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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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welche, die das tun.« Er blickte Werdin wieder starr in die Augen. »Und ein komischer Vogel sind Sie sowieso.«
    »Offen gesagt, Standartenführer, ich weiß nicht so recht, was das soll. Das Geschwätz gibt es schon, seit ich im Orden bin. Mir fällt dazu nichts mehr ein. Wurden Sie etwa mit dem Totenkopf an der Mütze geboren?«
    Krause lachte laut. Gäste tuschelten und blickten neugierig zum Tisch, an dem Werdin und Krause saßen. Wenn Werdin hinschaute, schauten sie schnell weg. Bloß keinen Ärger mit der SS, schon gar nicht, wenn sie besoffen war. Werdin rieb seinen rechten Zeigefinger an der Hose, der Tisch klebte.
    »Gute Antwort«, sagte Krause. »Aber vielleicht nicht gut genug.«
    Seine Stimme wurde leise, sie zischte. »Da muss was dran sein, ohne Feuer kein Rauch.«
    Werdin fragte sich, was Krause wollte. Der Standartenführer tat so, als wäre er besoffen. Er lallte aber nicht, vertrug offenbar eine Menge Schnaps.
    »Ich sage Ihnen mal was, ganz im Vertrauen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte man Sie nicht nach Haigerloch versetzt. Verstehen Sie?« Er schaute Werdin wieder auf diese merkwürdige Art an, als wären seine Augen gefroren.
    »Nein«, sagte Werdin, »aber es wäre mir recht gewesen, nicht versetzt zu werden.«
    Das Gespräch versandete. Nachdem Krause noch ein Bier und einen Doppelkorn in sich hineingeschüttet hatte, verließen sie das Lokal. Krause ging nicht mit zurück zur Dienststelle, er verabschiedete sich und verschwand in Richtung Landwehrkanal.
    Je länger Werdin nachdachte über das Gespräch, umso klarer wurde ihm, dass Krause ihm drohte. Um die Ecke gewissermaßen. Aber warum? Hatte er etwas erfahren über Werdins Spionage für Moskau, aber nicht genug Beweise? Gab es jemanden, der Krause daran hinderte, Werdin auszuquetschen? Wollte Krause ihn nervös machen? Werdin fand keine Antwort.
    Und dann war da noch der aufgeregte Gottlieb, der ihn unbedingt in seiner Wohnung sprechen wollte.
    Gottlieb erschien pünktlich. Er wollte nichts trinken. Er hatte unruhige Augen. Er setzte sich mit Werdin in die Küche, sein rechter Fuß klopfte leise einen unerkennbaren Rhythmus auf den Holzboden.
    »Und was ist nun so wichtig?«
    »Ich habe lange nachgedacht, ob ich dir das sagen soll.«
    »Und jetzt bist du entschlossen, es zu tun«, sagte Werdin.
    »Wohl fühle ich mich nicht dabei«, erwiderte Gottlieb.
    »Dann lass es«, sagte Werdin. Er wusste, dass Gottlieb es nicht lassen würde.
    »Du musst abhauen«, sagte Gottlieb.
    Werdin schaute ihn neugierig an. Jetzt war es klar, sie wussten etwas. Vielleicht hatte Fritz geredet. Werdin nahm es ihm nicht übel. Er wusste, was mit Gefangenen geschah, die nichts sagen wollten. Da hatte sich seit dem Staatsstreich nicht viel geändert, die SS blieb die SS, auch wenn die Folter offiziell abgeschafft war. Wenn Gottlieb ihn warnen wollte, begab er sich in Gefahr.
    »Sie haben mich verhört.«
    »Wer ist sie?«
    »Kaltenbrunner und Krause.«
    »Oho, der Vertreter unseren lieben Gottes persönlich.«
    »Sie halten dich für einen russischen Spion.«
    »Und wie kommen sie auf den Quatsch?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und du willst mich warnen?«
    »Ja«, sagte Gottlieb. »Sie tragen gerade Beweise zusammen, in zwei oder drei Tagen wollen sie dich verhaften.«
    Irgendwann würde es so weit sein, das hatte er immer gewusst. Man konnte nicht jahrelang als Spion in der SS arbeiten, ohne in Teufels Küche zu kommen. Es war, als putzte man einer Natter mit bloßen Händen die Zähne. Nun hatten sie ihn also am Kanthaken.
    »Danke«, sagte Werdin. »Warum verrätst du es mir?«
    Gottlieb zuckte mit den Achseln. Er stand schnell auf, gab Werdin die Hand und ging. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick zu weinen beginnen.
    Da gab es nicht viel nachzudenken. Morgen musste er fliehen. Wohin? Nach Westen. Er musste versuchen, zu den Engländern oder Amerikanern durchzukommen. Und Irma? Er hatte sie am Nachmittag angerufen, um ihr zu sagen, dass er die Nacht in der eigenen Wohnung verbringen würde. Den Grund nannte er ihr nicht. Und jetzt? Jetzt würde er sie verlieren. Er stellte sich vor den Telefonapparat im Flur.
    Zögernd nahm er den Hörer in die Hand, dann wählte er mit der Scheibe die Nummer der Mellenscheidts. Gustav hob ab. Werdin bat ihn, Irma zu rufen. Dann war sie dran. Er wollte ihr seinen Besuch für den nächsten Vormittag ankündigen. Aber er sagte nur: »Komm!« Sie schwieg. Er nannte seine Adresse. »Gut«, erwiderte sie.
    Werdin schaute

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