Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
Geländewagen mit abgedunkelten Scheiben und blendend hellen Scheinwerfern die Rampe herunter und hielt auf der freien Fläche.
Sobald die Hinterräder den Asphalt berührten, wurde die Rampe wieder hochgeklappt. Die Triebwerke des Hubschraubers heulten erneut auf, dann startete die Maschine. Jamie hatte Mühe, sich im Rotorwind auf den Beinen zu halten. Als der Hubschrauber wegstieg, ließen das Heulen und der Wind nach. Binnen dreißig Sekunden war von dem riesigen schwarzen Hubschrauber nur noch die rot blinkende Kollisionswarnleuchte zu sehen, als er in der rasch herabsinkenden Abenddämmerung nach Osten abflog.
Die Beifahrertür wurde geöffnet, und Angela Darcy, deren hübsches Gesicht hinter dem purpurroten Visier verborgen war, stieg aus.
»Ihre Kutsche wartet, Sir«, sagte sie und deutete auf die hinteren Türen.
Jamie lächelte unter dem Visier und ließ sein Team einsteigen. Er saß vorn neben Jack Williams, der den Wagen fahren würde, und klappte sein Visier wieder hoch. Angela, Claire und Dominique, die die beiden hinteren Sitzreihen für sich hatten, taten es ihm gleich.
»Dominique«, sagte Jamie, »wir müssen schnellstens diesen Latour finden. Wo fangen wir an?«
»Im Marais«, antwortete Saint-Jacques sofort. »Wir fangen im Marais an.«
Jack Williams gab Gas, und der schwere Wagen schoss vorwärts. Er lenkte ihn zwischen den alten Blechhütten hindurch auf einen breiten Asphaltstreifen, der die Hauptverkehrsader des Komplexes war. Straßenlampen verbreiteten wässriges gelbes Licht, das Surren von Gabelstaplern erfüllte die kühle Abendluft, und hier und da waren laute Stimmen zu hören, die Anweisungen riefen. Jack bog links ab, um das Tor zu erreichen, das ihr Navi anzeigte.
Der schwarze Geländewagen bog um die Ecke und fuhr an einer kleinen Gruppe von Arbeitern vorbei, die unter einem Vordach zusammengedrängt standen, Kaffee aus Thermosflaschen tranken und kurze filterlose Zigaretten rauchten. Sie sahen kurz auf, als der Wagen vorbeifuhr, und unterhielten sich dann weiter; das Fahrzeug und seine Insassen waren offenbar keinen zweiten Blick wert.
Zwei Minuten später erreichten sie die Autobahn A6 und beschleunigten nach Norden in Richtung Paris.
Auf der Bühne des Theaters der Fraternité de la Nuit hörte Frankenstein, wie die Tür, durch die er in einem früheren Leben Hunderte von Malen gegangen war, sich knarrend öffnete, und wandte einen beträchtlichen Teil seiner restlichen Kraft auf, um den Kopf zu heben.
Er war seit über sechsunddreißig Stunden an den Holzpfosten mitten auf der Bühne gefesselt und litt unbeschreibliche Qualen. Der dumpfe Schmerz in seinen in unnatürlicher Haltung eng gefesselten Armen und Beinen war zu weiß glühendem Feuer geworden, als sei jeder Quadratmillimeter der grau-grün gesprenkelten Haut, die seine Gliedmaßen bedeckte, mit Rasierklingen aufgeschnitten und mit Salz eingerieben worden. Nach eineinhalb Tagen waren sie jetzt taube, unnütze Dinge; er spürte sie gar nicht mehr und musste strikte Logik gebrauchen, um sich davon zu überzeugen, dass er sie überhaupt noch besaß.
Lord Dantes Butler hatte ihm mehrmals ein wenig Wasser zu trinken gegeben, sich aber geweigert, dabei mit ihm zu reden oder ihn auch nur anzusehen; man hätte glauben können, der Bedienstete habe den Auftrag, ein Haustier zu tränken – noch dazu ein ungeliebtes. Essen hatte es keines gegeben, und das Knurren und Gurgeln seines Magens war einer dumpfen Leere, einem gähnenden Vakuum gewichen. Seinen Körperfunktionen hatte er zweimal auf demütigende Weise nachkommen können. Und unter allem, unter den Qualen und der Angst und der Scham, fühlte Frankenstein eine bevorstehende Verwandlung.
In den vergangenen Stunden hatte er zweimal die Stuckdecke angestarrt – genau die Stelle, an der über dem reich verzierten Dach des Theaters der Mond aufging. Er konnte das Mahlen seiner Knochen spüren, das er fürchten gelernt hatte, spürte seine Haut kribbeln und fühlte das Bedürfnis, zu rennen und zu springen und zu beißen.
Als er jetzt den Kopf hob, sah er eine dunkle Gestalt schweigend gleich neben der Tür im Hintergrund des Zuschauerraums stehen. Er beobachtete, wie sie langsam nach vorn kam, und als sie in das gedämpfte Rampenlicht trat, erkannte er das blasse, schmale Gesicht sofort.
»Latour«, krächzte er. »Bist du gekommen, um dich an meinem Anblick zu weiden?«
»Nein, alter Freund«, antwortete Latour, der langsam auf die Bühne geschwebt kam und
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