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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sie die einsetzenden Kopfschmerzen bemerkte.
Sie hatte ihr Frühstück nicht angerührt, und jetzt begann ihr leerer Magen sich zu verkrampfen.
    Das war mit das Schlimmste an der Trennung ihrer Eltern – jetzt, da ihr Vater nicht mehr da war, lieferte ihre Mutter Harriet immer bei der alten Mrs. Bletchley ab, wenn sie im Krankenhaus Nachtdienst hatte. Mrs. Bletchley wohnte in einem der kleinen Häuser der Sozialsiedlung gegenüber der Schule, und Mama sagte, sie sei einsam und habe gerne Kinder um sich, doch die Frau erinnerte Harriet an die Hexe in »Hänsel und Gretel«, und in ihrem Haus roch es nach Katzen. Heute Morgen hatte sie Harriet irgendeine undefinierbare, warme Getreidepampe vorgesetzt, in der Harriet nur mit dem Löffel herumgestochert hatte, um sie dann rasch in den Mülleimer zu kippen, sobald Mrs. B. einmal nicht hingeschaut hatte.
    Ein auf Hochglanz polierter schwarzer Range Rover hielt vor dem Schultor, worauf ein Junge vom Rücksitz kletterte und mit der unnachahmlichen Coolness eines Elfjährigen seinen Rucksack überstreifte. Shawn Culver war eine Klasse über Harriet, und er war der beliebteste Junge in der ganzen Schule.
    »Hey, Harry«, rief er, als er sah, dass sie ihn beobachtete. Sie nickte ihm zu, ohne zu lächeln, entschlossen, sich vollkommen unbeeindruckt zu zeigen, protestierte aber nicht gegen seine Verwendung ihres verhassten Spitznamens. Dann band sie ihre Haare fester zu einem Zopf, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie vermutlich so aussah, als hätte sie sich heute Morgen die Haare überhaupt nicht gewaschen – was auch stimmte. Es war ja schon schlimm genug, wenn sie zu Hause schlief, wo sie das Chaos wenigstens noch mit dem Gel ihrer Mutter bändigen konnte; an einem Bletchley-Morgen dagegen war ihre Frisur einfach absolut unmöglich.
    Die Glocke ertönte, und sie hatte sich gerade umgedreht, um Shawn mit einstudierter Lässigkeit in das Gebäude zu folgen, als das Geräusch eines heftig bremsenden Autos ihren
Blick noch einmal zur Straße lenkte. Es war ein dunkelgrüner Volvo, wie ihr Vater einen hatte – nein, es war Papas Volvo. Dann erkannte sie sein Gesicht hinter der getönten Scheibe und sah, dass er ihr zuwinkte. Was hatte er hier zu suchen, so kurz vor Unterrichtsbeginn?
    Während sie langsam auf den Wagen zuging, hörte sie es zum zweiten Mal läuten und registrierte, wie sich der Schulhof hinter ihr immer weiter leerte. Beim Näherkommen bemerkte sie, dass jemand auf dem Beifahrersitz saß – eine Frau -, und für einen Sekundenbruchteil loderte eine verrückte Hoffnung in ihrem Herzen auf.
    Dann griff ihr Vater hinter sich und stieß die Fondtür auf, und sie sah, dass die Frau nicht ihre Mutter war, sondern eine Person, die sie noch nie zuvor gesehen hatte.
     
    »Wie wär’s mit’nem Kaffee, Chef?« Doug Cullen steckte den Kopf zur Tür von Detective Superintendent Duncan Kincaids Büro herein. »Ich meine einen richtigen Kaffee und nicht diese Brühe da«, fügte er hinzu und deutete mit einem Kopfnicken auf den Becher auf Kincaids Schreibtisch.
    Kincaid sah seinen Sergeant an und verzog das Gesicht, während er den Kugelschreiber hinlegte und seine steifen Schultern reckte. »Sie suchen doch bloß nach einem Grund, um an die frische Luft zu kommen, und dabei sind wir noch keine Stunde hier.« Sie hatten in den letzten Tagen immer recht früh angefangen, um den Papierkram abzuarbeiten, der sich im Lauf der Zeit angesammelt hatte; und das Labyrinth von abgetrennten Arbeitsplätzen, das die Mordkommission von Scotland Yard bildete, kam ihm allmählich immer mehr wie ein Gefängnis und nicht wie ein Büro vor.
    »Ertappt.« Mit seinem glatten, blonden Haarschopf und der Nickelbrille glich Cullen mehr einem Schuljungen als einem Detective Sergeant. Aber in dem Jahr, das vergangen war, seit Kincaids frühere Partnerin bei der Mordkommission, Gemma
James, zum Detective Inspector befördert und zur Metropolitan Police versetzt worden war, hatte er gelernt, gut mit Cullen zusammenzuarbeiten, und er respektierte die Intelligenz und die verbissene Beharrlichkeit, mit der sein jüngerer Kollege an Probleme heranging.
    Gewiss, weder Cullen noch irgendwer sonst konnte ihm Gemma als Partnerin wirklich ersetzen. Und obwohl er und Gemma seit Weihnachten letzten Jahres zusammenwohnten, musste er feststellen, dass sie ihm bei der Arbeit immer noch fehlte.
    Er warf einen Blick aus dem Fenster und war sehr versucht, mit Cullen zu gehen und eine Pause zu machen, doch der

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