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Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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das sah Frankenstein plötzlich sehr deutlich, den der Vampir zutiefst vermisste.
    »Er ist gut«, sagte Frankenstein und deutete auf das dünne schöne Glas in seiner grau-grünen Pranke, bevor er den Rest des Martinis kippte. »Kein Wunder, dass ich ihn früher gemocht habe.«
    Latour nickte, dann sah er auf seine Uhr und verkündete fast traurig, sie hätten noch Zeit für einen zweiten Drink, bevor sie aufbrechen müssten.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Frankenstein, als Latour ihnen nachschenkte. »Du hast von einem Theater gesprochen?«
    »Nur dem Namen nach«, erwiderte Latour. »Der Ort, zu dem wir fahren, ist der Ort, an dem wir uns kennengelernt und gemeinsam viele befriedigende Abende verbracht haben, wie ich mir schmeichle. Er nennt sich La Fraternité de la Nuit und beherbergt …«
    »Die Bruderschaft der Nacht«, sagte Frankenstein leise. Die Worte waren wie aus dem Nichts in seinem Kopf erschienen, waren ohne bewusste Anstrengung aus dem Französischen übersetzt worden. Das war ein seltsames Gefühl, eine Erinnerung an die verschütteten weiten Wissensbereiche seines Verstands.
    »Genau«, sagte Latour. Er kniff die Augen zusammen. »Offenbar hast du doch nicht alles vergessen.«
    »Anscheinend nicht«, antwortete Frankenstein. »Als ich das Wort Paris gesehen habe, war es mir vertraut und hat mich hierhergeführt. Ich habe deine Worte verstanden, deshalb habe ich sie wiederholt. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass im Lauf der Zeit weitere Informationen zurückkommen werden.«
    Latour sagte nichts; er trank nur seinen zweiten Martini aus und stellte das Glas auf die lackierte Theke zurück. Frankenstein, dessen Hand kaum merklich zitterte, folgte seinem Beispiel.
    »Wir müssen los«, sagte Latour. Die Wärme, die vorübergehend in der Stimme des Vampirs gelegen hatte, war verschwunden; er sprach wieder kalt und scharf. »Bist du bereit?«
    Frankenstein richtete sich zu voller Größe auf. Er überragte seinen ehemaligen Freund um Haupteslänge; sein Scheitel streifte fast die untersten Kristalle des großen Kronleuchters, der in der Mitte des Salons unter der hohen Decke hing.
    »Gehen wir«, sagte er nur.
    Vierzig Minuten später brachte Lionel den schwarzen Rolls-Royce Latours weich in der Rue de Sévigné zum Stehen und stieg aus der langen, kantigen Limousine. Im nächsten Augenblick erschien er neben der hinteren rechten Tür und zog sie auf; die hinten angeschlagene Tür ließ sich weit öffnen, und Lionel trat respektvoll zurück, als er sie für seinen Meister aufhielt.
    Angst stieg in Frankenstein hoch, als er die offene Tür anstarrte.
    »Was machen wir hier, Latour?«, fragte er. »Willst du mir das nicht bitte sagen? Ich weiß, dass ich nicht verhindern kann, was hier stattfinden soll, aber du könntest es mir wenigstens sagen. Bitte?«
    Latour zögerte einen Moment, was in Frankensteins Brust eine winzige Hoffnung nährte. Aber dann glühten die Augen des Vampirs rot auf und erstickten sie.
    »Steig aus«, befahl er schroff. »Du bekommst es früh genug zu sehen.«
    Frankenstein schluckte trocken, dann tat er wie geheißen. Er zwängte sich durch die Tür ins Freie, stand dann auf dem makellos sauberen Gehsteig und sah sich in der vergeblichen Hoffnung, ein Passant könnte vorbeikommen und ihm helfen, verzweifelt auf der menschenleeren Straße um. Dann führte Latour ihn zu einem reich verzierten schmiedeeisernen Tor, hinter dem sich ein schönes, aber seltsam fensterloses Gebäude aus hellem Stein erhob. Der Vampir zog einen Schlüssel aus der Tasche, mit dem er das Tor aufsperrte, und führte Frankenstein zu einer massiven Eingangstür aus Holz, an die er dreimal klopfte.
    Frankenstein wartete schweigend; er war fatalistisch geworden, was eine fast unheimliche Ruhe mit sich brachte. Er hatte keine Hoffnung, dass ihn hinter dieser Tür nicht etwas Grauenvolles erwarten würde; Latour hatte ihn nicht gegen seinen Willen festgehalten, um ihn an einen angenehmen Ort zu bringen. Aber er spürte, dass er keine Angst mehr hatte, und das war ein Segen, für den er dankbar sein musste, auch wenn er klein war.    
    Die Tür öffnete sich geräuschlos, dann forderte Latour Frankenstein mit einer Handbewegung zum Eintreten auf. Er atmete tief durch, trat über die Schwelle und hörte, wie Latour hinter ihm nachdrücklich die Tür schloss. Er stand in einem kleinen Foyer, links von ihm stand hinter einem Pult ein alter Mann in untadeliger Abendkleidung. Das runzlige Gesicht des Mannes wirkte

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