Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
im Bliss-Rausch mit den Zähnen, während der durchs Loch in seiner Brust führende straff gespannte Rückholdraht summte. Sein Gesicht war von Schmerzen und Adrenalin verzerrt, seine Augen lohten förmlich; er war kaum mehr einen Meter mehr von Jack entfernt, als sein Körper endlich merkte, was ihm angetan worden war, sodass er in einer Wolke aus dampfendem Blut zerplatzte.
Die Menge kreischte erschrocken, und mehrere Vampire liefen auf der verzweifelten Suche nach einer Fluchtmöglichkeit alle Ecken des großen Raums ab. Eine ganz in Schwarz gekleidete Vampirin wollte sich mit zu Krallen verkrümmten Händen, die UV-Handgranate fest im Blick, auf Jamie stürzen. Claire Lock trat entschlossen vor und rammte ihren Metallpflock ins Herz der Heranfliegenden, die als riesengroßer dunkler Blutfleck auf den Betonboden platschte.
Daraufhin ließ der Druck der herandrängenden Vampire schlagartig nach. Auf allen Gesichtern, auf denen sich bisher Zorn mit Blutgier gemischt hatte, erschien allmählich Angst. Der gemeinsame Angriffswille verließ selbst die Mutigen, und sie wichen in die Menge zurück, starrten die kleine Gruppe der Agenten in schwarzen Uniformen an und warteten darauf, was sie als Nächstes tun würden.
»Die Sache ist ganz einfach, Mesdames et Messieurs«, sagte Jamie und lächelte der schwankenden, zitternden Menge zu. »Erzählt mir jemand von euch, wo Jean-Luc Latour zu finden ist, kann ich den Club mit dieser Granate in der Hand verlassen, und wir leben alle weiter. Erzählt mir niemand, was ich wissen will, zünde ich sie.«
Er wartete mit hochgehaltener UV-Handgranate.
»Kein Freiwilliger?«, fragte er entspannt und freundlich. »Nun, das ist enttäuschend. Aber ich muss eure Entscheidung respektieren, denke ich.«
Ein Daumendruck ließ die Schutzhülle der Handgranate aufspringen, sodass ihr purpurroter Glaskern sichtbar wurde. Er hob sie noch etwas höher, ließ den Daumen auf dem Auslöser und war kurz davor, ihn zu drücken, als aus der Menge eine Stimme kam.
»Tun Sie’s nicht«, sagte sie. »Ich erzähl’s Ihnen.«
Jamie nahm den Daumen vom Auslöser, ließ die Schutzhülle aber geöffnet.
»Was?«, fragte er. »Was wollen Sie mir erzählen?«
»Latour. Er ist in seinem Club – nicht weit von hier.«
»Wo genau?«, fragte Jamie scharf.
»In der Rue de Sévigné. In einem Gebäude ohne Fenster.«
»Warum ist er dort?«, wollte Jamie wissen. »Wer wohnt in dem Gebäude?«
»Dort residiert der König von Paris.«
»Ich weiß, wo das ist«, warf Dominique Saint-Jacques ein. »Wir können in zehn Minuten dort sein. Also los!«
»Okay«, sagte Jamie. »Wir vernichten sie alle, dann verschwinden wir.«
Auf diese Ankündigung reagierte die Menge mit Schreckensrufen und Protestschreien. Jamie legte den Daumen wieder auf den Auslöser und wollte ihn eben drücken, als kräftige Hände ihn an der Schulter packten und herumrissen, sodass er seinem Team gegenüberstand.
Die vier Agenten seines Teams umringten ihn mit geöffneten Visieren und feindseligen Mienen.
»Tu’s nicht, Jamie«, sagte Claire Lock. »An so was will ich nicht beteiligt sein.«
Jamie starrte sie ungläubig an. »Woran nicht beteiligt?«, blaffte er. »An der Vernichtung eines ganzen Saals voller Vampire?«
»Darum geht’s hier nicht«, sagte Angela. »Dies ist Mord, schlicht und einfach. Verlass dich auf mich, ich kenne den Unterschied.«
»Sie hat recht, Jamie«, stimmte Jack Williams zu. »Dies ist nicht unsere Art. Und es ist nicht, was Colonel Frankenstein gewollt hätte.«
Jamie starrte seinen Freund an. »Bring bloß ihn nicht ins Spiel«, sagte er warnend. »Du hast ihn nicht gekannt. Erzähl mir nicht, was er gewollt hätte.«
»Du hast recht«, sagte Jack. »Ich habe ihn nicht gekannt. Außer dir hat ihn keiner gekannt. Aber ich hatte viel über ihn gehört, Jamie. Bei Schwarzlicht war er lange vor unserer Geburt eine Legende; mein Großvater hat mir Geschichten von ihm erzählt, seit ich zehn war. Und ich lasse nicht zu, dass du Frankensteins Namen entehrst, indem du auf der Suche nach ihm wahllos mordest.«
Jamie fühlte, wie etwas in seinem Inneren nachgab, und ließ die Handgranate sinken. Schamgefühl, heiß und scharf, durchwogte ihn, als er sich vorstellte, mit welcher Miene das Monster diese Szene beobachtet hätte. Frankenstein verabscheute Vampire, er hielt sie für unnatürlich, aber nicht für von Geburt an böse; er hätte nicht untätig zugesehen, wie Jamie einen Saal voller Vampire
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