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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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    »Was kannst du mir denn nun erzählen, Fass?«,
fragte Sal beiläufig und krauste die Nase. »Oder darfst du
gar nichts sagen?«
    »Über den Notstand?«
    »Darüber, was hinter dem ganzen Theater
steckt.«
    Es war mehr als nur Theater; es war ein Krieg auf niedrigem
Niveau. Einen Tag nach der Ausrufung des Kriegsrechts hatte eine
Serie von Angriffen stattgefunden. Ziel waren meist vereinzelte
Schiffe und Siedlungen am Rand des Systems gewesen, aber es war auch
zu mehreren beunruhigenden Anschlägen im Innern des Systems
gekommen. Unter anderem hatte der Beschuss eines Dock-Habitats der
Navarchie an Sepektes Lagrange-Punkt L5 mehr als tausend Opfer
gefordert. Niemand wusste, ob die Urheber dieser neuerlichen
Gewalttaten die Beyonder-Rebellen oder die Vorhut des E-5-Separats
waren, oder vielleicht beide zusammen.
    Noch unerklärlicher war ein anderer Vorfall, der Fassin weit
mehr erschütterte. Nur einen Tag vorher war das Hochsommerhaus
des Sept Litibiti auf ’glantine zerstört worden; durch eine
Atombombe aus dem Weltraum, als handelte es sich um eine
militärische Einrichtung. Die Residenz hatte leer gestanden, nur
eine Hand voll Gärtner und das übliche Reinigungspersonal,
die bis zur Saison alles in Schuss hielten, waren umgekommen. Dennoch
befürchteten die Seher im ganzen System, sie könnten
plötzlich aus unbekannten Gründen zur Zielscheibe werden.
Fassin hatte eine Nachricht an Slovius geschickt und zu bedenken
gegeben, ob es nicht ratsam wäre, den ganzen Sept an einen
anderen Ort auf ’glantine zu bringen. Vielleicht in eine der
Residenzen, die von der Jahreszeit her nicht an der Reihe wäre.
Er hatte noch keine Antwort erhalten, das konnte entweder bedeuten,
das Slovius seinen Rat ignorierte, oder dass die von den
Behörden neu eingeführte Software zur Kontrolle und Zensur
des Nachrichtenverkehrs noch ihre Macken hatte. Beides hätte ihn
nicht überrascht.
    »Sag mir, was du weißt«, schlug Fassin vor.
»Ich werde die Lücken füllen, soweit ich
kann.«
    »Man will Kriegsschiffe, Fass.« Sals Lächeln sah
traurig aus. »Eine Unmenge von Kriegsschiffen. Wir sollen so
viele bauen, wie wir können und so lange wir können, und
das besser heute als morgen. Alle schwierigeren Projekte, die
länger als ein Jahr dauern könnten, werden
zurückgestellt, auch wenn sie schon angelaufen sind. Wir sollen
alle möglichen Kähne auf Gaslinienform trimmen…«
Sal hielt inne, dann räusperte er sich und winkte ab.
»Verdammter Schwachsinn; man verlangt, dass wir eine Grobplanung
für die Umrüstung von allen möglichen Zivilschiffen
vorlegen: bewaffnete Kauffahrer; Bergwerksschiffe für die
Gaswolken, Umbau von Kreuzfahrtschiffen etc. Beim letzten Notstand
war davon noch nicht die Rede. Was immer also vorgeht, es ist ernst,
die Bedrohung ist vermutlich glaubwürdig, wie unsere
militärischen Freunde sagen würden, und sie ist nicht sehr
weit weg. Jetzt bist du an der Reihe.«
    »Ich kann über vieles nicht sprechen«, begann
Fassin bedächtig. »Und das meiste davon würde dich
ohnehin nicht interessieren.« Er überlegte, wie viel er
sagen konnte und was er sagen musste. »Es hat vermutlich mit dem
so genannten Separat Epiphanie Fünf zu tun.«
    Sal zog eine Augenbraue in die Höhe. »Hm. Ziemlich weit
weg. Man fragt sich, was die Leute hierher locken mag. Wenn sie von
dort aus kernwärts fliegen, finden sie reichere Beute.«
    »Aber ein beträchtlicher Teil der Generalflotte ist
unterwegs. Sagt man.« Fassin grinste.
    »Hmhm. Verstehe. Und was ist mit dir?« Sal beugte sich
näher zu Fassin und senkte die Stimme. »Was spielst du bei
alledem für eine Rolle?«
    Fassin fragte sich, wie weit das ständige Rauschen des
Wassers ihre Worte übertönen würde, falls jemand sie
von ferne belauschte. Er hatte nach seiner Ankunft geduscht und vom
Haus frische Kleider angefordert – mit der Begründung, er
sei länger unterwegs gewesen als geplant, deshalb sei ihm die
Garderobe ausgegangen. Die Erklärung war unnötig. Die
Diener schienen durchaus daran gewöhnt, Kleidung in
verschiedenen Größen und für beide Geschlechter an
Hausgäste auszugeben. Immerhin – heutzutage konnte man auch
ohne die verbotenen Gräuel der Nanotechnik sehr kleine Wanzen
produzieren. Ob ihm die Justitiarität oder die Leute des
Hierchon wohl einen Spürsender oder ein Mikrofon angehängt
hatten? Und was war mit Sal? War es für ihn womöglich
Routine, seine Gäste überwachen zu lassen? Sein Freund
wartete auf eine

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