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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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erlaubte.
    »Nichts ist los, Spinne. Ich hatte bloß so ein beschissenes Gefühl da. Panikattacke. Jetzt bin ich wieder okay – na ja, nicht okay, aber es geht wieder.« Ich versuchte vom Thema abzulenken. »Tut mir leid, dass ich dich geschlagen hab.« Ich legte meine Hand an sein Gesicht und ließ sie für ein paar Sekunden dort. »Tut’s noch weh?«
    Er lächelte kleinlaut. »Sticht noch so ’n bisschen. Hätt nie gedacht, du würdst mir eine scheuern.« Er schnaubte und schüttelte den Kopf. »Dieser Arsch von Mike Tyson hätt ganz schön Probleme mit dir.«
    »Tut mir leid.«
    »Mach dir nix draus«, sagte er, immer noch lächelnd. Und so standen wir da, lehnten uns ans Brückengeländer und schauten auf den Fluss, als wir den Knall hörten und sahen, wie vor unsern Augen das London Eye in Fetzen flog.

KAPITEL 09
    Du wirst das alles hundertfach im Fernsehen gesehen haben, deshalb weißt du, was wir an dem Tag sahen: eine plötzliche Explosion, Trümmer, die überall rumflogen, eine Rauchwolke, die aufstieg, eine Kabine völlig zerstört, andere beschädigt und von der Druckwelle verformt. Die Leute um uns rum blieben wie angewurzelt stehen und schauten rüber zum Eye. Wir hörten das Schreien, das über den Fluss getragen wurde.
    Spinne und ich sagten das Gleiche. »O mein Gott!« – und es hallte aus allen Mündern auf der Brücke wider – vielleicht waren auch Gebete darunter, die Worte eben, die man sagt, wenn man unter Schock steht wie die meisten von uns. Wir standen ein paar Sekunden nur da und schauten zu, Sirenen begannen zu heulen. Ich war wie gelähmt. Ich hatte angefangen die Zahlen anzuzweifeln, gehofft, dass sie nicht wahr wären, sondern bloß ein albernes Spiel in meinem Kopf. Jetzt wusste ich, dass sie mir keinen Streich spielten. Die Zahlen waren wahr – ich war das Mädchen, das die Zukunft kannte, und das würde immer so bleiben.
    »Lass uns verschwinden, Spinne«, sagte ich. »Lass uns nach Hause gehen.« Was immer mich bei Karen erwartete, es konnte nur besser sein, als zuzusehen, wie London seine Toten aufsammelte. Ich wandte mich ab, um weiter über die Brücke zu gehen, doch Spinne blieb stehen. »Jetzt komm schon«, sagte ich, »lass uns gehen.«
    Er lehnte noch immer am Brückengeländer und sah mich stirnrunzelnd an. Verwirrung lag in seinem Blick, aber auch Anklage. Ich wusste, was als Nächstes kommen würde. Es ließ sich nicht vermeiden. Während er mich noch immer anstarrte, spuckte er die Worte aus.
    »Du hast es gewusst. Du hast Bescheid gewusst.« Wir standen vielleicht fünf Meter auseinander. Seine Worte waren laut genug, um mich zu erreichen – und andere Leute um mich herum auch. Ein paar von ihnen wandten abrupt die Köpfe und sahen uns an.
    »Halt die Klappe, Spinne«, zischte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich halt nicht die Klappe. Du hast es gewusst. Verdammte Scheiße, was geht hier ab, Jem?« Er streckte sich und kam auf mich zu.
    »Nichts. Halt die Klappe!«
    Er war jetzt dicht bei mir und wollte mich packen. Ich duckte mich weg und fing an zu rennen. Es waren jede Menge Leute auf der Brücke, ich musste mich zwischen ihnen durchschlängeln. Spinne war viel schneller als ich, aber er war groß und unbeholfen und ich hörte, wie die Leute brüllten, als er durch die Menge hinter mir herstolperte. Ich schaffte es auf die andere Seite und rannte blind durch die Straßen. Es dauerte nicht lange, bis Spinne mich einholte, er packte mich am Arm und riss mich herum, damit ich ihn ansah.
    »Woher wusstest du, dass das passiert, Jem?« Wir keuchten beide.
    »Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts.«
    »Doch, Jem, du wusstest es. Was geht hier ab?« Ich versuchte ihn wegzustoßen, aber er hatte mich fest im Griff. Mit seiner Größe, seiner Kraft und seinem Geruch umschloss er mich, ich konnte nicht weg. Ich versuchte ihn zu schlagen, aber er hielt beide Arme fest. Ich stieß den Kopf nach vorn, doch er sah es kommen und hielt mich einfach weiter auf Abstand, noch immer in seinem Schraubstock-Griff. Ich ertrug das nicht. Ich trat um mich und traf mit dem Fuß sein Bein. Er zuckte zurück, ließ aber nicht los. »Nee, Mann, du sagst mir jetzt endlich, was Sache ist.«
    Die Leute starrten uns an. Ich hörte auf zu kämpfen und erschlaffte in seinen Armen. Ich will das alles nicht mehr allein durchstehen , dachte ich. Ich schaff das nicht mehr allein.
    »Okay«, sagte ich. »Aber nicht hier. Können wir nicht zum Kanal gehen?«
    Wir gingen rauf zur

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