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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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jeweiligen Meinung.
    In seiner Brust saß ein harter Knoten. Zu Hause begrüßte seine Mutter ihn mit zusammengepressten Lippen und einem stummen Kopfschütteln.
    »Es hat ziemlich übel ausgesehen«, flüsterte seine Schwester Hannah ihm mit feuchten Augen zu, worauf Sean sich mit einem »Scheiß drauf« nach oben zurückzog, um zu duschen. Aber er konnte sich im Spiegel nicht selbst in die Augen sehen. Er hatte Debbie auf ihre eigene Manier die Schau gestohlen, aber es fühlte sich alles andere als gut an.

14
    D as Komitee zur Verteidigung Mohammad Khans, der Mohammad-Khan-Verteidigungsfonds, die Schutzliga Mohammad Khan – ihnen allen fehlte nur eines: Mohammad Khan. Er wollte seine Unabhängigkeit nicht aufgeben, wollte sich keine Spendenveranstaltungen aufbürden lassen, wollte nicht das Schoßhündchen einer radikal-liberalen Schickeria sein, kein Black Panther mit Bart statt Afro, aber sie organisierten auch ohne ihn, veranstalteten Pressekonferenzen, Theateraufführungen, Fundraisings und Seminare, alles in seinem Namen. Und natürlich gab es auch Partys, inklusive einer, zu der Immanuel Roi ihn geladen oder vielmehr befohlen hatte. Gastgeber war ein Filmproduzent, dessen Haus in den Hamptons Roi entworfen hatte. »Die Leute wollen nun einmal mit Ihnen in einem Raum sein«, hatte Roi gesagt und sich selbst entschuldigt, sobald Mo sein Kommen zugesichert hatte.
    Das riesige, hohe, schummrig beleuchtete Apartment im Dakota-Building, in dem die Party stattfand, war gerammelt voll. Die Gäste strömten ohne Unterlass durch ineinander übergehende Zimmerfluchten und rissen Mo und Laila – in einem Kleid, dessen fransige Stoffschichten sie aussehen ließen wie eine rosa Pfingstrose – mit sich. Fremde fischten Mo aus dem Gedränge heraus, um ihn anderen Fremden vorzustellen, und ließen ihn dann wie einen wertlosen Kieselstein wieder in den Strom zurückfallen. Champagnergläser wurden immer wieder nachgefüllt, damit man sie erheben konnte, obwohl niemand hören konnte, worauf man anstoßen sollte.
    »Bobby kennen Sie ja bereits, richtig?« De Niro nickte, wie um zu sagen, dass Mo ihn selbstverständlich kannte.
    »Ich engagiere mich sehr für die Sache der Palästinenser«, vertraute eine britische Baroness Mo bedeutungsvoll an.
    »Es geht hier aber nicht um die Palästinenser«, warf jemand, der die Bemerkung zufällig gehört hatte, ein.
    »Man muss doch nicht immer alles auseinanderklamüsern«, verdrehte Mariam Said die Augen.
    Rosie O’Donnell lachte hinter ihm. Sean Penn war betrunken.
    Ich träume, dachte Mo. Ich träume, dass das alles mir passiert. So ähnlich hatte er sich das Leben von Frank Gehry oder Richard Meier vorgestellt, oder auch sein eigenes, sobald er das Niveau der beiden erreicht hatte. Außer dass Meier jetzt dastand wie ein Statist und darauf wartete, ein paar Worte mit ihm wechseln zu können. Die Welt stand auf dem Kopf. Er war halb Gott, halb Sonderling. Er griff nach Lailas Hand und erinnerte sich dann erst daran, dass er das nicht sollte. Russell Simmons zwängte sich vorbei und schubste ihn gegen sie. Sie lächelte, ohne ihn anzusehen. Er stellte sich vor, wie sie zu Hause, im Bett, die Finger ineinander verschränken würden.
    Grüne Bänder ringelten sich fröhlich an Kleidern und Jackett-Aufschlägen. Mo trank noch einen Champagner und kämpfte sich zu den Fenstern durch, die auf den Hof hinausgingen. Bewunderer hielten ihn an, um dilettantische Komplimente oder zu dick aufgetragenes Bedauern zu äußern. Eine Frau mit Armmuskeln, die sich mit denen von Madonna vergleichen konnten, erkundigte sich, ob bereits jemand die Rechte an seinem Leben gekauft habe.
    »Ich wusste gar nicht, dass sie zu verkaufen sind«, versuchte er zu scherzen. Er war mehr als nur ein bisschen betrunken.
    »Ich kenne Schah Rukh Khan, allerdings nur flüchtig«, sagte ihr Begleiter. »Sind Sie vielleicht ein Cousin –?«
    »Bruder«, antwortete Mo.
    »Das sollte ein Witz sein«, warf Laila ein. »Khan ist ein sehr geläufiger Name in Indien. Und anderswo.«
    Im Taxi nach Hause sah Laila ihn an und sagte: »Keine Witze, Mo. Diese Leute stehen auf deiner Seite, auch wenn du sie nicht magst. Und du kannst dich nicht darüber beschweren, dass du falsch dargestellt wirst, und dich gleichzeitig selbst falsch darstellen.«
    Sein Alkoholpegel sank allmählich wieder. »Ich war da drin nicht ich selbst, aber auf eine gute Weise«, sagte er müde. »Ich habe mich tatsächlich amüsiert. Jeden Tag bin ich

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