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Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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betrachtete seine Gesellschaft für diesen Abend, die im Café de Flore um einen der runden Glastische auf dem breiten Gehsteig des Boulevards Saint-Germain gruppiert war. Er verfolgte zwei Gespräche gleichzeitig und war vorerst damit zufrieden, nur zuzuhören und zu beobachten.
    Links von ihm führten Jean Hugo, Ernest Hemingway und Gertrude Stein eine hitzige Diskussion über die Vorteile und Prinzipien literarischer Schirmherrschaft. Ohne auf Einzelheiten geachtet zu haben, wusste Frankenstein, dass der Auslöser dafür ein Autor war, der vorgestern bei einem Abendessen in der Wohnung der Stein gewesen war – ein junger Franzose, den Hemingway so wenig ausstehen konnte, dass er es als Zumutung empfunden hatte, sich einen Tisch mit ihm teilen zu müssen.
    Die Stein brachte das nicht unvernünftige Argument vor, sie werde weiterhin einladen, wer zum Teufel ihr passe, und Hemingway dürfe zukünftige Einladungen gern ausschlagen, wenn er daraus eine Prinzipienfrage machen wolle. Hemingway, der grobe, aggressive Amerikaner, lief allmählich dunkelrot an und ballte die Hände rhythmisch zu Fäusten: ein sicheres Zeichen dafür, dass sein berüchtigtes Temperament bald wieder mit ihm durchgehen würde.
    Das erkannte offenbar auch Hugo, der sich in der Rolle des Friedensstifters versuchte; er schlug einen Kompromiss nach dem anderen vor, ohne bei den Kontrahenten viel Gehör zu finden. Die Stein, die gelassen links neben ihm saß, trug einen freundlichen, ungeheuer vernünftigen Gesichtsausdruck zur Schau, während Hemingway rechts von ihm sichtbar kochte und große Mühe hatte, sich zu beherrschen. Frankenstein beobachtete sie einige Minuten lang, dann wandte er sich dem Trio rechts neben ihm zu.
    Jean-Luc Latour, der einzige Anwesende, den Frankenstein für einen wirklichen Freund hielt, diskutierte mit Pablo Picasso und Jean Cocteau über Kunst; er gestikulierte enthusiastisch mit seinen blassen, schlanken Händen, während er sich über die sogenannte Neue Sachlichkeit verbreitete, die in Pariser Salons und Cafés seit Kurzem das Thema Nummer eins war. Er erzählte, wie sehr ihn André Derains neue Arbeiten beeindruckt hatten, und wollte Picassos Meinung darüber hören.
    Picasso behielt seine Meinung zumindest vorläufig für sich, aber Cocteau stimmte begeistert zu und lobte die, wie er sagte, »Rückkehr zur Ordnung« in den Jahren nach dem Weltkrieg. Für ihn war sie eine Gefährtin der deutschen Neuen Sachlichkeit und bezeichnete die ersten Schritte eines vom Krieg zerrissenen Kontinents zurück zum Sublimen.
    Frankenstein, der Kunst und Literatur liebte, aber die endlosen Debatten, die diese beiden Säulen der Kultur umgaben, und die Manie, seine Fähigkeiten dazu zu verwenden, die Arbeit anderer zu kritisieren, statt selbst etwas zu erschaffen, für die schlimmste Art intellektueller Zügellosigkeit hielt, begann sich zu langweilen.
    Der Abend hatte mit einem kräftigen Essen in der Brasserie Lipp angenehm begonnen und war mit einigen guten Flaschen Château Lynch-Bages in der lauen Pariser Nacht fortgesetzt worden. Aber seine Geduld wurde durch die endlosen, sich im Kreis drehenden Gespräche über kulturelle Themen auf eine harte Probe gestellt, weil sie von den Egos der Männer und Frauen um ihn herum befeuert wurden, die eigentlich nur über sich selbst reden wollten. Deshalb war er erleichtert, als Latour aufstand und ankündigte – wie erwartet unter Johlen und höhnischen Bemerkungen –, Frankenstein und er müssten jetzt gehen.
    »Schon wieder?«, blaffte Picasso. »Muss jeder Abend damit enden, dass ihr beiden euch in die Nacht davonschleicht? So benehmen sich Liebende, nicht aber Freunde. Seid ihr ein Liebespaar?«
    Latour machte lächelnd eine weit ausholende beschwichtigende Handbewegung.
    »Ich will nicht bestreiten, dass ich diesen Mann liebe«, sagte er mit einem Blick zu dem Monster hinüber. »Aber wir sind kein Liebespaar. Wir haben nur andere gesellschaftliche Verpflichtungen, zu denen Sie uns bedauerlicherweise nicht begleiten können.«
    »Unsinn«, schnaubte Hemingway mit vor Zorn gerötetem Gesicht. »Welcher Pariser Ort steht euresgleichen, aber nicht uns offen? Ich verlange, dass du ihn nennst.«
    »Ich täte nichts lieber als das, Ernest«, antwortete Latour freundlich und beschwichtigend. »Das kannst du mir glauben. Aber die Regeln, die dort gelten, darf ich nicht interpretieren und erst recht nicht brechen. Deshalb müssen wir Lebewohl sagen.«
    »Lass sie gehen«, sagte die

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