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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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griff er mit der Rechten nach dem Endotrachealtubus, drückte behutsam ihren Kopf ein bisschen nach hinten, öffnete ihren schlaffen Mund und führte den Tubus ein. Dann griff er mit der Linken nach dem Laryngoskop und kontrollierte dessen Bewegung mithilfe des Lichtes der am Ende des Instruments angebrachten kleinen Birne. Er hob den Kehldeckel an, führte die Kunststoffröhre die Trachea hinab und stoppte ein paar Zentimeter vor der Stelle, wo die Luftröhre in die Lungen übergeht. Als das erledigt war, ragte der Tubus gut zehn Zentimeter aus dem Mund der Patientin hervor, und er verband den Adapter an seinem hinteren Ende mit den transparenten Plastikschläuchen des Transportbeatmungsgeräts. Nachdem er den Tubus mit einem Stück Klebeband befestigt hatte, sagte
ihm ein Blick auf die Monitore, dass die Werte in einen akzeptablen Bereich fielen.
    »Das war’s«, sagte er, von dem Tisch zurücktretend. Mengal stand vor der Patientin und beugte sich förmlich über sie. Craig ignorierte ihn, seine Worte galten einzig und allein Kureshi. »Sie gehört dir.«
    Kureshi nickte, warf einen routinierten Blick auf die Monitore und trat an den Tisch. Fitzgerald trug einen weit geschnittenen grünen Kasack, der bereits bis unter ihre Brüste hochgeschoben war, weil der Anästhesist überprüfen musste, ob der Thorax sich regelmäßig hob.
    Kureshi griff nach einem Wattebausch und rieb schnell den freiliegenden Teil von Fitzgeralds Oberkörper mit Polyvidon-Jod ein, einem grell orangefarbenen Hautdesinfektionsmittel. Als das erledigt war, breitete er sterile Tücher über sie, bis nur noch ein schmaler Hautstreifen zu sehen war, und suchte nach dem geeigneten Instrument. Craig versuchte, seine Gefühle zu ignorieren und sich ins Gedächtnis zu rufen, dass Brynn Fitzgerald eigentlich auch nur eine ganz normale, dringend auf eine medizinische Behandlung angewiesene Patientin war, aber es funktionierte nicht, weil er unmöglich vergessen konnte, dass sie die Außenministerin seines Landes war. Er musste immer wieder daran denken, an die Titelseiten der Magazine, die vielen Fernsehberichte. Es klappte einfach nicht, die Erinnerung daran auszulöschen.
    Kureshi hatte das richtige Instrument gefunden, ein Skalpell mit langer Klinge und einem soliden Griff aus Titan. Craig zuckte unwillkürlich zusammen, als er es mit der rechten Hand hob und die rasiermesserscharfe Klinge im Licht der OP-Leuchten funkelte. Der pakistanische Arzt umklammerte es mit der Handinnenfläche, eine Technik der Skalpellführung,
durch die tangentialer Druck auf die Klinge ausgeübt wurde und die ideal für große, tiefere Schnitte geeignet war. Er tastete mit den Fingern der linken Hand nach dem unteren Ende des Brustbeins und bereitete sich auf den Schnitt an dessen Schwertfortsatz vor.
    Ein paar Augenblicke später war es vorbei. Craig war zu oft Zeuge eines solchen Eingriffes gewesen, um sich darüber zu wundern, dass so gut wie kein Blut floss. Kureshi drückte mit einem Wundspreizer die Ränder der sechs Zentimeter langen Inzision auseinander, und jetzt kam der schlimmste Part, zumindest für Craig. Er musste den Blick abwenden, als Kureshi nach einer Kanüle griff, einer normalen Erwachsenennadel mit einem Außendurchmesser von 1,6 mm. Für Craig sah dieses chirurgische Instrument aus wie die langen Nägel der Dachdecker, bei denen er früher in den Ferien gejobbt hatte. Dieser Vergleich drängte sich ihm immer wieder auf.
    Er blickte immer noch weg, als Kureshi die Kanüle in die Inzision einführte und ihre Spitze mit einer ruhigen Vorwärtsbewegung in Richtung von Brynn Fitzgeralds Herz schob.

28
    Cartagena
    Es war kurz nach zwei mittags, als Kealey in den Garten trat, mit Naomis Globalstar-Satellitentelefon in der einen und einem Glas Eistee in der anderen Hand. Am strahlend blauen Himmel war kein Wölkchen in Sicht, und es war heiß. Zweiunddreißig Grad, und die Temperatur stieg weiter. In dem Augenblick, als er die Terrassentür hinter sich schloss, schlug ihm die Hitze entgegen, die Luft war feucht und stickig. Man hörte die Autos auf der anderen Seite der Bäume, doch um diese Tageszeit herrschte nicht viel Verkehr. Während er an dem Gartentisch vorbei auf die Bäume zuging, drehte er sich einmal zum Haus um und warf einen Blick auf den Balkon im ersten Stock. Es war niemand zu sehen. Er gab Jonathan Harpers Büronummer ein, justierte die Antenne, hob das Telefon ans Ohr und wartete darauf, dass die Satellitenverbindung hergestellt

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