Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
nur erneut nach dem Holzspan an Ihrer Seite greifen könnten. Und ich verlange so wenig als Gegenleistung: Sie sollen nur nicht allzu viele Tränen wegen des Todes einer Handvoll Leute vergießen, die Sie nie gekannt haben und denen Sie vermutlich nie begegnet wären.«
Carpenter betrachtete Valentin und fühlte Angst in sich aufsteigen. Er wusste, dass der Vampir recht hatte; wäre es zu Handgreiflichkeiten gekommen, wäre er hoffnungslos unterlegen gewesen. Und Valentins Angebot war in vieler Hinsicht äußerst verlockend: im Prinzip freies Geleit von einem der drei gefährlichsten Vampire der Welt. Aber die Kosten würden ungeheuer sein, denn er würde stillschweigend Morde billigen müssen.
»Warum machen Sie mir dieses Angebot?«, fragte er langsam. »Weshalb legen Sie mich nicht einfach um und machen einen Waffenstillstand zwischen uns überflüssig?«
»Mr. Carpenter, die Welt wird durch Sie weit interessanter«, antwortete Valentin. »Ich bin anders als meine beiden Brüder. Ich habe nicht den Wunsch, mein Leben im Krieg, unter ständigen Angriffsdrohungen zu verbringen. Ich bin ein Mann des Friedens, so unwahrscheinlich das in Ihren Ohren auch klingen mag. Ich glaube, dass mein Angebot für beide Seiten vorteilhaft wäre, und es ist sogar ziemlich großzügig. Finden Sie nicht auch?«
Carpenter schwieg für einen Augenblick, während er darüber nachdachte, was der Vampir gesagt hatte. Einerseits war ein Waffenstillstand mit einem der gefährlichsten Vampire der Welt glatter Verrat an allem, wofür Schwarzlicht kämpfte. Andererseits war Valentins Angebot, lebenslänglich seine Sicherheit zu garantieren, äußerst verlockend. Und auch ein dritter realer Aspekt war zu berücksichtigen: Lehnte er dieses Angebot jetzt ab, konnte das leicht das Letzte sein, was er in seinem Leben tat.
»Meine Familie«, sagte er bedächtig. »Lassen Sie den Waffenstillstand auch für meine Familie gelten, dann schlage ich ein.«
»Natürlich gilt mein Angebot auch für Ihre Gattin«, beteuerte Valentin fast gekränkt. »Die frühere Miss Westenra hat unter meinesgleichen genug erdulden müssen, finden Sie nicht auch?«
»Allerdings«, sagte Carpenter, »aber ich spreche nicht nur von ihr. Ich meine jeden, der den Namen Carpenter trägt, solange Sie leben. Ich spreche von meinen Kindern und Kindeskindern.«
Valentin überlegte, hielt den Kopf leicht schief, während er John musterte. Dann nickte er lächelnd.
»Abgemacht«, sagte er, indem er eine blasse, zarte Hand über den Tisch streckte. John ergriff sie langsam und drückte sie kurz.
»Abgemacht«, stimmte Carpenter zu.
»Dann lassen Sie uns von weniger ernsten Dingen reden«, schlug Valentin vor, indem er sich zurücklehnte. »Wie ich höre, erzielt Jonathan Harkers Sohn als Führer Ihrer kleinen Gruppe wunderbare Erfolge. Ich würde gern die letzten Neuigkeiten hören.«
Jamie starrte Valentin sekundenlang an, als der Vampir zu sprechen aufhörte. Auf seinem einnehmenden alten Gesicht stand keine Spur von Spott oder Mutwillen; nichts um seine Mund- oder Augenwinkel signalisierte, dass er sich etwa einen Spaß mit Jamie erlauben wollte.
»Ich glaube Ihnen nicht«, sagte er langsam. »Mein Großvater hätte niemals ein solches Abkommen mit Ihnen geschlossen.«
»Auf welcher Grundlage können Sie das behaupten?«, fragte Valentin. »Wie Sie selbst zugegeben haben, haben Sie ihn nie gekannt oder etwas über ihn gewusst.«
»Eben deshalb!«, antwortete Jamie nachdrücklich. »Weil Sie wissen, dass ich ihn nicht gekannt habe, können Sie mir erzählen, was Sie wollen, und sich einbilden, dass ich Ihnen das glaube.«
»Welchen Zweck hätte das, Jamie?«
»Woher soll ich das wissen?«, fauchte Jamie. »Um mich und meine Angehörigen zu verletzen. Um sich ein wenig dafür zu rächen, dass mein Großvater Ihnen damals im Jahr 1928 überlegen war.«
Die Augen des Vampirs blitzten rot auf.
»Was ist so negativ an dem, was ich Ihnen erzählt habe?«, fragte Valentin. »Ihr Großvater hat eine Vereinbarung mit mir getroffen – nicht anders als jetzt Ihre Kollegen und Sie. Warum regen Sie sich so über ihn auf?«
»Weil die Fälle nicht vergleichbar sind«, sagte Jamie. »Wir haben ein Abkommen mit Ihnen geschlossen, um zu versuchen, die Welt vor einem Ungeheuer zu beschützen. Er hat etwas vereinbart, das nur ihm genützt hat.«
»Und Ihrem Vater«, ergänzte Valentin ruhig. »Und Ihrer Mutter. Und Ihnen, Jamie. Sie haben recht, die Vereinbarungen waren
Weitere Kostenlose Bücher