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Der 13. Engel

Der 13. Engel

Titel: Der 13. Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Borlik
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Nicht der kleinste Funken Magie steckt in ihm.« Aurelius spie die Worte regelrecht aus. »Ja, da guckt ihr, nicht wahr? Es ist einfach nur ein Stein, der vom Himmel fiel. Ein nutzloser schwarzer Klumpen, das ist er. Und dennoch machte der Schwarze Stern aus dem ersten König den mächtigsten Zauberer seiner Zeit. Und könnt ihr euch auch denken, warum?« Sein Blick hatte etwas Stierendes angenommen, was ihn leicht wahnsinnig wirken ließ. »Weil der König an seine Kräfte glaubte. Ja, es war alleine sein Glaube. Schließlich funkelte der Stein derart mysteriös, da musste er doch was Besonderes sein. Dieser Narr!« Aurelius kicherte.
    Amy schüttelte verwirrt den Kopf. »Wie konnte der Schwarze Stern den König dann so verändern?«
    »Nicht der Stein, sondern seine eigene Gier war daran schuld.« Aurelius brummelte etwas Unverständliches vor sich hin. »Es ist immer das Gleiche. Die Menschen können sich nicht mit dem, was sie haben, zufrieden geben. Je mehr sie besitzen, desto mehr wollen sie. Der erste König war nicht anders. Je reicher und mächtiger er wurde, desto größer wurde sein Verlangen nach noch mehr Macht, Reichtum und Ruhm. Und er wurde immer grausamer, um dieses Verlangen zu stillen, das eigentlich unstillbar ist. Krieg und Elend brachte er über die Länder, in die er mit seinen Streitkräften zog. Aber dann …« Er lächelte bitter. »Alles hat eben seinen Preis.«
    »Welchen Preis?« Amy hatte wieder das Gefühl, der Lösung ihres Problems ganz nahe zu sein. »Es ist der Fluch, oder? Die Engelsstatuen sind in Wahrheit …« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Erzählen Sie weiter. Bitte!«
    »Es kam zu einem Unglück«, sagte Aurelius mit bekümmerter Stimme. Erneut betrachtete er das Gemälde über dem Kamin und eine Wandlung ging mit ihm vor sich. Seine Gestalt schien zu schrumpfen, wurde älter, gebrechlicher, von Gram gebeugt. »Es geschah während einer Reise in ein fernes Land, das seine Armeen erobert hatten. Der König war auf dem Weg dorthin, um sich zum neuen Herrscher auszurufen, und er hatte all seine Kinder mitgenommen, damit sie seine Taten und seinen Ruhm bewundern konnten. Doch ihr Schiff geriet in einen schlimmen Sturm und sank. Da rief der König die Engel um Hilfe an.«
    Amy stockte der Atem. Sie ahnte, was jetzt kommen würde.
    »Die Engel jedoch waren zu entsetzt über das, was der König in seiner Machtgier getan hatte, und überließen ihn und seine Kinder ihrem Schicksal. Und so wurden sie zu Opfern des Sturmes und ertranken in den gierigen Wellen der See.«
    »Jedoch nicht alle«, murmelte Amy mit halb erstickter Stimme und Tränen in den Augen.
    Aurelius schüttelte den Kopf. »Wie durch ein Wunder überlebte der König.« Er schnaubte leise. »Und getrieben von Trauer, Wut und Hass nahm er den Schwarzen Stern, von dem er glaubte, dass er die Quelle seiner Macht sei, und verfluchte die Engel. Für tausend Jahre bannte er sie in Stein, sodass sie sehr viel Zeit haben würden, um über ihren Verrat an ihm und seinen Kindern nachzudenken. Danach zog der König sich für lange Zeit in seine Feste zurück, bevor er eines Tages erneut heiratete, um einen Erben zu zeugen. Allerdings soll er für den Rest seines Lebens ein gebrochener Mann gewesen sein, dem weder Glück noch Zufriedenheit beschieden war.«
    Finn starrte Amy mit weit aufgerissenen Augen an. »Die Engelsstatuen in der Kathedrale waren also …«
    »… die echten Engel, ja«, sagte Amy. »Sie wurden nicht gestohlen, sondern sind nach tausend Jahren wieder zum Leben erwacht.« Sie hatte es bereits geahnt, als Mr Burbridge ihnen die Übersetzung des Textes gezeigt hatte. Sie war sich bloß nicht sicher gewesen. Oder hatte sie die Wahrheit nur nicht akzeptieren wollen? Schließlich war sie so anders als alles, an das sie bisher geglaubt hatte.
    »Wo sind sie die Engel jetzt?«, wollte Finn wissen.
    Aurelius hob hilflos die Hände. »Wer weiß? Vielleicht sind sie fortgegangen, so enttäuscht wie sie von den Menschen gewesen sein müssen.«
    »Also können wir von ihnen schon mal keine Hilfe erwarten.« Finn verzog angewidert die Mundwinkel. »Und sie haben die Kinder einfach ertrinken lassen?«
    »Wie ich schon sagte.«
    Amy hob den Kopf und starrte Aurelius geradewegs ins Gesicht. »Woher wissen Sie das alles?«
    »Willst du das wirklich hören?«, fragte er scharf. »Hast du für heute nicht schon genug Schrecken erfahren?«
    Amy dachte einen Moment über die Frage nach. »Würden Sie es mir denn erzählen

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