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Der Andere

Der Andere

Titel: Der Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian DeLeeuw
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mich. Ich stieß mit dem Zeh gegen den Fuß des Sofas und fiel mit dem Gesicht in die Kissen. Der Zeh fühlte sich an, als habe man ihn mit einem Brecheisen gespalten. Einen Moment hielt ich inne, wollte sichergehen, dass ich Claire nicht aufgeweckt hatte. Ich hörte aber nichts bis auf das leise Winseln des Hundes irgendwo hinter dem Sofa. Zum Glück war der Köter kein Kläffer.
    Während der verbleibenden Nacht jagte ich das Tier durch die zweite Etage. Es schleuderte gegen Wände und Möbelteile, wirbelte um Stuhl- und Tischbeine herum. Es war unmöglich, es zu verfolgen, ein leuchtender Fellfleck und eine nasse rote Schnauze. Und diese Pfoten! Das Klackern der Krallen dieses Viehs auf dem Holzboden machte mich wahnsinnig. Ich versuchte, mich hinter dem Bücherregal zu verkriechen, wild entschlossen, es umzukippen, sobald der Hund in die Nähe kam, aber genau das tat er nicht. Ich versuchte, ihn wie eine Kuh zurück auf die Terrasse zu treiben, um ihn dann durch die Geländerschlitze zu pressen und über das Gesims zu werfen, aber er hielt Abstand. Im ersten Morgengrauen gab ich schließlich auf. Ich war am Ende. Die Jagd hatte mich die letzten Reserven gekostet. Erschlagen warf ich mich aufs Sofa und schlief ein.
    Wenige Minuten später, so schien es mir jedenfalls, rüttelte Luke mich wach. Das Sonnenlicht fiel in dem flachen Winkel, der für die frühen Morgenstunden charakteristisch ist, durch die Glasscheiben der Terrassentüren ein. Er saß neben mir auf dem Sofa, mit roten Augen, aufgewühlt. »Was ist hier los?«, wollte er wissen.
    »Warum?« Ich gab mich ratlos und suchte aus dem Augenwinkel nach dem Hund.
    »Warum bin ich neben dir auf dem Sofa aufgewacht?«
    »Echt?« Auf die Frage war ich nicht gefasst.
    »Ich habe mich unten schlafen gelegt und bin hier aufgewacht. Ich weiß nicht, wie, aber ich habe das Gefühl, dass es deine Schuld ist.«
    Sein rechter großer Zeh war dunkelrot, der Nagel gelb angelaufen. Er stand auf und humpelte zu den Fenstern. Das Meer glitzerte zu grell, um es länger als nur eine Sekunde betrachten zu können.
    Ich fühlte mich erbärmlich. Ich blickte an meinem Körper hinab und erkannte, warum. Ich war nackt, meine Haut bildete nur noch einen Flickenteppich, der meine Organe und Knochen notdürftig bedeckte, und auch diese waren bereits durchlöchert. Die blau-weiß karierte Sofadecke war durch meinen zugigen Torso hindurch klar und deutlich zu erkennen. »Luke.« Er sah aus dem Fenster und ignorierte mich. »Luke!«
    Erschöpft drehte er sich um. »Was willst du?«
    »Sieh mich an. Hilf mir.«
    Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Was ist los?«
    »Siehst du das nicht? Bitte, bring mich wieder in Ordnung!«
    »Ich glaub nicht, Daniel. Ich glaub nicht, dass ich dir helfen kann.«
    Der Hund kauerte in der Ecke und belauerte uns. »Ich weiß nicht, was heute Morgen mit Midnight los ist«, sagte Luke. »Mir scheint, dass er Angst vor mir hat.« Er ging auf das Tier zu, und das Ding verspannte sich, bevor es seine streichelnde Hand doch akzeptierte. Die Tür zu Claires Schlafzimmer öffnete sich. Ihr Gesicht lächelte uns im Widerschein der Sonne zu. Während sich seine Mutter an der Kaffeemaschine zu schaffen machte, schnappte sich Luke einen Tennisball und lief mit dem Hund hinaus. Unter Aufbietung der letzten verbliebenen Kräfte folgte ich ihnen hinunter in die Kiefernwälder und in den Sand hinter dem Haus. Er schleuderte den Ball weit hinaus auf den von Nadeln bedeckten Boden, und der Hund schoss hinterher. Das Tier kam mit dem Ball zwischen den Zähnen zurück, und als Luke ihn herauszerrte, fragte ich: »Hast du etwas dagegen, wenn ich auch mal spiele?«
    »Mir ist es lieber, wenn du nur zusiehst.« Luke feuerte den Ball im hohen Bogen über die erste Kieferngruppe hinweg in das Dünengrasgestrüpp neben dem Nachbarhaus, das verrammelt und düster dalag, wie die anderen auch. Der Hund wusste, was von ihm erwartet wurde, und weg war er. Fast eine Stunde stand ich mit Luke dort draußen. Das Tier preschte unbeirrt und einfältig zwischen den Kiefern hin und her. Luke gab auf. Er war dem Takt seiner Würfe nicht mehr gewachsen. Er begann zu reden, ich unterbrach ihn nicht. Er erzählte von dem Zeichentrickfilm, den er gesehen hatte, dem Vier-Gewinnt-Spiel, das er gewonnen hatte, den Sternbildern, die Claire ihm vor ein paar Nächten von der Terrasse aus gezeigt hatte, von all diesen belanglosen Episoden seines neuen Glücksgefühls. Verlogen. Alle. Sein

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