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Den Jakobsweg erfahren

Den Jakobsweg erfahren

Titel: Den Jakobsweg erfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Frömmert
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an und dann geht es wieder hinaus in die Kälte. Die Spanier
treffen wir bereits auf dem Flur. Mit „Que tal?“ (Wie geht’s) begrüße ich sie.
Während sie schnell startklar sind und aufbrechen, müssen wir erst wieder
Schläuche flicken. Anschließend geht es für uns auch weiter.
    Der Weg führt zunächst durch den
Wald und dann entlang der Nationalstraße bergab. In Hospital nehmen wir unser
Frühstück in einer Gaststätte ein. Die Spanier hatten wohl zufällig die gleiche
Idee, sind aber damit gerade fertig und rücken ab. Das Lokal wird von einer
Frau und wahrscheinlich ihrem Vater allein betrieben. Die Eingangstür schließt
nicht zuverlässig. Es herrscht reger Andrang. Immer, wenn jemand rausgeht oder
reinkommt, bleibt die Tür offen. Mehrere Male stehen wir auf und schließen sie.
Wir genießen die Wärme hier. Immer, wenn die Tür offensteht, kriecht die Kälte
in den Raum. Wir gönnen uns noch einen weiteren Kaffee, bevor es weiter geht.
    Als wir gerade nach einer
mächtigen Steigung vom Originalweg, der jetzt entlang der Nationalstraße
verläuft, schieben, treffen wir die Spanier erneut. Sie fahren lieber die
Nationalstraße und wir wollen lieber den wirklichen Jakobsweg fahren. In den
Gesichtern der Spanier kann man es, wenn man genau hinsieht, lesen: „Die
Deutschen sind verrückt!“ Sie könnten Recht haben, denn er ist erstens deutlich
kürzer, hat aber teilweise so heftige Steigungen, dass selbst der kleinste Gang
zu groß ist. Zusätzlich erschweren Geröll und Felsbrocken das Vorankommen. Wir
machen einige Fotos von - und miteinander, verabreden zusammen in Triacastella
ein Bier zu trinken und dann geht es weiter.
    Der Weg dahin ist sehr
anstrengend. Die Spanier haben wir überholt und kommen so vor ihnen am
vereinbarten Ort an. Da gibt es mehrere Kneipen. Weil sie ja entlang der
Nationalstraße fahren setzen wir uns in eine, die direkt an der Hauptstraße
liegt. Hier müssen sie vorbeikommen. Wir trinken 2 halbe Mahou und essen einen
vorzüglichen Pfannkuchen. Von den Spaniern ist aber immer noch nichts zu sehen.
Darum fahre ich einmal durch den Ort und klappere alle Gaststätten ab. Leider
vergeblich. An einem Kiosk treffe ich das italienische Radpilgerpärchen, die in
Astorga (Geistergestalt im Schlafraum) mit uns im Schlafraum untergebracht
waren. Wir freuen uns über das Wiedersehen und halten Smalltalk. Sie wollen
auch nach Samos. Da ist ein Kloster die Herberge. Es soll dort sehr schön sein.
Da wir auch da hin wollen, werden wir uns dort wieder treffen. Die drei Spanier
haben sie auch nicht gesehen. So verabschiede ich mich und fahre zurück zu Timo
und Siggi. Wir nehmen noch ein großes Mahou. Dann müssen wir aber weiter. Sonst
klappt es mit dem Radfahren nicht mehr.
    Wir folgen den Pfeilen. Bei einer
weiteren Pause gibt es noch ein großes Mahou an einer Kneipe in einem Kuhdorf,
wo gerade Almauftrieb ist. Rindviecher werden unmittelbar neben uns auf der
Straße in Richtung Weide getrieben. Leichtes Unwohlsein (Angst) macht sich bei
uns breit.
    Als die Kühe durchgetrieben sind,
kommen auch immer mal wieder Pilger an uns vorbei. Ein englisches Pärchen, er
offensichtlich indische Vorfahren, klein, lockige dunkle Haare, sie größer als
er, blonde kurze Haare, etwas kräftiger gebaut als er, setzen sich an den
Nebentisch. Sie zieht sich ihre Wanderschuhe aus und schlüpft in ihre
Badelatschen. Wir kommen ins Gespräch als er sieht, dass ich mit dem Handy
herumfummele. Er hat auch eines der gleichen Marke. Mit dem Android
Betriebssystem. Wieder einmal alles auf englisch, so muss ich den Pilgerbrüdern
ab und zu kurz übersetzen.
    Ich erkläre dem Engländer, dass
ich die Navigation mit dem Handy mache. Das interessiert ihn mächtig, er setzt
sich zu uns. Die Frau ist leicht genervt und zieht die Augenbrauen hoch:
„Männer!“ Als er von mir hört, dass das Navigationsapp nichts und die Karten
auch nichts kosten, ist er platt.
    Dann kommt das Gespräch auf das
heutige Tagesziel. Ich erzähle ihm von dem Kloster Samos. Das löst bei ihm
Erstaunen hervor. Er holt seinen Pilgerführer, ein kleines Taschenbuch, und
zeigt uns auf der Karte, wo wir gerade sind. An einer Gabelung hinter
Triacastella hätte es irgendwo links abgehen sollen. Wir sind den Pfeilen
gefolgt und haben die nördliche Route nach Sarria und nicht die südliche über
Samos nach Sarria erwischt. Der Engländer meint mit einem Lächeln, ob es daran
liegen könnte, dass wir zu viel Pints (Biere) genommen haben. Ich

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