Der 4-Stunden-Koerper
Zwischen den beiden besteht ein scharfer Kontrast: Er isst alles, was er will. Bis heute sind in dem über 20-jährigen Experiment rund 37 Prozent der »Essen-Trinken-Fröhlichsein-Gruppe« aus Ursachen gestorben, die auf das Alter zurückführbar sind. Die Kalorien zählende Gruppe weist eine weitaus geringere Sterbeziffer auf, die beinahe zwei Drittel niedriger liegt.
Stornieren Sie unsere Reservierung in der Cheesecake Factory! Eigentlich wäre es an der Zeit, das Abendessen ganz aufzugeben!
Oder – Augenblick mal – ist das wirklich schon alles? Roger Cohen, dessen Vater Arzt war und sein ganzes Leben lang Paviane studierte, teilte seine weniger sensationalisierte Sicht der Dinge in einer Gastkolumne der New York Times mit dem Titel »Die Bedeutung des Lebens« mit. Hier ein Auszug:
Dies führt mich zu dem Niedrigkalorien-Canto und dem Vielkalorien-Owen: Canto wirkt in seiner Dünnheit ausgezehrt, schwach, aschfahl und unglücklich. Sein Mund ist leicht geöffnet, seine Gesichtszüge gequält, die Augen ausdruckslos. Er scheint zu schreien: »Bitte nicht noch einen Teller Körner!«
Der wohlgenährte Owen hingegen ist ein fröhlicher Kerl mit spitzbübischem Grinsen, ein gemütlicher, molliger Affe mit blitzenden Augen, einem entspannten, vollen Mund und leuchtender Haut, der eine Weisheit ausstrahlt, als hätte er gerade Kierkegaard gelesen und wäre zu dem Schluss gekommen, dass »das Leben vorausschauend gelebt werden muss, aber erst rückblickend begriffen werden kann«.
Es ist der Unterschied zwischen dem Typen, der sich das marmorierte Steak gönnt, und dem Typen, der das ach so magere Filet bestellt. Oder zwischen dem Typen, der zu seinem Brie einen Château Grand Pontet St. Emilion trinkt, und dem Typen, der dazu nur Wasser trinkt. Wie Edgar in König Lear so trefflich bemerkt, ist Reife eben alles. Man erlangt Reife aber nicht dadurch, dass man zum Frühstück Apfelschalen isst …
Wenn die Lebensdauer höher eingestuft wird als die Lebensqualität, gelangt man schnell zu dem trostlosen Affen Canto. Es erscheint mir wenig attraktiv, auf diese Weise 120 zu werden. Canto sieht aus, als könnte er es kaum erwarten, von seinem Elend erlöst zu werden …
Wir verstehen nicht, was der Geist verbirgt. Der Alterungsprozess gibt uns nach wie vor Rätsel auf. Ich könnte jedoch wetten, dass der joviale Owen den armen Canto überlebt …
Lachen verlängert das Leben. In der Welt der Kalorienzähler wird wenig gelacht. Es bestehen kaum Zweifel daran, dass der pummelige Owen den letzten Lacher auf seiner Seite hat. 155
Wenn es Ihr Ziel ist, so lange zu leben wie möglich, dann gibt es eine lange, ja, endlose Liste von Dingen, die es zu vermeiden gilt. Die gute Nachricht ist, dass eine Lebensverlängerung nicht unbedingt kompliziert sein muss.
Für die Herren könnte es schon ausreichen, ein paar Webseiten zu blockieren und ihre Männlichkeit ein wenig zu zügeln. Die Pro-Ejakulations-Lobby war 1992 entsetzt, als die New York Times folgende Story brachte:
Zumindest bei Würmern verkürzt die Spermaproduktion offenbar das Leben der männlichen Tiere
Es war nämlich so: Dr. Wayne Van Voorhies von der Universität von Arizona hatte Nematoden, sogenannten »Rundwürmern«, gestattet, Selbsttötung durch Kopulation zu begehen. In seiner Untersuchung lebten die Nematoden, die man von der Paarung fernhielt, durchschnittlich 11,1 Tage. Nematoden, denen man erlaubte, Sex zu haben, lebten lediglich schäbige 8,1 Tage. Sie werden ihre Enkel nicht heranwachsen sehen und niemals in St. Andrews Golf spielen.
Das Ganze ist eine betrübliche Geschichte von erschöpften Hodensäcken (oder was auch immer Würmer statt Hodensäcken haben).
»Die Gene und biochemischen Prozesse, die bei den männlichen Nematoden die Fortpflanzung steuern, sind dieselben wie beim Menschen und anderen Säugetieren«, führte Dr. Philip Anderson von der Universität von Wisconsin aus.
Die Times verband die logischen Punkte und gelangte zu folgendem Schluss: »Dauernde Spermaproduktion fordert beim Mann ihren Tribut, weil sie möglicherweise den Einsatz komplexer Enzyme oder biochemischer Prozesse notwendig macht, die sich schädlich auf den Stoffwechsel auswirken… Der Unterschied in der Lebensdauer von Männern und Frauen [Frauen leben im Durchschnitt sechs Jahre länger] könnte mit der Spermaproduktion zusammenhängen.«
Endlich keine Ejakulationen mehr! Es ist, als hätte man herausgefunden, dass die Verwendung von Zahnseide
Weitere Kostenlose Bücher