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Der 7. Tag (German Edition)

Der 7. Tag (German Edition)

Titel: Der 7. Tag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Job im Konzern. Ich stürzte mich wie eine
Wahnsinnige hinein. Täglich meinte ich, zeigen zu müssen, dass ich besser
arbeiten konnte als alle anderen zusammen. Was mir innerhalb von Wochen die
Antipathie der gesamten, neu geschaffenen Abteilung eintrug. Abends saßen
Michael und ich in unserer neuen Küche und redeten über meine Aufgaben, über
Konzerne, seine Mandanten, über die Wirtschaft und die miese Stimmung in der
Stadt. Ab und an warnte mich Michael auf seine sanfte, zurückhaltende Art, wenn
ich wieder einmal mit leuchtenden Augen erzählte, wie ich vor allen geglänzt
hatte.
    „Pass auf Bille, du brauchst die anderen vielleicht noch,
versuch‘ doch, dir Freunde zu machen.“
    Theoretisch wusste ich ja, dass er Recht hatte. Nicht
umsonst hatte ich neben Publizistik auch Betriebswirtschaft studiert. Ich hatte
alles gelernt, was man über Netzwerke lernen konnte. Aber ich war eine Frau,
eine hübsche und überaus talentierte Frau, die in einem Aquarium mit männlichen
Piranhas schwamm. Meine Herren Kollegen versuchten, mich als kleines, dummes
Mädchen hinzustellen. Wenn ich eine gute Idee hatte, wurde sie als
„Kleinmädchenkram“ abgetan.
    So nicht, meine Herren, hatte ich beschlossen.
    Michael hatte bereits einige Erfahrung mit Konzernen sammeln
können. Er beriet einige große Firmen und hatte deshalb wesentlich weniger
Illusionen als ich.
    „Es geht nicht darum Recht zu haben, Bille. In Konzernen
haben immer die Chefs recht, du bist nur dazu da, es auszuführen.“
    Was mich damals so gnadenlos auf die Palme brachte, war die
Angst, die meine Kollegen vor dem Vorstand hatten. Bloß niemanden mit etwas
Neuem aufschrecken. Das also war unser neues Leben: 70-Stunden Wochen und
durchdiskutierte Nächte in der Küche.
     
    „Frau Thalheim zeichnete sich durch eine gewisse
Rücksichtslosigkeit aus. Wir hielten sie für teamunfähig. Sie hat sich
ausschließlich um das Vorankommen ihrer Karriere gekümmert, “ sagt Kai-Uwe
Blom.
    Stimmt leider, denke ich.
     
    Natürlich lief ich prompt ins aufgeklappte Messer. Der
deutsche Vorstand wollte eine Pressekonferenz, hatte aber nur am Freitagabend,
um 16.30 Uhr Zeit. Ich habe mich geradezu darum geprügelt, die Pressekonferenz
zu organisieren, obwohl ich wusste, wie heikel ein solcher Termin sein konnte.
Aber ich habe gedacht, vielleicht kann ich ihn zu einem anderen Termin
überreden, wenn ich ihm erkläre, warum Freitag, 16.30 Uhr, eine schlechte Zeit
sei.
     
    Meine Kollegen haben nur gegrinst und mich machen lassen.
Und dann bin ich wie der Engel mit dem Flammenschwert losgezogen und habe mir
Beulen geholt. Meine Umstimmungsversuche in Form von Aktennotizen verendeten –
Gott sei Dank - im Sekretariat. Der persönliche Assistent zieh mich der
Inkompetenz, als ich die Einladung vorlegte.
    „Herrgott, kapieren Sie eigentlich, worum es hier geht“,
schrie er durchs Telefon.
    „Natürlich verstehe ich, worum es geht, aber wenn ich keinen
anderen Termin bekomme, muss ich schon einen Knüller bieten, damit überhaupt
ein Journalist kommt.“
    „Das möchte ich aber dann doch schriftlich haben“, sagte er
und ich Idiot gab es ihm schriftlich.
    Man muss sich das mal vorstellen. Ich, Sybille Thalheim, fabrizierte
eine Aktennotiz, in der stand, dass sich kein Journalist am Freitagabend, um
16.30 Uhr, für die Ergüsse des Großen Vorsitzenden zum Thema Diversifizierung
interessieren würde, weil Journalisten gemeinhin um diese Zeit bereits mit
Frauen und Kindern auf ihrer Datsche sitzen würden. Deshalb hatte ich einen,
wie ich glaubte, wirklichen Knüller in die Einladung eingebaut: Ich hatte
Aussagen zum Thema Arbeitsplätze in Deutschland versprochen. Natürlich konnte
ich nicht wissen, dass der Vorstand gerade plante, rund zweitausend Leute in
Deutschland zu entlassen. Natürlich hatte ich es gut gemeint. Aber einem
Vorstand schriftlich zu bestätigen, dass er nicht interessant genug sei, am
Freitagabend.... Na, lassen wir das. Ich werde noch heute rot, wenn ich daran
denke.
    Kai-Uwe Blom, der Chef der Konzerndarstellung, lächelte
süffisant, als er mir die korrigierte Einladung gab. Danach durfte ich ein Jahr
lang Einladungslisten Korrektur lesen, Texte für Fachmagazine schreiben und bei
Veranstaltungen die Give-aways verteilen. Willkommen in der großen weiten Welt
der Öffentlichkeitsarbeit. Das hatte ich bei der PR-Agentur bereits in der
ersten Woche als Volontärin getan.
     
    Gabi hatte wieder angefangen zu studieren. Die Zwillinge
waren jetzt in

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