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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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einen Verhörraum gebracht wurde. Er zündete sich noch eine Zigarette an, sog den Rauch tief ein und machte sich auf den Weg in den Keller. Er hatte es eilig. Egal, was sonst geschah, die Sache mit dem Verräter musste geklärt werden.
    Fritz wurde von zwei Gestapobeamten bewacht.
    »Guten Tag, Herr Stankowski«, sagte Krause, als er den
    Raum betrat.
    Fritz schaute ihn verwundert an. Seine Nase leuchtete rotblau, sie hatten sie ihm gebrochen.
    »Da staunst du, was?«, sagte Krause. »Wir haben ein wenig in den Karteien geblättert, die uns die Systempolizei netterweise hinterlassen hat. Und wen haben wir da gefunden? Fritz alias Karl Stankowski, technischer Mitarbeiter der KPD-Bezirksleitung Berlin. Und der auf dem Bild hat genauso eine Knollennase wie du.« Krause blickte Fritz ins Gesicht. »Oder hatte. Deine haben wir ja ein bisschen verschönert.« Krause lachte. »Aber wir können uns noch erinnern, wie sie vorher aussah.«
    Fritz schwieg und starrte an die Wand.
    »Ein bisschen schmaler war deine Fresse früher auch. Hast dich richtig satt gefressen im Dritten Reich. Macht man so was als Kommunist? Deinen Genossen in Moskau geht’s schlechter. Man hört so einiges.« Krause wartete, um die Wirkung seiner Worte zu sehen.
    Fritz zeigte keine Bewegung.
    »Ach ja, du willst wissen, wer dich verpfiffen hat?«
    Fritz hob sein Gesicht und schaute Krause an.
    »Weißgerber heißt der liebe Genosse, Hermann Weißgerber. Es ist doch immer gut, wenn man verlässliche Freunde hat, nicht?« Krause glaubte ein leichtes Zucken in Fritz’ Gesicht zu erkennen. »Willst du deinen Genossen Weißgerber sehen?«
    Fritz schaute Krause wieder an.
    Krause wandte sich an einen der beiden Gestapobeamten und nickte. Der Mann verließ den Raum und kehrte nach wenigen Minuten mit Weißgerber zurück. Er war nicht mehr geschlagen worden und hatte gut zu essen bekommen. Nur die Blässe der nun schon mehrere Wochen dauernden Haft zeugte von der Gefangenschaft im Keller des Prinz-Albrecht-Palais. Weißgerber stand neben dem Gestapomann und schaute entgeistert auf Fritz. »Ich dachte, du wärst ...«
    »Ein guter Genosse taucht nicht ab«, unterbrach Krause lachend.
    »Vielen Dank, Weißgerber, da haben wir doch prächtig zusammengearbeitet. Ich bin sicher, unser Freund Fritz wird dir nacheifern.« Zu dem Gestapomann sagte er: »Wegführen, wir brauchen diesen Herrn jetzt nicht mehr.« Er lehnte sich stolz zurück. Den Trubel über der Erde hatte er fast vergessen. Wir Nationalsozialisten sind für die Familie. Führen wir also die Familie Weißgerber wieder zusammen, im Krematorium von Buchenwald.
    »Nun, Fritz alias Karl Stankowski, was sagst du nun? Wir können uns hier nett unterhalten. Das setzt allerdings voraus, dass du gesprächig bist. Sonst wäre es ja langweilig für uns beide.« Er wartete einen Moment. »Du kannst dich natürlich auch für die andere Tour entscheiden.« Einer der beiden Gestapobeamten zog einen Schlagring aus der Tasche und streifte ihn über. »Es liegt ganz bei dir. Dein Genosse Weißgerber hat es sich richtig gut gehen lassen bei uns. Und jetzt tritt er mit Frau und Kind einen kleinen Erholungsurlaub an. Das kannst du auch haben. Denk ein bisschen nach.«
    ***
    Obwohl es schon dunkel war, fiel es Werdin nicht schwer, das Haus im Kornmandelweg zu finden. Unschlüssig stand er davor. Was wollte er? Nur die Frau wieder sehen, die er nicht aus seinen Gedanken vertreiben konnte? Oder einen Unterschlupf suchen für den Fall des Falles? Werdin erwartete, dass Fritz irgendwann auspackte oder Moskau der Gestapo einen Hinweis zuspielte. Ein falsch oder gar nicht verschlüsselter Funkspruch genügte, und die SS würde die Drecksarbeit für den Feind in
    Moskau machen. Vielleicht schickten sie sogar einen Mörder. Er gestand sich ein, er wäre auch allein wegen Irma gekommen. Werdin gab sich einen Ruck und ging zur Haustür. Er klingelte. Die Tür öffnete sich, eine ältere Dame erschien. Sie sah ihn fragend an.
    »Guten Abend«, sagte Werdin. »Könnte ich Fräulein Mellenscheidt sprechen?«
    »Ach, Sie sind doch der Herr aus dem Café, fast hätte ich Sie nicht wieder erkannt, so in Zivil«, sagte Margarete. »Kommen Sie doch herein.«
    Werdin trat ein.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Viel haben wir nicht mehr, Sie wissen ja, wie das ist. Aber für Sie würde mein Mann eine seiner letzten Weinflaschen öffnen. Gustav, komm doch mal!«
    In der Tür erschien ein kräftiger, untersetzter Mann mittleren Alters. Er

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