Demon Lover
hatte ich den Eindruck, du wärst besessen.»
Die Bemerkung traf sie wie ein Faustschlag. Auf einmal sah sie Remis Schwanz vor sich, der sie mit tiefen, machtvollen Stößen peinigte. Bei der Vorstellung, wie er sie gepfählt hatte, geriet ihr Herzschlag aus dem Takt.
Kendra schluckte. Sie hatte einen sauren Geschmack im Mund. Du meine Güte! Das konnte doch alles nicht wahr sein! Offenbar war ihre Fantasie Amok gelaufen. Sie erschauerte. «Es war nichts», sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu Gerald. «Ich hatte nur einen Migräneanfall.»
Seine ernste Erwiderung tönte ihr in den Ohren. «Ich sollte dich wieder ins Krankenhaus bringen.»
Krankenhaus. Der gefürchtete Ort, wo Ärzte in einem herumstocherten und einen auseinandernahmen.
Gegen die aufsteigende Panik ankämpfend, ließ Kendra die Hand sinken. «Nein. Das kommt gar nicht in Frage.»
Gerald holte sein Handy aus der Tasche, ein schickes, teures Teil. «Du bist eindeutig nicht in Ordnung», entgegnete er und klappte das Handy auf. «Es war ein Fehler, dich so schnell aus der Reha zu entlassen. Ich rufe deinen Arzt an und lasse dich wieder einweisen.» Seine brutale Ankündigung traf sie mitten ins Herz. Gerald war nicht der Typ, der ein Blatt vor den Mund nahm.
Sie versuchte, ihm das Handy wegzuschlagen. «Ich bin okay», beharrte sie. «Ich muss nicht ins Krankenhaus. Steck das Ding ein.»
Gerald klappte das Handy zu und seufzte schwer. «Das darf sich nicht wiederholen, Kendra. Die Lügerei, das Trinken, das Einschließen in deinem Zimmer …» Ein unheimlicher Anflug von Groll erschien auf seinem Gesicht und verschwand wieder. «Und wenn etwas anderes nicht stimmt, sollte man sich damit befassen, bevor sich dein Zustand verschlimmert.»
«Ich bin gerade mal einen Tag zu Hause, Gerald. Ich hatte noch keine Zeit, mich über die Hausbar herzumachen. Und die Pillen, die ich nehme, hat mir der Arzt verschrieben.»
Er krampfte die Hand ums Handy und betrachtete sie finster. «Ich bin mir nicht mal sicher, ob dir der Seelenklempner geholfen hat.»
Der letzte Rest ihrer Energie verpuffte. «Ich weiß nicht, ob mir überhaupt zu helfen ist», gestand sie leise. «Ich weiß nur, dass mein Leben nicht so weitergehen kann wie früher.» Sie sah zu ihm auf, ein lautloses Flehen um Verständnis. «Ich will mein Leben wiederhaben. Wie damals, als Michael und ich noch zusammen waren.»
Gerald steckte das Handy ein und schüttelte traurig den Kopf. «Du begreifst nicht, dass Michael dir nicht gutgetan hat, Kendra. Dad hat richtig gelegen, als er versucht hat, ihn von dir fernzuhalten.»
Die Bemerkung traf sie wie ein Schlag in den Magen. Sie starrte Gerald ungläubig an. «Dass er Michael hat ins Gefängnis werfen lassen, hat mich nicht gerade überzeugt», schnaubte sie.
Geralds Augen verdunkelten sich vor Ärger. «Michael wurde wegen unbezahlter Strafmandate polizeilich gesucht – und bei seiner Festnahme wurden im Kofferraum seines Wagens etliche Gramm Gras gefunden.»
Kendra schüttelte störrisch den Kopf. Seine Vorwürfe hätten sie eigentlich nicht überraschen sollen. Sie hatte gewusst, dass Gerald ihr Michaels Vergehen irgendwann ins Gesicht schleudern würde. «Das hat einem Freund gehört.»
Gerald sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. «Ja, klar. Wenn man von seinem Bad-Boy- und Rockstar-Image mal absieht, ist er immer noch ein Junkie und Loser. Wenn er überhaupt was von einem Mann hatte, weshalb hat er dich nach Dads Tod dann fallen lassen?»
Verblüfft über die verbale Ohrfeige, funkelte Kendra ihren Bruder sprachlos an. Michael Roberts hatte zwar nicht viele Worte gemacht, aber sie wusste genau, weshalb er sie fallen lassen hatte.
Weil es in seinem Geschäft auf gutes Aussehen ankam.
Ein Mann wie Michael konnte es sich nicht leisten, sich mit einem Scheusal in der Öffentlichkeit zu zeigen. Für einen angesagten Indie-Rocker, für den sich eine Plattenfirma interessierte, kam das nicht in Frage.
Ihr krampfte sich der Magen zusammen, als sie an seine vielen Ausreden dachte. Dann sah sie sich mit verbundenem Gesicht und Oberkörper vor sich. Hätte sie sich für die Titelrolle in einem Mumienfilm beworben, man hätte sie wahrscheinlich auf Anhieb genommen. Michael hatte ihr nicht sehr überzeugend erklärt, er müsse auf Tournee und die Strapazen wären zu viel für sie. Es sei besser, einen klaren Schnitt zu machen; dann würde sie nicht klammern und vergeblich auf ihn warten.
Klammern
. Als hätte sie sich mit
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