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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sich zu rechtfertigen. »Ja, Sir.«
    Die Zeiten, da aggressive Draufgänger unter Feuerwehrleuten als höchst lobenswerte Vorbilder gegolten hatten, gehörten der Vergangenheit an. Dieses falsch verstandene Heldentum – sich blindwütig in das Feuer oder eine andere Gefahrensituation zu stürzen, ohne einen Gedanken an den Partner oder das Team zu verschwenden – wurde heutzutage ebenso missbilligt wie das Bekämpfen eines Feuers ohne Maske.
    »Ich will keine unnötige Einmischung der Brandermittlung auf meiner Wache. Das macht alles nur unnötig kompliziert. Und Sie wollen sicher nicht, dass Ihre Kameraden denken, Sie könnten ihnen in den Rücken fallen. Sie sind eine gute Feuerwehrfrau, und Sie haben sich letzte Nacht nicht ungeschickt angestellt. Passen Sie auf, dass Sie sich Ihre gute Bilanz nicht durch unbedachte Aktionen verderben.« Wilcox nahm an seinem Schreibtisch Platz und griff nach einem Stapel Papiere, womit er ihr zu verstehen gab, dass das Gespräch beendet war.
    »Sir.« Rose wusste, dass sie noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen war, und ging mit einem Seufzer der Erleichterung zur Tür. Doch als sie die Klinke schon in der Hand hatte, drehte sie sich noch einmal um – ihr Eifer war einfach stärker als alle vernünftigen Überlegungen. »Chef, was diese anderen Lagerhausbrände betrifft – könnte man da nicht im Feuerwehrarchiv …«
    »Lassen Sie die Brandermittler ihre Arbeit tun, Rose«, brummte Wilcox und blickte gereizt zu ihr auf. »Sie haben Ihren Job erledigt. Halten Sie sich da raus.«

    Es läutete zweimal, bevor der Anrufbeantworter sich mit einem Klicken einschaltete, genau wie bei jedem der Dutzend Male, die Yarwood es zuvor schon versucht hatte. »Sie haben den Anschluss von Tia und Chloe erreicht«, informierte ihn die hauchige, affektierte Stimme. »Wir können im Moment leider nicht ans Telefon kommen, aber wenn Sie uns eine Nachricht hinterlassen, rufen wir Sie gerne zurück.«
    Es war nicht Chloes Stimme, sondern Tias. Ihre lang gezogenen Vokale ließen sie deutlich als Kind jener ebenso unpolitischen wie vergnügungssüchtigen Londoner Jeunesse dorée erkennen, die man in den Achtzigerjahren als Sloane Rangers bezeichnet hatte, und Yarwood war in letzter Zeit aufgefallen, dass Chloe anfing, den Akzent ihrer Mitbewohnerin zu imitieren. Das machte ihn fuchsteufelswild. Frustriert knallte er den Hörer auf die Gabel.
    Er hatte seine Tochter immer wieder zu erreichen versucht, sowohl in ihrer Wohnung als auch auf dem Handy, seit er am Morgen von der Besichtigung seines ausgebrannten Lagerhauses zurückgekehrt war – ohne Erfolg. Nur bei Shirley, Chloes Mutter, hatte er es noch nicht probiert. Er machte sich Sorgen, gewiss – aber so verzweifelt, dass er sich an seine Exfrau gewandt hätte, war er noch nicht.
    Yarwood begann wieder im Wohnzimmer auf und ab zu gehen, wobei er ab und zu innehielt, um aus dem Fenster seiner Wohnung auf die Hopton Street hinauszuschauen. Draußen wurde es allmählich dunkel. Er war nervös und gereizt, und die Decke fiel ihm auf den Kopf. Eine bittere Ironie, hatte er seine kleine Wohnung doch immer gemütlich gefunden, bis Shirley das Wohnzimmer in ihrem letzten Anfall von Verschönerungswut mit blassblauen und grünen Stoffen ausstaffiert und mit protzigen vergoldeten Möbeln voll gestellt hatte.
    Kurz darauf war sie mit dem Innenarchitekten durchgebrannt, die elende Schlampe. Jetzt genossen die beiden ihr
junges Eheglück – wenn er seiner Tochter Glauben schenken durfte – und erfüllten nebenbei die Einrichtungswünsche der reichen alten Ladys von Brighton. Was ihn betraf, konnten sie ihm alle beide gestohlen bleiben.
    Nur schade um die Wohnung. Das Haus gehörte zu den ältesten erhaltenen Gebäuden in Southwark und hätte eine Einrichtung verdient, die besser zu seinem Charakter passte. Er hatte die Wohnung vor vielen Jahren gekauft, als das Globe Theatre noch ein kühner Traum des amerikanischen Schauspielers und Regisseurs Sam Wanamaker gewesen war, und als es noch nicht als schick gegolten hatte, im Schatten des gewaltigen Klotzes der Bankside Power Station zu wohnen. Inzwischen war das originalgetreu rekonstruierte Shakespeare-Theater eine Realität, das ehemalige Kraftwerk beherbergte nun die Tate Modern, und die Bankside war ein beliebtes Ziel von Touristen und Yuppies geworden.
    Natürlich war der Marktwert der Wohnung steil in die Höhe geschossen, und Shirley hatte ihm permanent in den Ohren gelegen, sie doch endlich

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