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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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warme Filzrobe, gekauft in Niedergermanien in einem unbedachten Moment. Der Mantel hatte weite, angenähte Ärmel, die im rechten Winkel abstanden, und eine lächerliche spitze Kapuze. Er war als wetterfestes Kleidungsstück gedacht; Eleganz hatte bei dem Entwurf keine Rolle gespielt. Ich hatte mir geschworen, mich in so was Geschmacklosem nie in meiner Heimatstadt sehen zu lassen. Aber ich muss an diesem Abend wirklich krank gewesen sein. Trotz aller Proteste stopfte mich Helena irgendwie in meinen gallischen Mantel und machte die Knebel unter meinem Kinn zu, als wäre ich drei Jahre alt.
    Jetzt wusste ich, dass ich besser im Bett geblieben wäre. Ich hatte geplant, Saturninus mit meiner Weltgewandtheit aufs Glatteis zu führen. Stattdes- sen traf ich bei seinem schicken Haus ein, stolperte mit laufender Nase und fiebrigen Augen aus der geborgten Sänfte und sah aus wie ein buckliger keltischer Waldgott. Am zornigsten machte mich, dass Helena über mich lachte.
    Saturninus und seine Frau wohnten in der Nähe des Quirinal. Jedes Zim mer ihres Hauses war vor höchstens drei Monaten von einem professionellen Freskenmaler ausgemalt worden. Das Paar besaß jede Menge Silbermöbel, mit Kissen in leuchtenden starken Farben dekoriert. Die hübschen Beine der Liegen und Beistelltische versanken in luxuriösen Fellteppichen, manche sogar mit Kopf. Es gelang mir gerade noch, meinen linken Fuß nicht zwischen die Zähne eines toten Panters zu stecken.
    Als ich hineingeführt und aus meinem Filzungetüm geschält wurde, bekam ich mit, dass die Ehefrau Euphrasia hieß. Sie und ihr Mann hatten uns gleich am Eingang begrüßt. Euphrasia war eine sehr gut aussehende Frau, um die dreißig, dunkelhäutiger als ihr Mann, mit einem großzügigen Mund und hinreißenden sanften Augen.
    Wir gingen in ein warmes Esszimmer in kräftigem Rot und Schwarz. Falttüren führten zu einem Säulengarten, in dem sie, wie Saturninus sagte, im Sommer speisten. Er zeigte ihn uns kurz. Am ande-
    ren Ende gab es eine glitzernde Grotte aus buntem Glas und Muscheln. Mit freundlicher Besorgnis um meine Gesundheit brachte er uns wieder hinein und ließ mich neben einem Kohlebecken Platz nehmen.
    Wir waren die einzigen Gäste. Offenbar tendierten sie dazu, in intimem Rahmen zu speisen. Tja, das passte zu dem, was er mir über den Abend bei dem Exprätor Urtica erzählt hatte. Ich bemühte mich, nicht zu vergessen, warum ich hier war, aber das Haus war so gemütlich und meine Gastgeber waren so unbeschwert, dass mir das schwer fiel. Instinktiv hatte ich Saturninus misstraut, doch nach einer halben Stunde war ich vollkommen hilflos.
    Zum Glück blieb Helena wachsam. Nachdem wir über dies und das geplaudert, dies und das in großzügigen, stark gewürzten Portionen gegessen hatten und ich versuchte meine von den Gewürzen noch stärker laufende Nase zu beruhigen, legte sie gleich los: »Erzählen Sie mir doch von Ihrer Herkunft. Wie sind Sie nach Rom gekommen?«
    Saturninus machte es sich auf seiner Liege bequem. Er wirkte auf seine charakteristische Weise entspannt, trug eine graue Tunika, fast so neu wie meine, goldene Armreifen am Oberarm und schwere Siegelringe an den Fingern. »Ich kam aus Tripoli- tanien hierher, vor fast zwanzig Jahren. Ich bin frei geboren und habe Glück gehabt im Leben. Meine Familie war begütert, kultiviert, hoch angesehen in der örtlichen Gesellschaft. Wir besaßen Land, wenn auch, wie in den meisten Fällen, nicht genug .«
    »Und das war wo? Wie heißt Ihre Heimatstadt?« Helena glaubte, dass die meisten Menschen ganz erpicht darauf sind, ihre Lebensgeschichte zu erzählen, und in der Regel fragte sie deshalb nie nach. Doch wenn sie es einmal tat, war sie nicht mehr aufzuhalten.
    »Leptis Magna.«
    »Ist das nicht eine der drei Städte, denen die Provinz ihren Namen verdankt?«
    »Genau. Die anderen beiden sind Oea und Sabratha. Natürlich werden Sie von mir nur hören, dass Leptis die wichtigste ist.«
    »Natürlich.« Helena sprach mit lebhafter Stimme, als würde sie beiläufig Konversation machen, allerdings als ein etwas neugieriger Gast. Der Lanista gab sich weiterhin entspannt und selbstsicher. Ich glaubte seiner Behauptung, dass seine Familie in Leptis von Bedeutung war. Aber da blieb ein großes Fragezeichen. Helena lächelte. »Ich will ja nicht unverschämt sein, aber wenn ein Mann von guter Herkunft Lanista wird, muss sich dahinter eine Geschichte verbergen.«
    Saturninus überlegte. Ich bemerkte, dass Euphra- sia ihn

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