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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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überwunden hatte. Er eilte weiter und kam an einem Pulk von Touristen vorbei. Einer rempelte ihn an und hätte ihn fast auf die Straße gestoßen, auf der ohne Unterlass Autos vorbeikamen. Leise fluchend ging er weiter. Er war wütend auf sich, weil er sich durch die Hitze hatte ablenken lassen. Auch Pétains Frage hatte ihn aufgehalten, er hätte nicht stehen bleiben sollen, um sie zu beantworten. Eigentlich wäre es ihm lieber gewesen, diesen Job allein zu erledigen. Zu dem Gespräch mit Ghafour würde sie nicht viel beitragen, ihre Aufgabe bestand darin, die Situation zu entspannen. Wenn eine Frau dabei war, würde Ghafour weniger misstrauisch und feindselig sein. Zumindest hoffte er das. Laut Akte hatte der
Algerier früh seinen Vater verloren, er war von seiner Mutter und vier älteren Schwestern großgezogen worden. Womöglich hatte das Spuren hinterlassen.
    Er rannte die letzten paar Meter, weil sich das Tor gerade schloss. Als er es erreichte, umklammerte er mit den Fingern den Maschendraht. Der Mann, der es zuzog, hielt inne und warf ihm einen zugleich verwirrten und etwas verärgerten Blick zu. »¿Qué deseas?« Was willst du?
    »Deseo hablar con un hombre que trabaja aqui«, antwortete Kealey - ich würde gern mit einem Mann reden, der hier arbeitet. »Kamil Ghafour.«
    Der untersetzte Spanier erstarrte und nahm Kealey genau in Augenschein. Der Blick der dunklen Augen unter dem Schutzhelm war unergründlich. »¿Por qué?« Warum?
    »Das ist meine Sache«, antwortete Kealey auf Spanisch. Pétain stand schweigend neben ihm, nervös von einem Bein aufs andere tretend. »Er will mit mir reden. Sagen Sie ihm, dass ich etwas für ihn mitgebracht habe.«
    Der Bauarbeiter schüttelte den Kopf, spuckte aus und verschwand. Kealey rief ihm etwas nach, und als der Mann sich umdrehte, hob er ein paar zerknitterte Geldscheine, die der zurückgekehrte Spanier kurz darauf beäugte.
    »Hundert Euro«, sagte Kealey. »Fünfzig, wenn Sie uns reinlassen, noch mal fünfzig, wenn Sie uns zu ihm führen.«
    Der Mann zögerte, blickte sich vorsichtig um und nickte schließlich. Er hob einen Finger, womit er sagen wollte, dass sie am Tor warten sollten. Dann zog er ab. Pétain wollte etwas sagen, aber Kealey legte einen Finger auf die Lippen. »Der kommt schon zurück«, sagte er. »Geben Sie ihm eine Minute.«

    Der Bauarbeiter benötigte zwei. Er öffnete das Tor, winkte sie durch und reichte ihnen zwei Schutzhelme. Nachdem sie diese aufgesetzt hatten, reichte Kealey ihm den ersten Fünfziger. Der Mann hielt den Schein gegen das Licht der spätnachmittäglichen Sonne, als wollte er sich vergewissern, dass er keine Blüte war. Dann hob er eine schwielige Hand und bedeutete ihnen so, ihm zu folgen. Kealey fand es seltsam, dass der Spanier Pétain keines Blickes gewürdigt hatte, aber er schob den Gedanken beiseite.
    Sie gingen auf ein paar Wohncontainer zu, wobei sie den tiefen Reifenspuren eines schweren Lastwagens folgten. Der Boden unter ihren Füßen war hart. Zu ihrer Rechten lagen Haufen roter Erde, links von ihnen befand sich das Betonfundament. Der Lärm eines elektrischen Nietenschussgeräts hallte über die Baustelle und wurde einen Augenblick später von dem dumpfen Geräusch des Dieselmotors eines Krans übertönt.
    Nach weiteren fünfzehn Metern blieb der Spanier stehen und zeigte auf den dritten Wohncontainer. »Er ist da drin«, sagte er in seiner Muttersprache. In seinem Tonfall lag ein Anflug von Verachtung, und er spuckte erneut aus. »Der Algerier macht sich die Hände nicht mehr schmutzig, seit die Polizei hier war. Er sitzt gemütlich da drin, wo’s kühl ist, und macht den Papierkram.«
    Kealey schaute sich um. Niemand schenkte ihnen besondere Beachtung, doch das Gesicht des Mannes, wegen dem sie hier waren, erblickte er nicht. Soweit er es beurteilen konnte, hatte der Bauarbeiter die Wahrheit gesagt.
    Er reichte ihm den zweiten Fünfziger, und der Spanier grunzte zufrieden. Nachdem er den Schein in der rechten Tasche seiner schmierigen Hose verstaut hatte, warf er Pétain
schließlich doch einen lüsternen Blick zu. Sie tat so, als hätte sie nichts bemerkt, und bohrte mit der Spitze ihres Schuhs in der trockenen Erde herum, den Blick starr auf den Wohncontainer richtend. Der Spanier schnaubte und trottete davon.
    »Arschloch«, murmelte Pétain. Als der Bauarbeiter außer Hörweite war, blickte sie Kealey an. »Was denken Sie?«
    »Ich glaube schon, dass er da drin ist. Die meisten Männer hier sind

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