Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
Vom Netzwerk:
er die Bühne erreichte, beschrieb er eine elegante Pirouette und wandte sich mit hochgereckten Armen dem Publikum zu. Der Applaus wurde zu stehenden Ovationen, in die sich Hoch- und Bravorufe mischten, die den kleinen Raum erzittern ließen. Der Vampirkönig sonnte sich in der Bewunderung seiner Untertanen und dem Bewusstsein, dass sein fast hundertjähriger Rachefeldzug heute zu Ende gehen würde.
    »Danke«, sagte er unter neuerlichen Hochrufen. »Danke, meine treuen Freunde. Ich danke euch allen.«
    Als er die Arme sinken ließ, flaute der Lärm allmählich ab. Lord Dante schwebte auf die Bühne und wandte sich an sein Publikum.
    »Dies ist eine viel verheißende Nacht«, sagte er. »Eine Nacht, von der ich lange fürchtete, ich würde sie nie mehr erleben. Aber nun ist sie doch gekommen – dank der Bemühungen eines der hier Anwesenden. Steh auf und verbeug dich, mein treuester Freund.«
    Latour stand von prasselndem Beifall überschüttet von seinem Platz in der ersten Reihe auf. Frankenstein sah den Vampir glückstrahlend lächeln und erkannte, dass er nie eine Chance gehabt hatte, Latour in seinem Sinn zu beeinflussen. Nichts hätte den alten Vampir davon abbringen können, diesen Augenblick seiner Überlegenheit und die Bewunderung der weniger hoch angesehenen Masse zu genießen.
    »Danke«, sagte Lord Dante und bedachte Latour mit einem beifälligen Lächeln. »Was du geleistet hast, wird niemand in der Fraternité vergessen. Und ich erst recht nicht.«
    Latour nahm wieder Platz. Frankenstein beobachtete, wie mehrere Vampire in Smokings ihm auf die Schultern klopften oder die Hand drückten, und merkte, wie sein Magen rebellierte. Im nächsten Augenblick spürte er plötzlich ein Brennen, das sein Rückgrat entlanglief, als würden ihm weißglühende Nadeln in den Rücken gestoßen.
    Die Verwandlung stand bevor, und zum ersten Mal genoss Frankenstein die Aussicht darauf.
    Bald, dachte er unter Schmerzen. Schon sehr bald. Bitte rechtzeitig.
    »Diese Kreatur, die ihr vor euch seht«, fuhr Lord Dante mit einem rachsüchtigen Blick zu Frankenstein hinüber fort, »hat mir vor langer Zeit ein großes Unrecht angetan. Fast ein Jahrhundert lang ist es ihm gelungen, sich meiner Rache zu entziehen, aber damit ist nun Schluss. Jetzt soll er wie ihr alle erfahren, was es bedeutet, dem Vampirkönig von Paris in die Quere zu kommen.«    
    Lord Dantes Butler kam lautlos aus den Kulissen auf die Bühne geschwebt und brachte einen schlichten Holztisch und eine große Rolle aus schwarzem Tuch mit. Er stellte den Tisch neben Lord Dante ab, legte die Rolle darauf und verschwand so lautlos, wie er gekommen war.
    »Danke«, sagte der Vampirkönig. Er griff mit seinen blassen Händen nach der Rolle, fasste sie an beiden Enden. Dann riss er sie rasch hoch, damit sie sich theatralisch zum Publikum hin entrollte. Dieses reagierte mit aufgeregtem Murmeln, und die Zahl der jetzt rot glühenden Augenpaare stieg dramatisch an. Frankenstein war froh, dass er nicht sehen konnte, was sie sahen, aber Lord Dante hatte nicht die Absicht, ihm den Anblick des Bevorstehenden zu ersparen; er drehte sich um, schwenkte das Tuch wie ein Torero und zeigte dem Gefangenen, was es enthielt.
    Das Tuch war voller Messer.
    Im Licht des Scheinwerfers blinkend, der Lord Dante weiter anstrahlte, steckten in Dutzenden von Schlingen und Fächern alle nur denkbaren Instrumente: schwere, matt glänzende Äxte und Sägen, lange Tranchiermesser und dreikantige Dolche, Jagd- und Filetiermesser mit schmaler Klinge, bösartig scharfe Skalpelle und Stilette. Sie klirrten leise, als das Tuch bewegt wurde, und schickten gleißende Lichtblitze hinauf an die Kuppel des Theatersaals.
    Frankenstein fühlte einen Stich von eisiger Angst, als er genauer hinsah und am unteren Rand des Tuchs eine Handvoll Gegenstände entdeckte, die wie nachträglich hinzugefügt aussahen. Ein Glas mit einem weißen Pulver, das bestimmt Salz war, und fünf Phiolen mit einer klaren Flüssigkeit, über die er lieber nicht spekulieren wollte. Am grausigsten war jedoch der durchsichtige kleine Plastikbehälter an der äußeren Ecke des Tuchs. Er war voller gelber, fetter Maden, die sich in der Hitze des Theaters wanden.
    Das schwarze Tuch war der wahr gewordene Traum eines Sadisten: eine Sammlung von Instrumenten, die keinen anderen Zweck hatten, als zu foltern, zu verstümmeln und letztlich zu töten.
    »Ich habe überlegt, ob ich weitere Nummern auf den heutigen Spielplan setzen sollte«,

Weitere Kostenlose Bücher