Der Andere
seine Gürtelschnalle. »Ich bin es, dem das zusteht«, sagte ich zu Luke, »nicht du.« Sie zerrte seine Jeans herunter, die sich zusammengeknüllt um seine Turnschuhe legten. Wieder spreizte sie seine Beine, biss ihm in den Hals und in die Brust. Er legte sich zurück und ließ seine Hände sanft über ihren Rücken streichen.
Plötzlich verharrte sie und sah auf ihn hinab. »Na los!«, sagte sie. »Tu verdammt noch mal was.«
»Was?«, fragte Luke.
»Tu was, verdammt. Das ist nicht leidenschaftlich, nicht originell, nur lieb und langweilig.« Sie langte nach unten, fummelte an seinen Boxershorts herum. »Wovor fürchtest du dich?«
Luke öffnete den Mund, sagte aber nichts. Er ließ seinen Blick umherschweifen, bis er auf mich traf, und das war’s. »Es reicht!«, sagte ich. Ich packte sie an der Schulter, rollte sie von Luke herunter auf den Rücken. Ich hielt ihre Arme fest, biss in ihre Nippel. Sie lachte ein grelles Lachen. »Macht das Spaß?«, fragte ich. Ich riss ihr die Jeans herunter, sie lachte weiter. Ich hörte den Laster vorbeifahren. Ich hörte Richards Schuljungenstimme über das Dach schweben. Hannah fasste meinen Hinterkopf und zog mich an den Haaren. Ich drückte meine Finger in ihren Schritt, schob den Stoff ihrer Unterwäsche zur Seite. »Stopp!«, forderte Luke von irgendwo hinter mir. »Das geht doch nicht!« »Sei still«, sagte ich. Hannah griff nach meinen Boxershorts, ich riss ihr die Unterwäsche vom Leib. »Na also«, sagte sie. Ich legte ihre Knie um meine Taille und drang in sie ein. Ich spürte alles. Meine Haut glühte vor Erregung. Auch sie spürte mich. Sie schnaubte und grub ihre Fingernägel in meinen Hals. Ich begann, mich gegen sie zu drücken, und kaum hatte ich angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören.
2. Kapitel
A m folgenden Morgen erwachte ich in einem kalten Zimmer im Wohnheim. Irgendjemand hatte das Fenster halb offen gelassen. Feuchte, kalte Luft kroch über den Boden. Im unteren Etagenbett drehte ich mich auf die andere Seite. Ich wusste nicht, warum ich in Lukes Bett lag. Meine Erinnerung an den Ausgang der Nacht war nur schemenhaft, gesprenkelt mit Lücken. Bei Anbruch des Tages hatte ich Hannahs Zimmer verlassen und war mit einem Kratzen im Hals und Sand in den Augen nach Hause gestolpert, Luke angetrunken hinter mir her. Ich erinnerte mich, dass ich eine Line Kokain von Hannahs Bauch gezogen hatte, auch daran, dass ich in ihre Wangen gebissen hatte. Ich wusste noch, dass ich sie auf dem nackten Holzfußboden ihres Zimmers gevögelt hatte, während Luke in der Ecke hockte und sich die Augen zuhielt. Als wir fertig waren, hatte ich noch gesehen, wie sie eingeschlafen war, unter ihrem Bett in ein Knäuel Decken gehüllt. Sie hatte mich gebeten, bei ihr zu bleiben, aber ich wusste, dass sie das nicht so meinte.
Ich stand auf, der Raum waberte und brodelte wie ein schmelzendes Foto. Ich zitterte und ging zum Fenster hinüber. Dort sah ich Luke, fröstelnd ohne Decke mit seinem Pulli als Kissen in der Ecke kauernd. Die Augen hatte er fest geschlossen, aber er schlief nicht. Auf unserem Schreibtisch blinkte beharrlich das Lämpchen des Anrufbeantworters. Draußen hing der Himmel tief und grau. In der Mitte des Spielfelds hing ein Volleyballnetz schlaff im Matsch, und zwei Studenten in Skijacken und mit Wollmützen auf dem Kopf liefen über die gepflasterten Wege. Eine Zeitlang sah ich aus dem Fenster. Mein Kopf fühlte sich an wie ein Eimer voller Zement.
Hinter mir vernahm ich ein Rascheln. Ich drehte mich um und sah Luke, der sich schwankend aufrichtete. Die Unterlippe war geschwollen und am linken Mundwinkel eingerissen, lilafarbene Striemen bildeten eine Kette auf der weißen Haut seines Halses. Er führte einen Finger an die Lippen und tippte an den Riss.
»Daniel«, sagte er, »was zum Teufel ist letzte Nacht passiert?«
Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Nicht nur weil meine Erinnerung lückenhaft war, sondern auch weil ich dachte, dass, wenn ich ihm erzählen würde, was ich wusste, er das nie wieder zulassen würde.
»Ich weiß nicht, wie ich nach Hause gekommen bin.«
»Hm«, antwortete ich beiläufig, »schon möglich, dass alles etwas außer Kontrolle geraten ist.«
Er schüttelte den Kopf und rannte plötzlich aus dem Zimmer, über den Flur in die Gemeinschaftstoilette, wo er die Tür zur nächstgelegenen Kabine aufstieß. Ich folgte ihm und kam gerade rechtzeitig, um das Erbrochene zu sehen, dünn, klar und alkoholisch. Er hing
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