Der 50-50 Killer
des Falles stets herunter, und zwar so weit, dass es mir direkt auffiel. Kein einziges Mal erwähnte er bei diesen Anrufen den 50/50-Killer. Stattdessen konzentrierte er sich auf kleinste Einzelheiten des Falls, was ich merkwürdig fand, weil er doch so darauf bestanden hatte, dass ein Zusammenhang offensichtlich sei.
Was immer an kleinen Fortschritten gemacht wurde, kam nur kleckerweise herein. Simon rief aus dem Labor an. Zwei verschiedene Sätze von Fingerabdrücken waren im Haus gefunden worden. Der eine stammte von Kevin Simpson, der andere war unbekannt. Obwohl es möglich war, dass der Mörder uns ein Geschenk hinterlassen hatte, war es eher wahrscheinlich, dass die zweiten Abdrücke von Jodie waren. Und von der Entdeckung, wer sie war, schienen wir immer noch weit entfernt.
Pete hatte mit Simpsons früheren Freundinnen gesprochen und jedesmal einen Bericht dazu geschickt. Ich beobachtete etwas betroffen, wie eine nach der anderen von der Liste derer gestrichen wurde, die möglicherweise in Frage kamen. Mein eigenes Team war bei der Tür-zu-Tür-Befragung ähnlich produktiv, aber die Ergebnisse waren genauso unbrauchbar. Frühere Lücken im Bericht waren gefüllt worden, und die Befragungen wurden jetzt in den Straßen der Umgebung durchgeführt, neue Hinweise jedoch hatten sich nicht ergeben.
Ich beobachtete Mercer die ganze Zeit und war insgeheim erstaunt, wie er die Dinge anging. Er schien alles zugleich im Kopf zu haben, starrte bei jedem Bericht gespannt auf den Bildschirm und nickte vor sich hin. Dabei wirkte sein Gesichtsausdruck gelegentlich leer und geistesabwesend, während er jede neue Einzelheit in die Gesamtlage mit einbezog. Es war für mich schon schwer genug, mich über die Fakten in der Akte so schnell aufs Laufende zu bringen, und dabei wurden es immer mehr.
Ich glaubte, jetzt zumindest einen Rahmen zu haben, mit dessen Hilfe ich mir noch einmal Gedanken über den Tatort in Kevin Simpsons Haus machen konnte. Obwohl das typische Merkmal und das Spiel Schlüsselelemente waren, hatte Greg recht damit, dass der Tatort von heute früh anders war. Wer immer diese Jodie sein mochte, sie war jedenfalls nicht auf die gleiche Weise beteiligt wie die früheren Opfer.
Es ist zwei Jahre her. Er hat Pläne geschmiedet.
Ich war erstaunt, mit was für einem Gesamtbild Mercer arbeitete, aber im Moment war das seine Sorge. Unsere Aufgabe war es, die wenigen Hinweise zu sammeln, die vorlagen. Seine Aufgabe war es, ihren Sinn zu erkennen.
Und so ging es weiter.
Kurz vor sechs meldete sich Greg mit einem Videobericht. Schlechte Nachrichten. Sollte es auf Simpsons PC einen Hinweis auf Jodie oder Scott gegeben haben, sei es eine E-Mail, Adresse oder sonst ein zufälliges Dokument, dann hatte der Mörder sie jedenfalls gelöscht. Wie Greg schon gesagt hatte, würden wir ihre Identität nicht über den Computer herausfinden.
»Aber wir haben einen großen Durchbruch«, sagte er.
Sein Tonfall war ein bisschen scherzhaft, aber Mercer hatte jetzt für Ironie nichts übrig.
»Weiter.«
Greg schickte die Videoclips durch. Es waren im Ganzen sechs unscharfe Bilder aus der Überwachungskamera in der Nähe von Simpsons Haus. Sechs verschiedene weiße Lieferwagen. Man konnte auf diesen Bildern die Nummernschilder nicht entziffern, aber die IT-Spezialisten hatten sie bearbeitet und es geschafft, alle sechs zuzuordnen.
»Diese Bilder wurden alle heute früh aufgenommen, ungefähr zur Zeit als der Mörder abgezogen sein muss.« Greg kratzte sich zerstreut an der Wange. »Man braucht nicht extra zu erwähnen, dass zu dieser Tageszeit eine Menge weißer Kastenwagen unterwegs sind.«
»Aber du hast es trotzdem erwähnt, Greg. Gut gemacht.
Namen und Adressen?«
»Schon unterwegs.«
Mercer wandte sich an mich: »Ihr Befragungsteam?«
»Ist noch auf den Straßen in der Umgebung von Simpsons Haus zugange. Mit immer weniger Ergebnissen.«
»Holen Sie sie zurück und setzen Sie sie stattdessen auf das hier an. Greg hat recht, es ist wahrscheinlich nichts, aber man weiß ja nie.«
»Okay.«
»Komplette Videound Audioaufzeichnungen.«
Da war es schon wieder. Unwillkürlich knirschte ich mit den Zähnen, sagte mir aber dann, dass dies einfach seine Art sei. Ich nahm Verbindung mit meinem Team auf und machte mich daran, die Namen und Adressen durchzugeben, zu denen sie Informationen sammeln sollten. Sorgfältig wiederholte ich Mercers Anweisungen und klang jetzt selbst ein bisschen ironisch, aber inzwischen war er schon
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