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Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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Stein mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Sie haben ohnehin angefangen, mich zu langweilen.«
    »Und mich«, sagte Cocteau loyal, aber als Frankenstein ihm einen strengen Blick zuwarf, senkte er sofort den Kopf und betrachtete seine Hände.
    »Dann gehen wir am besten«, sagte Latour, dessen Gesichtsausdruck warm und freundlich blieb. »Entschuldigt, wenn unsere Gesellschaft heute Abend nicht nach eurem Geschmack war. Wir werden versuchen, das wiedergutzumachen. Vielleicht morgen?«
    Das wurde mürrisch zustimmend quittiert. Alle an diesem Tisch Versammelten wussten, dass der nächste Abend nicht viel anders als dieser ablaufen würde: mit ganz ähnlichen Gesprächen und demselben peinlichen, inzwischen gut eingeübten Abschied. Genau dieser Ablauf wiederholte sich nun schon seit über zwei Monaten – bis hin zu den halblauten Buhrufen, die Frankenstein und Latour folgten, als sie das Café verließen und in die Pariser Nacht davongingen.
    Ihre Route führte sie auf der Rue de la Cité nach Norden, an der hoch aufragenden Fassade der gotischen Kathedrale Notre Dame vorbei, dann auf der Rue de Rivoli nach Osten zu der von prächtigen Wohngebäuden umgebenen Place des Vosges, die im Jahr 1612 mit einem Turnier zur Feier der Hochzeit Ludwigs XIII. eingeweiht worden war.
    »Ich verstehe nicht, weshalb du Abend für Abend ihre Anspielungen erträgst«, polterte Frankenstein, als die beiden Männer den linken Seinekai entlangschlenderten. »Ich muss mich jedes Mal beherrschen, um nicht eine Flasche auf Picassos verdammtem Schädel zu zertrümmern. Ob Hemingway und er dann noch immer so frech wären?«
    »Dein Temperament ist vielleicht deine beste Eigenschaft, mein Freund«, antwortete Latour lächelnd. »Selbstbeherrschung ist meine. Was würde es nützen, ihm den kahlen Schädel zu spalten – außer kurzzeitiger Befriedigung über die Tat selbst? Die Pariser Gesellschaft würde uns schneiden, und obwohl du das jetzt nicht als Verlust empfinden würdest, wärst du im Ernstfall wohl anderer Meinung.«
    »Schon möglich«, knurrte Frankenstein.
    »In der Tat. Also lass sie ihre Kommentare abgeben, ihre Anspielungen machen. Daraus spricht nur kleinlicher Neid, und uns steht es gut an, sich über solch kindisches Betragen zu erheben. Einverstanden?«
    »Hübsch ausgedrückt«, sagte Frankenstein, auf dessen breitem, rechteckigem Gesicht jetzt ein schwaches Lächeln erschien. »Wie immer.«
    »Man gibt sich Mühe«, sagte Latour.
    Die beiden Männer erreichten die Ecke der Rue de Sévigné und bogen wieder nach Norden ab. Ihr Ziel lag hinter einer der eleganten Fassaden im Marais ungefähr auf halber Strecke zwischen der Rue des Francs Bourgeois und der Rue Saint-Gilles.
    Hinter einem reich verzierten schmiedeeisernen Zaun stand etwas von der Straße zurückgesetzt ein Theater, in dem seit über fünfzig Jahren keine öffentliche Vorstellung mehr gegeben worden war. Das Gebäude war in jeder Hinsicht makellos gepflegt; der Duft der herrlich blühenden Rosenrabatten vom Tor zum Portal erfüllte die stille Nachtluft, und zwischen den Fugen der untadelig weißen Gehwegplatten wuchs nirgends das kleinste bisschen Unkraut.
    Das einzige Merkmal, das einen Passanten dazu hätte bewegen können, das Gebäude eines zweiten Blicks zu würdigen, waren die Fenster – oder vielmehr ihr Fehlen. Die Stellen, wo sie gesessen hatten, waren noch deutlich zu erkennen: vier große rechteckige Nischen zu beiden Seiten der prächtig geschnitzten Eingangstür. Aber wo früher Glas das Licht und den Lärm des nächtlichen Paris eingelassen hatte, waren die Fensterhöhlen jetzt zugemauert, verputzt und wie die Fassade elfenbeinweiß gestrichen.
    Latour zog einen Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Torschloss. Der Schlüssel ließ sich mit leisem Klicken drehen, dann schwang das Tor lautlos auf. Frankenstein folgte ihm hindurch, machte das Tor hinter sich zu und schloss zu Latour auf, der am Eingang stand und schon dreimal rasch nacheinander an die hohe Tür geklopft hatte.
    Nach kurzer Pause wurde sie von innen geöffnet. Hätte jemand diese seltsame Prozedur vom Gehsteig aus beobachtet, hätte er kurz anschwellende Musik und einen Chor gemischter Stimmen gehört, darunter einige laut kreischende – vor Lachen, wie der Beobachter sich zweifellos eingeredet hätte –, bevor die Tür wieder dumpf ins Schloss fiel und das Theater wie zuvor still dalag.
    In dem ehrwürdigen Gebäude trat ein älterer Vampir in tadelloser

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