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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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mit uns gekündigt, und das, nachdem wir ein
Vermögen für die Werbung für sein letztes Buch ausge
geben haben, weil wir ihn aufbauen wollten.«
    Ich rechnete damit, dass das Projekt drei Monate
intensiver Recherche und Schreibens in Anspruch nehmen
würde, und falls Rob Westerfield seinen neuen Prozess
bekäme, noch einmal mehrere Monate. Das Zimmer im
Gasthaus würde mir über längere Zeit zu beengt und zu
teuer werden, deshalb fragte ich Mrs. Hilmer, ob es in der
Gegend Wohnungen zu mieten gäbe. Sie wies mein
Ansinnen ab und bestand darauf, dass ich zu ihr in die
Gästewohnung über ihrer Garage ziehen solle.
    »Ich hab sie vor ein paar Jahren einbauen lassen für den
Fall, dass ich einmal jemanden brauche, der immer in der
Nähe ist«, erklärte sie. »Ellie, es ist bequem, es ist ruhig,
und ich werde eine gute Nachbarin sein und Ihnen nicht
andauernd auf die Nerven gehen.«
    »Sie waren immer eine gute Nachbarin.« Es war eine
großartige Lösung, vielleicht mit der Einschränkung, dass
ich regelmäßig an unserem alten Haus würde vorbeifahren
müssen. Aber ich sagte mir, dass sich der Schmerz, der
mich kurz durchzuckt hatte, als ich an unserem
Grundstück gehalten hatte, mit der Zeit verflüchtigen
würde.
    »Gottes kleiner Garten.« Mutter hatte ihn lachend so
genannt. Es machte ihr Freude, so viel Grund zu besitzen,
und sie hatte sich fest vorgenommen, einen Garten zu
gestalten, der einmal zu den Höhepunkten der
Frühjahrstour des Oldham Garden Clubs gehören würde.
    Ich zahlte meine Rechnung im Gasthaus und brachte
meine Sachen in Mrs. Hilmers Gästewohnung. Am
Mittwoch flog ich nach Atlanta zurück und war abends um
Viertel vor sechs im Büro. Wie erwartet, traf ich Pete dort
noch an. Er war mit dem Job verheiratet.
    Er schaute auf, sah mich an, grinste kurz und sagte:
»Wie wär’s, wollen wir einen Teller Spaghetti essen
gehen?«
    »Und was ist mit den zehn Pfund, die Sie loswerden
wollten?«
»Ich habe soeben beschlossen, in den nächsten Stunden
nicht daran zu denken.«
Pete strahlt eine Intensität aus, die elektrisierend auf die
Leute in seiner Umgebung wirkt. Gleich nach dem Ende
des Studiums war er zu den News gegangen, einer
Tageszeitung in Privatbesitz, und innerhalb von zwei
Jahren hatte er es zum Redakteur gebracht. Mit
achtundzwanzig Jahren hatte er die Doppelfunktion als
Chefredakteur und Herausgeber inne, und das »sterbende
Tageblatt«, wie es bereits genannt wurde, war mit einem
Mal zu neuem Leben erblüht.
Eine seiner Ideen zur Steigerung der Auflage hatte darin
bestanden, einen Kriminalreporter einzustellen, und dass
ich den Job bekam, war eine Riesenchance für mich. Ich
hatte gerade erst als Nachwuchsreporterin angefangen. Als
der Typ, den Pete für die Stelle auserkoren hatte, in letzter
Minute zurücktrat, sollte ich einspringen, aber nur so
lange, bis er einen dauerhaften Ersatz gefunden hätte. Und
dann hörte Pete, ohne weiter ein Wort darüber zu
verlieren, eines Tages auf, nach diesem Ersatz zu suchen.
Ich hatte den Job.
Napoli’s ist genau wie eines von diesen vielen kleinen,
stimmungsvollen Restaurants, die man in ganz Italien
findet. Pete bestellte eine Flasche Chianti und nahm sich
ein Stück von dem warmen Brot, das man vor uns auf den
Tisch gestellt hatte. Ich musste an das Semester
zurückdenken, das ich während meines Studiums in Rom
verbracht hatte. Es war eine der wenigen wirklich
glücklichen Zeiten meines Erwachsenenlebens gewesen.
Meine Mutter versuchte damals, vom Trinken loszu
kommen, und es ging ihr dabei recht gut. Sie besuchte
mich während der Ferien im Frühjahr, und wir verlebten
eine wunderbare Zeit miteinander. Wir erkundeten Rom
und verbrachten eine Woche in Florenz und den kleinen
Städten der Toskana. Als krönenden Abschluss fuhren wir
noch nach Venedig. Mutter war immer eine gut
aussehende Frau gewesen, und wenn sie lächelte, erschien
sie mir auf dieser Reise fast wieder wie in früheren Tagen.
Als ob es eine stille Abmachung zwischen uns gegeben
hätte, wurden Andrea und mein Vater kein einziges Mal
erwähnt.
Ich bin froh, dass ich diese Erinnerung an sie besitze.
Der Wein kam, wurde von Pete für gut befunden und
entkorkt. Ich nippte an meinem Glas und stürzte mich
kopfüber in meinen Bericht. »Ich hab eine ganze Menge
Hausaufgaben erledigt. Die Bemühungen um die Selig
sprechung von Rob Westerfield sind schon weit fortge
schritten. Jake Bern ist ein guter

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