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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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als sie in die Küche kam. Serena ignorierte ihn und ging schnurstracks zum Waschbecken, füllte ein großes Wasserglas bis zum Rand mit Leitungswasser und leerte es in einem Zug. „Nun …“ sagte sie, als sie sich schließlich zu ihrem Cousin umdrehte. „Wie war dein Abend?“
    Nicos Blick verengte sich. „Ich sagte fünf Minuten.“
    „Es waren fünf Minuten.“
    „Es waren zehn Minuten, deine Lippen sind ganz geschwollen, und deine Hände zittern.“
    Oh.
    „Du darfst so einen Mann nicht ernst nehmen, Serena.“
    „Das habe ich auch nicht vor.“
    „Ich meine, was wissen wir schon von ihm? Abgesehen davon, dass er von einem Moment auf den anderen die Koffer gepackt hat, als Tomas ihn anrief. Im Ernst, was sagt das über einen Mann?“
    „Dass er ein guter Freund von Tomas ist?“
    „Er ist ein Schürzenjäger. Ein Mann ohne Verantwortungsgefühl.“
    „Frag ihn doch mal, womit er früher seinen Lebensunterhalt verdient hat“, sagte sie säuerlich. „Das ist sehr erhellend.“
    „Er ist ein Weiberheld. Ich dachte, du kannst damit umgehen, sonst hätte ich ihn dir nie vorgestellt.“
    „Ich kann damit umgehen“, stieß sie hervor. Sie hatte genug davon, dass sich Nico und all die anderen, die es angeblich gut mit ihr meinten, ständig einmischten. „Ich weiß selbst, dass er ein Weiberheld ist. Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich weiß, dass es keine Zukunft hat. Ich will nicht, dass es eine Zukunft hat. Kapiert?“ Ihr brach die Stimme, doch sie verzog keine Miene, während sie Nico über den Tisch hinweg fixierte. Wehe, er würde es wagen, sich ihrer Leidenschaft in den Weg zu stellen. „Ich weiß, was ich tue.“
    Nach einer kalten Dusche in dem kleinen Gästezimmer, ein Handtuch um die Hüften geschlungen und das Haar noch nass, hatte Pete plötzlich die Idee, seinen großen Bruder anzurufen. In Singapur.
    „Hallo.“ Jakes Stimme klang heiser, verschlafen.
    „Jake? Wie spät ist es bei dir?“ Er rechnete schnell nach und biss sich angesichts der frühen Stunde auf die Lippe. „Ich, äh, ich störe doch nicht, oder?“
    „Höchstens meinen Schlaf. Den störst du empfindlich.“
    „Tut mir leid. Ich rufe später noch mal an.“
    „Hast du Ärger?“, fragte Jake.
    „Eigentlich nicht.“
    Jake schwieg. Das hatte Jake schon immer gut gekonnt: schweigend abwarten, während sein Gegenüber sich wand und versuchte, seine Gefühle in Worte zu fassen. Es hatte wohl etwas mit innerer Gelassenheit und Meditation zu tun. Er selbst war nie richtig dahintergekommen. „Na gut, vielleicht habe ich doch ein klitzekleines Problem.“
    „Definiere klitzeklein.“
    „Es gibt da eine Frau.“
    Schweigen. Angespanntes Schweigen. Kein Schweigen, das innere Gelassenheit signalisierte. Und dann: „Warum immer ich?“, fragte Jake mit leidender Stimme. „Ich lebe bescheiden und zurückgezogen. Ich bezahle meine Steuern … Warum?“
    „Ist das ein ungünstiger Zeitpunkt?“, fragte Pete. „Ich kann später noch mal anrufen. Wenn du richtig wach bist.“
    „Ist sie unheilbar krank?“
    „Nein.“
    „Bist du unheilbar krank?“
    „Nein.“
    „Ist sie mit einem Mafiaboss verheiratet?“
    „Sie ist gar nicht verheiratet.“
    „Du befindest dich also nicht in körperlicher Gefahr?“
    „Nein.“ Er sorgte sich eher um seine Seele. „Mein Körper glaubt, er sei im Himmel.“
    „Vielleicht bin ich schwer von Begriff“, sagte Jake, „aber was zum Teufel ist dein Problem?“
    „Sie will sich nicht binden.“
    „Na und? Du doch auch nicht. Sobald eine Frau es ernst meint, bist du weg.“
    „Die hier ist irgendwie interessant.“
    Schweigen.
    „Du bist verliebt“, sagte Jake schließlich.
    „Bin ich nicht!“ Pete klang entrüstet. „Das habe ich nicht gesagt. Ich frage mich nur, was der nächste Schritt nach so einer unverbindlichen Beziehung wäre. Weißt du … unverbindlich, und doch irgendwie verbindlich. Eine Stufe vor der festen Beziehung. Aber ich komme nicht drauf.“
    „Selbsttäuschung“, sagte Jake trocken. „Mach dich aus dem Staub.“
    „Das ist dein Rat? Dass ich mich aus dem Staub machen soll?“
    „Genau.“
    „Hast du nicht noch einen anderen Rat?“
    „Tut mir leid.“
    „Du bist keine große Hilfe.“
    „Bei solchen Fragen nicht“, sagte Jake mit grimmigem Humor. „Ruf Tris an!“ Und mit diesen Worten legte er auf.
    Auf keinen Fall, dachte Pete und steckte das Handy wieder ein. Auf gar keinen Fall würde er heute Abend noch jemand aus seiner Familie anrufen.

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