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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Tisch.
»Ich habe Sie als Frühaufsteherin in Verdacht, Ellie«,
sagte er. »Hoffentlich liege ich damit richtig.«
    »Eigentlich bin ich heute eher spät aufgestanden«, sagte
ich. »Sieben Uhr.«
»Das ist ungefähr, was ich erwartet habe. Ich habe
inzwischen mit der Verwaltung von Sing-Sing
gesprochen.«
»Um zu fragen, ob irgendetwas darüber bekannt ist, dass
ein kürzlich entlassener Gefangener oder ein Wärter einen
tödlichen Unfall hatte?«
»Genau.«
»Und, haben Sie etwas herausbekommen?«
»Ellie, Sie waren am ersten November in Sing-Sing.
Herb Coril, ein Häftling, der eine Zeit lang im selben
Block wie Westerfield gesessen hat, wurde an diesem
Morgen entlassen. Er wohnte erst in einer Unterkunft in
Lower Manhattan. Seit Freitagabend wird er vermisst.«
»Der letzte Anruf war am Freitag ungefähr um halb elf«,
sagte ich. »Wer auch immer der Mann war, er hatte
jedenfalls Angst um sein Leben.«
»Wir können nicht sicher sein, dass es dieselbe Person
ist, und es ist durchaus möglich, dass Coril sich einfach
nicht an die Auflagen gehalten hat und abgetaucht ist.«
»Was glauben Sie?«, fragte ich.
»Ich glaube nicht an Zufälle, besonders nicht in so einem
Fall.«
»Das sehe ich genauso.«
Ich berichtete Marcus von meiner Begegnung mit Alfie.
»Ich kann nur hoffen, dass diesem Alfie nichts zustößt,
bevor er Ihnen die Planskizze überreicht«, sagte Marcus
grimmig. »Die ganze Geschichte wundert mich überhaupt
nicht. Wir haben alle geglaubt, dass Westerfield hinter der
Sache steckte. Ich kann mir vorstellen, was das für Sie
bedeutet.«
»Sie meinen, dass Rob im Gefängnis gesessen und
Andrea nicht kennen gelernt hätte? Ich muss tatsächlich
immerzu daran denken, der Gedanke quält mich.«
»Ihnen ist doch wohl klar, dass Sie auch mit der Kopie
des Plans und einer Aussage von Alfie keine Verurteilung
von Westerfield erreichen werden? Alfie war selbst
beteiligt, und die Skizze wurde von einem gewissen Jim
unterzeichnet, von dem noch nie jemand gehört hat.«
»Ich weiß.«
»Die Verjährungsfrist für diese Tat ist für alle
Beteiligten abgelaufen – für Westerfield, für Alfie und für
diesen Jim, wer auch immer das ist.«
»Vergessen Sie Hamilton nicht. Falls ich beweisen kann,
dass er ein Beweisstück vernichtet hat, das seinem
Mandanten eine geringere Strafe eingebracht hätte, weil es
Westerfields Beteiligung belegt hätte, dann wäre er ein
Fall für die Anwaltskammer.«
Ich versprach Marcus, ihm die Planskizze zu zeigen,
sobald sie in meinem Besitz wäre. Dann hängte ich ein
und versuchte weiterzuarbeiten. Es ging jedoch nur zäh
voran, und ich war nicht sehr viel weiter gekommen, als
ein Blick auf die Uhr mir zeigte, dass es an der Zeit war,
zum Brunch bei Joan aufzubrechen.
Diesmal vergaß ich nicht, den Koffer und die Plastik
hüllen von der Reinigung mit Hosen, Pullover und Jacke
mitzunehmen.
Schon bevor ich mich dem Franziskanerkloster in
Graymoor näherte, hatte ich beschlossen, auf dem Weg zu
Joan dort anzuhalten. Während der vergangenen Woche
war immer wieder eine zuvor vergessene Erinnerung
aufgetaucht. Ich war mit meiner Mutter nach Andreas Tod
dort gewesen. Sie hatte Pater Emil angerufen, einen
Priester, den sie kannte. Sie hatten sich im Saint
Christopher’s Inn verabredet, wo er an jenem Tag zu tun
hatte.
Saint Christopher’s Inn befindet sich auf dem Gelände
des Klosters und ist das Heim der Fratres für bedürftige
Männer, Alkoholiker und Drogenabhängige. Ich entsann
mich undeutlich, dass ich bei einer Frau gesessen hatte,
wahrscheinlich einer Sekretärin, während meine Mutter im
Büro gewesen war. Dann hatte uns Pater Emil in die
Kirche geführt.
Ich erinnerte mich, dass in der Kirche auf der einen Seite
ein Buch aufgelegen hatte, in das man seine Fürbitten
schreiben konnte. Mutter hatte etwas in das Buch
geschrieben und dann den Stift an mich weitergegeben.
Dorthin wollte ich zurückkehren.
Der Mönch, der mich einließ, stellte sich als Bruder Bob
vor. Er fragte nicht nach meinen Wünschen. Die Kirche
war leer, und er blieb an der Tür stehen, als ich für ein
paar Minuten niederkniete. Dann blickte ich mich um und
entdeckte das Pult mit dem großen Buch.
Ich ging hinüber und nahm den Stift in die Hand.
Mit einem Mal fiel mir ein, was ich damals geschrieben
hatte: Bitte mach, dass Andrea wieder zurückkommt.
Dieses Mal konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten.
    »In dieser Kirche wurden schon viele

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