Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
rasch durch; es waren Kopien kleiner handgeschriebener Seiten voller Diagramme und Formeln.
»Cool«, sagte Jamie. »Was ist das?«
»Abraham van Helsings Tagebuch«, erklärte Matt ihm fast ehrfürchtig. »Na ja, natürlich nicht das Original, aber dies hier ist seine eigene Schrift. Professor Talbot wollte, dass ich von vorn anfange, weißt du, damit ich ein Gefühl dafür bekomme, welche Fortschritte die Vampirforschung gemacht hat. Viele seiner Theorien haben sich als fehlerhaft oder ganz falsch herausgestellt, aber seine Arbeiten sind trotzdem bemerkenswert. Sie bilden die Grundlage für alles, was wir über Vampire wissen.«
»Er war ein erstaunlicher Mann«, sagte Jamie.
»Yeah. Ich kann kaum glauben, dass er real war.«
»Doch, das war er«, sagte Jamie. Er lächelte stolz. »Mein Urgroßvater hat für ihn gearbeitet.«
»Ist das dein Ernst?«, fragte Matt. »Unglaublich!«
»Ich weiß«, sagte Jamie. »Deshalb hat meine Familie hier schon immer dazugehört. Er war Helsings Kammerdiener, als das Department im Jahr 1892 gegründet wurde, und ist einige Jahre später als Erster in die Reihen der Gründer aufgenommen worden.«
»Verrückt«, murmelte Matt leise.
»Findest du?«, fragte Jamie ihn lächelnd. »Was ist dieses Zeug?« Er deutete auf mehrere in Halbleinen gebundene Skripte.
»Professor Talbots Forschungsergebnisse über die DNA-Unterschiede zwischen Menschen und Vampiren«, antwortete Matt. »Seine Arbeiten sind absolut faszinierend.«
Jamie starrte die Bände an. Das mussten Tausende von Seiten sein – von Abraham van Helsings Tagebüchern ganz abgesehen. »Und du willst das alles tatsächlich lesen?«, fragte er respektvoll.
»Oh«, sagte Matt. »Mit denen bin ich schon durch.«
38
Auf der Suche nach einer Vision,
Teil II
Caliente, Kalifornien
Gestern
Der Mann, der sich Robert Smith nannte, trat aufs Bremspedal des Jeeps, brachte den Wagen am Straßenrand zum Stehen und wirbelte dabei eine dichte orangerote Staubwolke auf. Smith wartete, bis der Staub sich gelegt hatte, dann las er das Straßenschild vor dem Jeep nochmals:
caliente 12 mi
california highway department
Das grüne Schild sah genauso aus wie in seiner Vision in der Schwitzhütte: mit an den Rändern abgeplatzter Farbe, mit Beulen und Kratzern vom Steinschlag vorbeiröhrender Lastwagen und ein paar Löchern von Kleinkalibergeschossen, die auf diesem einsamen Wüstenhighway vermutlich aus fahrenden Autos heraus abgefeuert worden waren.
Ich hab’s gefunden, dachte er . Es existiert wirklich, und ich hab’s gefunden.
Smith war mit Staub bedeckt, und seine Haut war rau wie Schleifpapier, wo Sand an seinem verschwitzten Körper klebte. Er hatte seit zwei Tagen nicht mehr geduscht, hatte ständig nur am Steuer gesessen. Er hatte sich etwas zu essen gekauft, als er hatte tanken müssen, und nur einmal drei Stunden lang unruhig geschlafen, als die Fahrbahnmarkierungen bei Anbruch des zweiten Tages vor seinen müden Augen verschwommen waren.
Gleich hinter dem Verkehrsschild zweigte eine unbefestigte Straße ab, die breite Geländewagenreifen ausgefahren hatten. Sie führte geradewegs in die Wüste hinein. Smith beschattete seine Augen mit einer Hand und folgte der Fahrspur durch den Sand, bis sie sich am Horizont verlor. Die Luft über der Wüste flimmerte in der einsetzenden Hitze, als er wieder anfuhr und auf die unbefestigte Straße abbog.
Die Federung seines Wagens ächzte protestierend, als der Jeep schwankend und springend der Fahrspur folgte. Smith fuhr langsam; er wollte hier draußen im Niemandsland keinen Achsbruch und keine Reifenpanne erleiden. Er besaß seit über einem Jahr kein Handy mehr, weil er wusste, dass es dazu dienen konnte, ihn zu orten, selbst wenn es ausgeschaltet in seiner Tasche steckte, und nahm an, dass es nach Caliente mindestens drei Stunden zu Fuß waren – drei Stunden in der Wüstensonne über unebenes, unbekanntes Gelände.
Nach zehn Minuten fiel die Straße leicht ab und folgte dem Verlauf eines breiten Tals mit einem längst ausgetrockneten Flussbett auf dem Boden. Auf einer Seite stand auf einem kleinen Plateau ein kleines Blockhaus: eine quadratische Hütte mit Holzwänden, gemauertem Kamin, aus dem eine dünne bläuliche Rauchsäule in die stille Morgenluft aufstieg, und weißem Dach, dessen breiter Überstand ein Schattenband über die Wände warf.
An der Wand neben der Tür lehnte ein Mann in staubigen Jeans und rot-weiß kariertem Hemd, als habe er darauf gewartet, dass
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