Der 8. Tag
kurzem vorgenommenen Au s stattung mit westlichem Interieur. Man versuchte das Beste den Ort teuer erscheinen zu lassen, doch sie wusste, dass sie einen ziemlich guten Rabatt bei den Zimmern bekamen.
Es war das dritte Jahr, in dem diese spezielle Konferenz stattfand. Das letzte Jahr war sie in Paris gewesen und das Jahr davor in Edinburgh. Tessa hatte an beiden teilgenommen. Der Zweck dieser Zusammenkunft bestand darin, f ü r vier Tage eine M ö glichkeit zu schaffen, bei der die Leute, die sich auf irgendeine Art mit Intelligenz besch ä ftigten, miteinander r e den, Fragen stellen, Aufs ä tze pr ä sentieren und ü ber alles, was in ihren K ö pfen vorging, diskutieren konnten. Zwischen zwei- und dreihundert Teilnehmer fanden sich normalerweise ein, die gro ß e Mehrheit waren M ä nner. Tessa wusste nicht, ob die M ä nner, die auf diesem Gebiet arbeiteten, besonders roma n tisch oder vielleicht nur besonders frivol waren, aber Tatsache war, dass sie auf jeder der vorherigen Konferenzen einen He i ratsantrag bekommen hatte, ganz abgesehen von eher kurzfr i stiger gedachten Antr ä gen.
Sie l ä chelte, als sie Ted Sawyers schlaksige Gestalt durch die Hotellobby auf sich zukommen sah, wobei er sie mit seinen unvorstellbar wei ß en, amerikanischen Z ä hnen anstrahlte und ihr mit einem seiner langen, d ü nnen Arme, der sich in alle Richtungen zu verrenken schien, zuwinkte. Ted war Professor f ü r Philosophie an einer Universit ä t im Mittelwesten und dazu noch einer ihrer hartn ä ckigeren Verehrer.
» Mein Gott, du bist ja noch sch ö ner, als ich in Erinnerung hatte! « Seine Arme schlangen sich um sie und sein K ö rper beugte sich wie eine jener biegsamen Schreibtischlampen he r ab um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. » Ich habe eine Flasche Champagner auf meinem Zimmer, das eine wunde r bare Aussicht hat, und wenn wir uns beeilen, k ö nnen wir noch eineinhalb Stunden ausgef ü llten und intensiven Sex miteina n der haben, bevor wir uns John Redways Vortrag ü ber neurale Mikroprozesse in Nervenzellen anh ö ren, von dem jeder b e hauptet, es w ä re das Ereignis der diesj ä hrigen Konferenz. «
» Ted, lass mich wenigstens vorher noch das Anmeldefo r mular ausf ü llen. «
» War das ein ja? Halleluja! Gehen wir doch auf dein Zi m mer, das spart Zeit. Ich lasse Champagner dorthin bringen. «
Sie lachte, als sie seine langen Finger an ihrem Ellenbogen sp ü rte und sie zur Rezeption gedr ä ngt wurde. » Ich treffe dich um sieben bei John Redways Vortrag und keine Minute fr ü her « , schaffte sie mit einiger Bestimmtheit zu sagen. » Wir k ö nnen nebeneinander sitzen. «
» Dann werde ich mich nicht konzentrieren k ö nnen. «
» Gut, dann sitzen wir nicht nebeneinander. «
» Ich werde mit dieser Zur ü ckweisung nicht fertig. Ich wa r ne dich, ich werde krank und dann bekommst du Schuldg e f ü hle. «
Sie f ü llte das Anmeldeformular aus, nahm ihren Schl ü ssel und ihre Ausfertigung des Zeitplans f ü r die vier Tage in Em p fang und fragte sich, ob sie Ted sagen sollte, dass sie schwa n ger war. Das w ü rde sein Feuer vielleicht d ä mpfen oder auch nicht. In Bezug auf Ted wagte sie nicht eine Vorhersage zu machen. Sie wusste noch nicht einmal, ob er sich gegen ü ber jeder Frau, die er traf, so verhielt oder nur bei ihr. Ganz sicher war er nicht ber ü chtigt daf ü r; ihr waren keine Geschichten dieser Art von Kolleginnen zu Ohren gekommen. M ö gliche r weise war sie die Einzige, die er mit dieser nicht verletzenden und irgendwie gutm ü tigen Art mangelnden Respekts verfol g te, sodass sie sich ein bisschen geschmeichelt f ü hlte und es etwas bedauerte, ihn zumindest auf der sexuellen Ebene nicht im Mindesten anziehend zu finden. Ohne Zweifel war er einer der intelligentesten und weitestdenkenden M ä nner, die sie kannte; wenn sie auf dieser Konferenz mit irgendjemandem ü ber ihr Programm und dessen Konsequenzen sprechen w ü r de (sie hatte noch keine Entscheidung dar ü ber getroffen, vie l leicht w ü rde sie auch zuerst einen Artikel schreiben), dann w ä re es Ted.
In der Zwischenzeit war sie zu den Fahrst ü hlen hin ü berg e gangen, w ä hrend Ted immer noch an ihrer Seite auf sie einr e dete, ohne dass sie ein Wort davon mitbekommen hatte. Pl ö t z lich schloss sich die Liftt ü r und sein frohes, lustiges Gri n sen verschwand, wie das der Cheshire Cat in » Alice im Wunde r land. « Das, woran sie sich in den letzten zwei Tagen gezwu n gen hatte nicht zu
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