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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Henry d'Albaret nichts Klügeres tun, als sich wieder nach Korfu zu begeben. Seine Blessur war noch nicht ausgeheilt. Die unsäglichen Leiden der Belagerung hatten seine Gesundheit erschüttert. Auf ein paar Stunden am Tage fand er im Hause des Bankiers immer gastfreundliche Aufnahme, wenn er auch nicht dort wohnte: und schon solches Entgegenkommens hatte sich von seiten des verschlossenen Elisundo kein anderer Fremder zu erfreuen.
    Über solcher Lebensweise verfloß ungefähr ein Vierteljahr. Mit der Zeit verloren seine täglichen Besuche im Hause Elisundo an geschäftlichem Charakter und nahmen ein anderes Interesse: Hadschina hatte es dem jungen Offizier angetan. Wie hätte ihr das verborgen bleiben sollen, wenn sie ihn kaum aus ihrer Nähe weichen, wenn sie ihn im Zauber ihrer Stimme, ihres Blickes befangen sah? hatte sie ihm doch, ohne alles züchtige Bedenken, alle Sorge, alle Pflege gewidmet, die der noch immer schlechte Stand seiner Gesundheit notwendig machte! konnte sich doch Henry d'Albaret unter der Hand solcher Pflegerin nicht anders als im siebenten Himmel fühlen!
    Zudem hielt Xaris mit der Sympathie, die ihm der offne, liebenswürdige Charakter des jungen Offiziers einflößte, nicht hinter dem Berge. Seine Anhänglichkeit an ihn gewann mit jedem Tage schärferen Ausdruck.
    "Du hast recht, Hadschina," sagte er oft zu dem jungen Mädchen; "Griechenland ist dein Vaterland und mein Vaterland, und daß Herr Henry im Kampfe für unser Vaterland gelitten hat, das dürfen wir ihm nie vergessen!"
    "Er liebt mich!" sagte Hadschina daraufhin eines Tages zu Xaris ... und sagte es zu ihm mit all der Herzensgüte, die sie bei allen Dingen an den Tag legte.
    "Ei! warum soll er dich nicht lieben? warum sollst du seine Liebe nicht erwidern?" antwortete Xaris; "dein Vater wird alt, Hadschina! ich werde auch nicht ewig da sein. Und wo könntest du im Leben einen sicheren Beschützer finden als Henry d'Albaret?"
    Hadschina hatte nichts darauf erwidert. Was hätte sie anderes sagen können, als daß sie die Liebe erwidere, die Henry ihr entgegenbrachte? Aber eine Scheu durchaus natürlicher Art wehrte ihr, solche Empfindung zu offenbaren, selbst Xaris zu offenbaren, vor dem sie sonst keine Geheimnisse hatte.
    Auf diesen Standpunkt waren die Dinge gediehen. Für niemand in der korfiotischen Gesellschaft war derselbe Geheimnis; und ehe noch irgend hierüber offiziell etwas verlautet, wurde von der Heirat zwischen Henry d'Albaret und Hadschina Elisundo wie von einer ausgemachten Sache gesprochen.
    Die Bemerkung dürfte hier am Platze sein, daß es dem Bankier selber durchaus nicht unangenehm zu sein schien, daß der junge Offizier seiner Tochter den Hof machte. Wie Xaris bereits Hadschina gesagt hatte: der Bankier fühlte recht gut, daß ihm das Alter nahe rückte, mit schnellen Schritten nahe rückte. So große Dürre auch in seinem Herzen herrschte, so mußte doch Platz dort noch sein für die Furcht, daß Hadschina, wenn er das Zeitliche segnete, im Leben allein stehen würde. Daß Hadschina seine Erbin, die einzige Erbin seines ganzen Vermögens sein würde, stand auf einem andern Blatte: für Henry d'Albaret zudem hatte die Vermögensfrage niemals Interesse gehabt, keinen Augenblick war bei ihm in Betracht gekommen, ob Hadschina reich sei oder arm. Seine Liebe für das junge Mädchen erwuchs aus ganz anderen, besseren Regungen und nicht aus Interessen plebejischer Natur. Um ihrer Herzenseinfalt willen liebte er sie nicht minder als um ihrer körperlichen Schönheit willen, um der lebhaften Sympathie willen, die ihm Hadschinas Leben in solch trübseliger Umgebung einflößte, nicht minder als um ihres Edelsinns, ihrer Lebensklugheit, ihrer Willensstärke willen!
    All diese Eigenschaften traten scharf bei ihr hervor, sobald sie auf das im Joche der Tyrannei schmachtende Griechenland und auf das übermenschliche Ringen seiner Söhne, ihm die Freiheit zu schaffen, zu sprechen kam. Daß auf diesem Gebiete zwischen den beiden jungen Leuten die vollste Harmonie herrschte, wird keinem unserer Leser unverständlich sein.
    Wieviel herrliche Zeit verfloß für sie im Gespräch über all diese Dinge, das sie in dieser schönen griechischen Sprache führten, die Henry jetzt so geläufig sprach wie seine Muttersprache: wenn er erzählte von den Schlachten, die die mutigen Scharen der Griechen geschlagen, von den Seesiegen, die sie erfochten hatten! wenn er das Loblied der griechischen Frauen sang, die zusammen mit den Männern in

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