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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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wussten sofort, warum er gekommen war, und ein paar ausgestreckte Finger wiesen ihm die Richtung.
    Für einen Augenblick war er unschlüssig. Er hatte keine Waffe, doch Vanderveen war auf der Flucht und würde bald verschwunden sein. Sollte er die Verfolgung aufnehmen? Er erhaschte einen kurzen Blick auf eine Uniform der Washingtoner Polizei an der Rolltreppe, und damit war die Entscheidung gefallen.
    Er eilte in diese Richtung, doch da versperrte ihm ein bulliger Sicherheitsbeamter des Hotels den Weg, der in sein Funkgerät sprach. Dann wandte er sich an Kealey. »Halt, Sir! Stehen bleiben!«
    Kealey bremste ab, blieb aber nicht stehen. Er hielt die Hände in Brusthöhe, die Handflächen nach außen kehrend, als wollte er sich entschuldigen. »Ich habe ein Zimmer reserviert und bin jetzt schon zu spät dran für ein Treffen …«
    Seine Faust traf den Solarplexus des Mannes, dann rammte er ihm das Knie ins Gesicht. Der Sicherheitsbeamte stürzte auf
einen Servierwagen, und etliche Tassen mit dampfendem Kaffee fielen zu Boden.
    Aus dem Augenwinkel sah Kealey blaue Security-Uniformen, während er die Rolltreppe hinunterlief. Er rannte eben durch eine Glastür, als er vor sich ein unverkennbares Geräusch hörte, gefolgt von zwei weiteren Schüssen.
    Dann ertönten entsetzte Schreie von Hotelgästen, die immer lauter wurden.
     
    Howson wusste, dass er überstürzt agierte, aber er war jung, und der Adrenalinschub befeuerte ihn zusätzlich. Doch wichtiger war, dass er gerade einen weiteren Blick auf die dunkelgrüne Jacke erhascht hatte.
    Während des ganzen Weges - von dem Lieferwagen zum Hotel, von der Lobby zur Rolltreppe, dann hier her - hatte er nur an die Geschichte gedacht, die er bald zu erzählen hatte. Er konnte es nicht abwarten, sie seinem alten Herrn auf der Veranda zu präsentieren … Seine innere Stimme riet ihm nicht, langsamer und bedächtiger vorzugehen, denn dann würde es keine Geschichte geben, und so rannte er weiter. Am Ende des Korridors fiel von links nach rechts helles Licht in den Gang, und er hörte Menschen, die miteinander sprachen. Er rannte weiter, an einem mit Stahlstreben gesicherten Aufzugsschacht und einem Bauschuttcontainer vorbei … und erkannte seinen Fehler. Das Licht hatte ihn davon abgehalten, sich nach rechts zu wenden.
    Es geschah ohne Vorwarnung. Es gab keinen Knall, keinen Tunnel voller Licht, keinen Schmerz. Er empfand nur ein seltsames Gefühl am Hinterkopf, und dann übermannte ihn die Finsternis.
     
    Kealey war dicht hinter Howson, etwa zwanzig Schritte. Als er die Stelle erreichte, wo gebaut wurde, sah er den Cop am Boden
liegen. Er hob Howsons Glock auf und versuchte, dabei nicht in das blutige, unkenntliche Gesicht zu blicken, aus dem die Kugel wieder ausgetreten war.
    Kealey glaubte nicht, dass Vanderveen auch auf ihn in einem Hinterhalt wartete. Wenn er ihn einholen wollte, musste er sich also beeilen. Er rannte los, mit beiden Händen den Griff der Glock umklammernd, wie es vor knapp zwei Minuten Howson getan hatte. Einige Meter vor sich sah er Menschen, die in seine Richtung liefen. Sie kamen aus Filene’s Basement, dem einzigen Geschäft in diesem Geschoss. Er stürmte an Regalen mit Kaschmirpullovern und reduzierten Prada-Artikeln vorbei, nahm die Treppe und zwängte sich durch die von Panik erfasste Menge nach oben. Ihm war bewusst, dass dies vielleicht die letzte Chance war, Vanderveen endgültig zu erledigen.
     
    Vanderveen hatte ungefähr fünfzehn Sekunden Vorsprung vor Kealey, als er die Glastür aufriss und auf die F Street trat. Er bewegte sich zügig, aber gelassen. Seine Haltung wirkte so entspannt und ruhig, dass keinem der Passanten auf den ersten Blick die Waffe in seiner rechten Hand auffiel.
    Damit gewann er ein paar Sekunden, in denen er die Straße nach Streifenwagen und jenen Suburbans absuchen konnte, die von so vielen Strafverfolgungsbehörden benutzt wurden. Im Moment dachte er nicht darüber nach, was schief gegangen war, dafür würde später genug Zeit bleiben. Jetzt wollte er nur so schnell wie möglich die Stadt verlassen.
    Er sprang auf die Fahrbahn und zwang den Fahrer eines verbeulten Camry, mit quietschenden Reifen zu halten. Als der zugleich erleichterte und geschockte Mann wütend hupte, trat Vanderveen an die Tür auf seiner Seite.
    Der Fahrer hatte geraucht und deshalb trotz der Kälte das
Fenster halb heruntergekurbelt. Er wollte sich eine clevere Bemerkung einfallen lassen für den Mann, den er beinahe überfahren hatte,

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