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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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eine Puppe?«
    Marina schüttelte den Kopf. Dabei lächelte sie weiter. »Sorry, ich nich sprechen.«
    Die drei Mädchen stürmten davon und kreischten: »Ich nich sprechen! Ich nich sprechen!« Eines der überlebenden Hühner aus der Mercedes Street flüchtete laut gackernd vor ihnen davon. Marinas Lächeln verblasste, während sie ihnen nachsah.
    Lee kam zu ihr auf den Rasen. Er stand mit freiem Oberkörper da und schwitzte stark. Seine Haut war weiß wie ein Fischbauch. Die Arme waren dünn und schlaff. Er legte einen Arm um ihre Taille, dann beugte er sich hinunter und küsste June. Ich erwartete fast, dass Marina auf das Haus zeigen und nich mögen, ich nich mögen sagen würde – so viel Englisch konnte sie –, aber sie gab Lee nur das Baby und stieg zur Veranda hinauf. Sie schwankte kurz, als sie auf das lockere Brett trat, gewann ihr Gleichgewicht aber sofort wieder. Mir schoss durch den Kopf, dass Sadie wahrscheinlich gestürzt und dann zehn Tage lang mit einem dicken Knöchel umhergehumpelt wäre.
    Außerdem sagte ich mir, dass Marina mindestens so scharf darauf sein musste, von Marguerite wegzukommen wie ihr Mann.
    5
    Der 10. August war ein Freitag gewesen. Am Montagmorgen, ungefähr zwei Stunden nachdem Lee das Haus verlassen hatte, um wieder einen Tag lang Windfangtüren aus Aluminium zusammenzuschrauben, hielt ein schlammfarbener Kombi vor der Nummer 2703. Der Wagen war noch gar nicht richtig zum Stehen gekommen, da stieg Marguerite Oswald bereits auf der Beifahrerseite aus. Das rote Halstuch war heute durch ein weißes mit schwarzen Punkten ersetzt worden, aber die Schwesternschuhe waren so unverändert wie ihr verdrießlich streitsüchtiger Gesichtsausdruck. Sie hatte sie aufgespürt, genau wie Robert vorausgesagt hatte.
    Hound of Heaven, dachte ich. Himmelhund.
    Ich spähte durch den Vorhangspalt, sah aber keinen Grund, das Mikros in Betrieb zu nehmen. Dies war eine Geschichte, die keinen Soundtrack brauchte.
    Die Freundin, die sie hergefahren hatte – eine füllige Erscheinung –, zwängte sich hinter dem Lenkrad hervor und fächelte sich dann mit einer Hand Kühlung zu. Der Tag war schon wieder glutheiß, aber Marguerite schien das nichts auszumachen. Sie scheuchte ihre Chauffeurin zur Heckklappe des Kombis. Der Laderaum enthielt einen Hochstuhl und eine Tragetasche mit Le bensmitteln. Marguerite nahm den Stuhl; ihre Freundin schnappte sich die Tragetasche.
    Das Springseilmädchen mit dem Roller kam heran, aber Marguerite fertigte es kurz ab. Ich hörte »Fort mit dir, Kind!« und sah die Kleine wegfahren und dabei einen Flunsch ziehen.
    Marguerite marschierte den kahlen Trampelpfad zur Haustür entlang. Während sie die lose Stufe begutachtete, kam Marina her aus. Sie trug ein Babydoll-Top und die Art Shorts, die Mrs. Os wald bei verheirateten Frauen nicht billigte. Mich wunderte nicht, dass Marina solche kurzen Hosen mochte. Sie hatte tolle Beine. Aus ihrer Miene sprach überraschte Besorgnis, und ich brauchte keinen improvisierten Verstärker, um sie zu hören.
    »Nein, Mamotschka … Mamotschka, nein! Lee sagen nein! Lee sagen nein! Lee sagen …« Dann ein paar rasche Sätze auf russisch, als Marina die Äußerungen ihres Mannes in der einzigen Sprache wiedergab, die sie fließend beherrschte.
    Marguerite Oswald gehörte zu den Amerikanern, nach deren Überzeugung einen jeder Ausländer verstand, wenn man nur lang sam sprach … und sehr LAUT .
    »Ja … Lee … hat … seinen … STOLZ! «, trompetete sie. Sie kam auf die Veranda (wobei sie die defekte Stufe geschickt mied) und schrie ihrer verblüfften Schwiegertochter direkt ins Gesicht. »Das … ist … in … Ordnung … aber … das … darf … nicht … auf … KOSTEN … meiner … ENKELIN … gehen!«
    Sie war stämmig. Marina war gertenschlank. »Mamotschka« stürmte an ihr vorbei, ohne sie eines zweiten Blickes zu würdi gen. Nun entstand eine kleine Pause, dann folgte das Brüllen eines Schauermanns.
    »Wo steckt meine kleine SÜSSE? «
    Tief im Inneren des Hauses, vermutlich in Rosettes ehemaligem Zimmer, begann June zu heulen.
    Die Frau, die Marguerite hergefahren hatte, lächelte Marina zaghaft zu, dann trug sie die Tüte mit Lebensmitteln an ihr vorbei ins Haus.
    6
    Um halb sechs kam Lee von der Bushaltestelle her die Mercedes Street entlang, wobei ihm sein schwarzer Essensbehälter gegen den Oberschenkel schlug. Er stieg die Stufen hinauf und vergaß dabei, dass eine defekt war. Sie gab unter ihm nach; er taumelte,

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