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Den Oridongo hinauf (German Edition)

Den Oridongo hinauf (German Edition)

Titel: Den Oridongo hinauf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingvar Ambjørnsen
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angeblich) sich direkt unter der Oberfläche sonnt, mit ihrem breiten gefleckten Rücken und ihren glotzenden Augen. An den Dolmen, den du nie erwischt hast, Magne. An den Fisch, den niemand je erwischt hat. Der sein Leben in einem See lebt, 346 Meter oberhalb des Meeresspiegels, wie eine Art erhabener Forellenengel über allem Fisch im Meer, Schwärmen von Makrelen und Heringen, und dem Pollack, der am Steinhang hin zum Ozean steht, zusammen mit Seehase und Barsch. Den Dolmen, der hoch oben unter den Wolken träge mit dem Schwanz schlägt, ganz und gar in seiner eigenen Welt, wie alle Fische immer in ihrer eigenen Welt sind, nur mit dem Unterschied, dass der Dolmen sein Leben in einem geschlossenen Becken verbringt, wo das Eis erst Mitte Mai verschwindet. Etwas am Dolmen ist seltsam. Etwas, das mich gleichzeitig anzieht und abstößt. Wenn es ihn gibt. Ja, selbst wenn es ihn nicht gibt. Im Tryndavatn angele ich mit einer Mischung aus Angst und Spannung.
    Als ich das Zelt sehe, sehe ich, dass seit dem letzten Mal Leute hier waren. Am Eingang liegen zwei leere Bierflaschen. Und in den Sitzbalken an der Feuerstätte hat jemand mit einem Beil frische Wunden eingehackt, die fast weißen Splitter leuchten im Heidekraut. Na gut. So muss es wohl sein, wenn das Zelt niemandem und damit allen gehört, aber ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, so bin ich eben nicht. Ich will Orte haben, die mir gehören, die für andere nicht zugänglich sind. Und es kommt vor, dass ich denke, dass ich deshalb die lange Fahrt den Oridongo hinauf überlebt habe, dass ich es im geschlossenen Raum nicht nur ausgehalten habe, sondern dass es mir sogar lieber so war. Alles andere auf dieser Reise hat mich gequält. Die aufgezwungene Gemeinschaft, die Brutalität, das Lachen, die vielen Geräusche, die nicht gedämpft oder ausgeschaltet werden konnten. Aber nachts, wenn die Tür verschlossen und verriegelt war, ging es besser, dann lag ich in dem engen Bett und schaute durch die Schotten hindurch, dann sah ich den breiten Strom und den Dschungel, die Lichtungen unter den riesigen Bäumen, die fast nackten Eingeborenen, die stumm das im Halbdunkel vorübergleitende Schiff betrachteten. Und ich stieg aus dem Raum heraus und setzte mich in schmale Einbäume oder auf Flöße aus Schilf und Baumstämmen, allein oder zusammen mit anderen, Zoologen, Goldgräbern, Missionaren und Entdeckungsreisenden, Elefantenjägern und Träumern, und wir fuhren mit dem Strom oder gegen den Strom, wir gingen an Land oder wir gingen nicht an Land, in der einen Nacht so, in der anderen anders, und was wir auch taten, immer öffneten sich um uns herum und in uns Abenteuer, vergessene Städte, gewaltige Stromschnellen und Seen, in denen sich Tausende von Flamingos von der glühenden Sonne rosa färben ließen, wenn sie über den fernen Hügeln aufging, und wenn ich einschlief, wenn die Träume mit ihrem unkontrollierten Verlauf die Herrschaft übernahmen, wurde ich gleichsam von Malaria oder dem Fluch des Zauberers geritten, und es kam schon vor, dass ich mich wach und wieder zur Stelle schrie, aber wenn die Nachtwache dann verschwunden war, ging es weiter hinaus auf Abenteuer, um Leben und Vernunft und Verstand zu retten.
    Und ich mache Feuer, als die Sonne im Meer versinkt, auch das habe ich mir selbst beigebracht, genauer gesagt, ich habe es mir angelesen. Trockene Rinde. Zunder. Die kleinen trockenen Zweige, die ganz dicht am Stamm der verkrümmten Tannen sitzen. Dann etwas dickere Zweige. Am Ende Holzscheite. Aber dann ist es ja so, dass hier oben in der Wildnis Gesetze und Regeln gelten wie überall sonst. Man darf hier zum Beispiel nur ein einziges Streichholz benutzen. Man muss, mit anderen Worten, nicht nur das entstehende Feuer in Gang halten, man muss auch auf Wind und Wetterverhältnisse achten und Rücksicht darauf nehmen. Wenn etwas schiefgeht, muss man nachsitzen und dann fröstelt man, während einem Kriebelmücken an Stirn und Fingerknöcheln nagen. So will es das Gesetz der Wildnis, sage ich mir. Es ist kindisch und töricht, ich bin doch ein erwachsener Mann und überhaupt – aber so ist es nun einmal. Das Feuer wird mit einem einzigen Streichholz angezündet und damit basta.
    Und es gelingt mir. Es gelingt mir fast immer. Die Flammen, die die zerrissene Rinde erfassen, sind blau und grün und unendlich schön, man kann sich leicht vorstellen, dass es lebende Wesen sind wie ich selbst, und wer weiß? Was das eigentliche Wesen der Flamme ausmacht. Zu

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