dieser merkwürdige Einbruch.
    Hannes entdeckte sie. Ihre Blicke trafen sich. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Wie kam er dazu, sie einfach so zu überfallen? Ohne Vorankündigung, als würde sie immer hier sitzen und Ausschau nach ihm halten, nach dem Mann, den sie geliebt und der sie belogen, betrogen hatte.
    In einer Hand trug Hannes eine Zeitung. In der anderen hielt er eine Papiertüte. Damit winkte er ihr zu. Offenbar brachte er, in Erinnerung an alte Zeiten, Semmeln für ein zweites Frühstück mit. Verärgert verzog sie das Gesicht, stand jedoch auf, um ihn hereinzulassen. Unwillkürlich warf sie auf dem Weg zur Tür einen Blick in den Spiegel. Die grauen Strähnen im braunen Haar schienen mehr geworden zu sein. Natürlich war sie ungeschminkt und steckte in einer uralten Levis 501 , die ihre schlanke Figur allerdings vorteilhaft betonte. Die weiße Bluse, die sie offen über einem ausgewaschenen Shirt trug, hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Die Manschetten wurden fadenscheinig. Doch das war egal. Es war nur Hannes, der da kam, voller Selbstsicherheit, dass sie nur auf ihn gewartet hatte, wie Aschenputtel auf den Prinzen. Für ihn musste sie sich weiß Gott nicht in Schale werfen.
    »Grüß dich, Clara.« Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Gut siehst du aus.«
    »Glaubhaft zu lügen hat noch nie zu deinen Stärken gehört. Was willst du?«
    Es war einfach ungerecht. Während sie mit zunehmendem Alter an Schönheit verlor, sah Hannes mit jedem Jahr besser aus. Er gehörte eindeutig zu den Männern, die um die fünfzig am attraktivsten waren. Volles dunkles Haar mit ersten Silbersträhnen. Lebhafte graue Augen. Der Dreitagebart war ungewohnt, doch er stand ihm gut. Er gab ihm etwas Verwegenes, das durchaus seinem Wesen entsprach. Noch immer war er schlank und durchtrainiert. Sicher lief er weiterhin jeden zweiten Tag seine Zehn-Kilometer-Runde.
    »Kaffee borgen. Meiner ist alle.« Er sagte das mit diesem frechen Lächeln, mit dem er immer durchkam. Und dennoch spürte sie, dass sich etwas anderes dahinter verbarg. Angst und Unsicherheit. »Borgen?«
    »Nun ja. Ich dachte eher an ein Tauschgeschäft. Semmeln gegen Kaffee und ein nettes Gespräch.«
    »Hat Tanja dich verlassen? Am Ende wegen eines Jüngeren?« Damit brachte sie das Lächeln zum Verschwinden. Volltreffer also. Eine Sekunde Schadenfreude.
    »Uns geht es gut. Wir erwarten unser zweites

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