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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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aufstieg. Es war nur Dope, nichts Hartes. Dann dachte ich an meine Ma, wie sie dagelegen hatte, als ich sie fand. Hatte sie so angefangen? Mit einem harmlosen Joint? Auf keinen Fall wollte ich denselben Weg gehen. Ich reichte Spinne die Tüte zurück.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Nichts. Bisschen heiß hier drin – ich glaub, ich brauch was zu trinken.«
    »Solltst vielleicht den Pulli ausziehn, Jem, sonst schmilzte ja weg.«
    Er hatte Recht. Ich spürte, wie mir der Schweiß vorn runterlief. Also wand ich mich aus dem Pullover und versuchte niemanden mit dem Ellenbogen zu berühren, als ich ihn erst hoch- und dann über den Kopf zog. Natürlich hatte ich das Messer vergessen. Es fiel auf den Boden. Ich hielt den Atem an und fragte mich, wie wohl die Reaktion sein würde. Eine ganze Menge Leute hatten es gesehen – sie lachten bloß.
    »Hey, das brauchste hier nicht, Gangsterehrenwort, klar?« Jemand bückte sich, hob es auf und gab es mir zurück.
    »Hey, Spinne, wer ist das denn? Ist ja echt hardcore.« Das Zwinkern zeigte mir, dass sie sich über mich lustig machten. Ich war fünfzehn und so etwa eins fünfundfünfzig klein, keine Bedrohung für sie.
    Spinne grinste. »Ja, Mann, das ist Jem. Mit der solltet ihr euch nicht anlegen. Ist zwar klein, aber knallhart.«
    Normalerweise mochte ich nicht, wenn irgendwer über mich redete, aber hier, zerquetscht von all den Leuten, war es, als ob sie über jemand andern reden würden. Es war egal.
    Nach einer Weile kam ein großer Schrank zu uns rüber und sprach mit Spinne. Er war mit Tattoos übersät, und das meine ich ganz wörtlich. Arme, Hals, Gesicht, alles. Es waren die auf dem Gesicht, die mich ausflippen ließen, so was Extremes hatte ich noch nie gesehen. Spinne beugte sich zu mir runter und brüllte: »Muss mal eben ’n kleines Geschäft abwickeln. Bin gleich zurück.«
    Ich beobachtete, wie sie für ein paar Minuten hinten in einem Zimmer verschwanden, während sich mein Gehirn anstrengte, zu begreifen. Der mit den Tattoos hatte mich von oben bis unten angeguckt, als er zu Spinne rüberkam. Jetzt schwebte mir seine Zahl durch den Kopf und ich versuchte sie zu verstehen – obwohl ich keinen Zug von Spinnes Joint genommen hatte, atmete ich es offenbar trotzdem ein. Mein Gehirn funktionierte nicht so richtig, wie es sollte – ich hatte zwar nicht völlig aufgehört zu denken, aber es brauchte doch alles ein bisschen länger als üblich. 11122010. Was sollte das heißen, verdammt noch mal? Dann wurde mir plötzlich das Ganze irgendwie wieder klar. Der elfte Dezember dieses Jahres. An dem Tag würde der Typ mit den Tattoos sterben. Vier Tage vor Spinne. Verdammt, was ging hier vor?
    Ohne Spinne und mit der Zahlensache, die mir ein Loch in den Schädel brannte, war ich jetzt echt nervös. Ich hing mit Spinnes neuen Freunden herum, kannte sie aber nicht und sie mich nicht. Ich schloss die Augen, tat so, als ob ich langsam in die Musik eintauchte, und überlegte, wie lange ich es wohl aushalten würde und ob Spinne es merken – oder stören – würde, wenn ich bei seiner Rückkehr nicht mehr da wär.
    Irgendwas ließ mich die Augen wieder öffnen – eine Veränderung, etwas, das gegen mich drückte, keine Ahnung. Auf der andern Seite des Raums heizte sich die Situation auf. Eine Gruppe von Jungs einschließlich des Typs mit den Tattoos stieß jemanden herum. Hände, Schultern, Ellenbogen, immer voll rein. Und in der Mitte des Ganzen, alle überragend, stand Spinne. Groß, wie er war, gab es keinen Zweifel, was dort abging. Sie schikanierten ihn, sie bedrohten ihn. Er hielt seine Hände hoch, als wollte er sagen: Wartet, Jungs , während sie sich wie die Hyänen um ihn herum bewegten. Spinne ist groß, aber viel Fleisch hat er nicht auf den Rippen. Mir drehte sich der Magen um, ihn so zu sehen. So angreifbar.
    Ein paar Minuten später kam ein anderer Typ mit Baseballkappe und Sonnenbrille aus dem Hinterzimmer. Nicht besonders auffallend, aber irgendwas hatte er an sich, die Art, wie er auftrat. Niemand musste mich mit ihm bekannt machen: Das war eindeutig Baz, er war der Boss hier. Er sagte was und alle ließen Spinne in Ruhe. Spinne dankte ihm und es war ganz klar zu viel des Guten, er bewegte den Kopf wie ein Wackeldackel, und dann war er wieder bei mir.
    »Komm, Jem, lass uns verschwinden.«
    Er packte meinen Arm, und anstatt ihn abzuschütteln, ließ ich mich zur Wohnungstür schieben, froh, endlich nach draußen zu kommen, und traurig, dass ich

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