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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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griechische Stadt darauf, uns mit Verachtung zu strafen, falls wir bereit waren, uns dorthin zu schleppen.
    Diesmal schien es die Mühe wert, die Plackerei auf uns zu nehmen. Famia wurde ganz aufgeregt, weil er Kyrene für einen viel versprechenden Ort zum Pferdekaufen betrachtete, Helena und ich wollten die beiden Ausreißer zusammenbringen, damit wir herausbekamen, was mit ihnen schief gegangen war, und außerdem enthielt Justinus' Nachricht einen kodierten Nachsatz, den wir als: »Ich habe vielleicht gefunden, wonach ich gesucht habe!«, entzifferten.
    Wir witzelten darüber, ob er so intellektuell geworden war, dass er die Geheimnisse des Universums meinte, aber er hatte - nicht wissend, dass ich bereits in der Provinz eingetroffen war - Claudia ebenfalls instruiert: »Schick nach Falco. Dringend!« Da sich alle einig waren, dass meine Anwesenheit bei einem philosophischen Symposion kaum erforderlich war, meinten sie, ich werde wohl doch gebraucht, um ein Zweiglein Silphion offiziell zu identifizieren.
    Camillus Justinus wieder zu sehen war eine riesige Erleichterung. Wenigstens schaute er aus wie immer
    - ein großer, schlanker Mann mit ordentlichem, kurz geschnittenem Haar, dunklen Augen und einem ansteckenden Grinsen. Es gelang ihm, scheinbare Bescheidenheit mit einem Anstrich innerer Stärke zu vermischen. Ich wusste, dass er selbstsicher war, sprachbegabt, mutig und einfallsreich in einer Krise. Mit seinen zweiundzwanzig Jahren hätte er in Rom Verantwortung übernehmen sollen - Ehe, Kinder, Konsolidierung der Ämterlaufbahn, die einst so viel versprechend ausgesehen hatte. Stattdessen befand er sich hier im tiefsten Hinterland auf einer verrückten Mission, seine Hoffnungen zerschlagen, weil er seinem Bruder die Frau ausgespannt, seine Familie, ihre Familie und den Kaiser gekränkt hatte - und all das, mutmaßten wir inzwischen, für nichts.
    Die Tiefe von Claudias Verzweiflung wurde vollends sichtbar, als wir die beiden zusammen erlebten. Helena und ich hatten ein kleines Haus in Apollonia gemietet, unten an der Küste.
    Als der sagenhafte Justinus sich uns endlich anschloss, fiel die Begrüßung seiner Schwester und mir viel freudiger aus als das angestrengte Lächeln, das er Claudia schenkte.
    Vor unserer Ankunft waren sie vier Monate zusammen gewesen, und so hatte sich zwangsläufig eine Art häusliche Routine eingeschlichen, auf die andere Leute hereingefallen wären. Sie kannte seine Lieblingsspeisen; er neckte sie; oft sprachen sie in vertrautem Ton miteinander. Es hatte keinen Widerstand gegeben, als Helena ihnen ein gemeinsames Schlafzimmer zuwies, doch als sie neugierig den Kopf durch die Tür streckte, kam sie zurück und flüsterte mir zu, die beiden hätten sich getrennte Betten zurechtgemacht. Sie schienen nur Freunde zu sein, aber keinesfalls verliebt ineinander.
    Claudia blieb ausdruckslos. Sie aß mit uns, ging in die Bäder, kam mit ins Theater, spielte mit dem Baby, alles so, als lebte sie in ihrer eigenen Welt. Sie beschwerte sich nicht, aber sie hielt den Mund auf eine Weise, die uns alle verdammte.
    Ich nahm Justinus beiseite. »Sehe ich das richtig, dass du einen schrecklichen Fehler gemacht hast? Wenn dem so ist, können wir dem ins Gesicht schauen und damit fertig werden, Quintus. Ja, wir müssen es ...«
    Er blickte mich an, als verstünde er nicht, was ich sagen wollte.
    Dann meinte er kurz angebunden, er ziehe es vor, wenn sich andere nicht in sein Leben einmischten.
    Helena hatte dasselbe zu hören gekriegt, als sie versuchte sich Claudia vorzuknöpfen.
    Wir kamen nur durch Zufall dahinter. Famia, der sich uns nach wie vor lose zugehörig fühlte, war auf der Suche nach Pferden ins Landesinnere verschwunden, so dass wir ihn zum Glück erst mal los waren. Er konnte so viel trinken, wie er wollte, solange ich nicht unter dem direkten Druck stand, ihn um meiner Schwester und ihrer jungen Familie willen nüchtern zu halten.
    Ich begriff allmählich, wie das Leben für Maia aussehen musste: Famia, der es vorzog, fast immer abwesend zu sein, und nervig war, wenn er auftauchte; Famia, der ständig die Haushaltskasse für Weingeld plünderte; Famia, der in Gesellschaft zu den unpassendsten Momenten laute Fröhlichkeit verbreiten wollte; Famia, der andere Leute zwang, entweder an seiner erbarmungslosen Gewohnheit teilzunehmen, oder sie wie sauertöpfische Geizkragen wirken ließ, wenn sie versuchten ihn vor sich selbst zu retten. Maia würde es ohne ihn entschieden besser gehen, aber er

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