Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige
Phasen auf grenzenlose Einkaufstouren. Sie hat zwar Medikamente, die sie bei Beginn einer Manie einnehmen könnte, aber ihre Zuverlässigkeit ist zweifelhaft. Auch sucht sie nicht von sich aus Zuflucht in der Klinik, sie musste schon polizeilich eingeliefert werden. Wie wird sich ihr restliches Leben gestalten?
Hier zerstört die Krankheit das Leben eines unglücklichen Menschen, der sich nicht helfen lässt.
Ein gutes Ende nach langer Durststrecke
Georg, ein Ingenieur, und Ruth, die gern Kindergärtnerin geworden wäre, aber einen »soliden« Beruf erlernen musste, haben einen Depressionssturm nach jahrelangem Kampf heil überstanden. Ihre religiöse Lebenseinstellung ließ sie auch nie an ihrer Lebensgemeinschaft für gute und schlechte Zeiten zweifeln.
Georg war in mäßigem Ausmaß in der Öffentlichkeit engagiert. Ruth litt darunter, dass auch sie immer wieder für irgendwelche Ämter gefragt wurde. Sie meinte, sie müsse zusagen, zog sich dann aber aus Angst vor Nichtgenügen stets wieder zurück. Sie stammt selber aus einer Familie, deren Oberhaupt sich eher fürs Vaterland als für die Familie engagierte, und das wollte sie für die eigene Familie vermeiden.
Das Paar hat wohlgeratene Kinder und Enkel. Als die Kinder nach und nach ausflogen, begann Ruth, für sich und Georg eine neue Bleibe zu suchen. Die etwas düstere Wohnlage in einer Agglomerationsgemeinde und die Einsamkeit des leer gewordenen Nests endeten in einer Depression, die sich im Bedürfnis manifestierte, den Wohnsitz zu wechseln.
Der Grund, dass diese Störung mit einiger Gewalt ausbrach, kann auch in der Familienkonstellation gesucht werden, sind doch depressive Erkrankungen in der engeren und weiteren Familie ausgesprochen häufig.
Ruth begann also eine akribische Suche nach freien Wohnungen. Daneben entwickelte sie Angstzustände, begann in ihrem Haus so laut zu stöhnen, dass die Nachbarn aufmerksam wurden. Nach langem Hin und Her suchte sie Zuflucht in einer Klinik, wo sie falsch behandelt wurde, einen Kreislaufkollaps erlitt und nach wenigen Tagen herausgeholt werden musste.
Wieder zu Hause, funktionierte Ruth eine Weile so einigermaßen, dann war der nächste Klinikaufenthalt fällig. Dort fühlte sie sich wohler, ging ein und aus, fuhr nach Hause, um Blumen zu gießen. Die Situation war nicht dramatisch, aber die verschiedensten Medikamente brachten wenig. Ruth fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Die Wohnungssuche ging weiter. Sie besichtigte mit ihrem Mann Dutzende Objekte. Die Klinik war währenddessen stets der sichere Ort, wohin sie zurückkehrte; den strukturierten Tagesablauf empfand sie als positiv; sie wollte gar nicht mehr nach Hause, hat dann aber doch wieder im alten Haus gewohnt, stets »auf der Kippe«, wie sie sich ausdrückt.
Dann lernte sie in der Klinik Max kennen, einen Lehrer, der von seiner Frau verlassen worden war. Lange und tiefschürfende Gespräche mit ihm, der in einer viel stärkeren Depression steckte, halfen ihr sehr. Außerdem erschien ein neuer Psychiater auf der Bildfläche, und zu guter Letzt fand sich auch eine Wohnung, die allen Wünschen und Vorstellungen des Paares entsprach.
Es dauerte aber noch viele Monate, bis Ruth am neuen Wohnort ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatte. Neben einer einfühlsamen Psychotherapie war daran ein lustiger kleiner Hund nicht unbeteiligt. Jetzt ist sie wohl endgültig über den Berg, und ihre Paarbeziehung hat gehalten.
Und Georg? Wenn er auch Ruth auf der seelischen Ebene nicht »abholen« konnte, wie sie sich ausdrückt, so hat doch sein ruhiges, überlegtes Wesen das schwankende Schiffchen sicher durch alle Stürme gelotst. Er war von seinem Beruf her das Planen und Organisieren gewöhnt und hat alle Termine vereinbart und überwacht. Und Ruth zeigte keine Spur von Widerspenstigkeit; es gab keinen Streit und keine Meinungsverschiedenheiten. Georg war weder müde noch wütend noch verzweifelt, für den Ingenieur war Ruths Erkrankung »ein Störfall, der repariert werden musste« ( O-Ton! ). Er bezeichnet sich selber als Kopfmenschen. Dieser Umstand führte aber offenbar kaum zu Konflikten mit der doch eher emotionalen Gattin. Jeder akzeptiert den anderen so, wie er ist.
Ein Happy End!
Ein unerwartetes Ende
Kuno fand keinen Spaß am väterlichen Geschäft, das er übernehmen musste. Dieses lief aber so gut, dass er seinen nicht ganz billigen Hobbys Segeln und Fliegen einen Großteil seiner Zeit widmen konnte. Seinen drei Söhnen war er der ideale
Weitere Kostenlose Bücher