Der Archipel in Flammen
und Buchten und Häfen. Knapp 50 Jahre alt und Grieche aus Hydra, hatte er schon unter Kanaris und Tomasis Dienste getan und durfte als wertvoller Beirat für den Kommandanten der "Syphanta" gelten.
Die ersten Kreuzfahrten hatte die "Syphanta" im Archipel unter dem Kommando des Kapitäns Stradena gemacht, und zwar in den ersten Wochen, wie schon gesagt, mit ziemlich viel Glück. Sie hatte Schiffe in Grund gebohrt und ganz hübsche Prisen aufgebracht, ganz sicher kein schlechter Anfang. Aber die Fahrt hatte im weiteren Verlauf ziemliche Verluste an Mannschaft und Offizieren gefordert, und wenn man von der "Syphanta" ziemlich lange ohne Nachricht geblieben war, so war die Ursache in einem Gefecht zu suchen, das die Korvette am 27. Februar auf der Höhe von Lemnos gegen eine Korsarenflottille zu bestehen hatte.
Dieses Gefecht hatte nicht bloß einen Mannschaftsverlust von 40 Köpfen, Blessierte und Tote zusammen, gebracht, sondern auch den Kommandanten Stradena gekostet, der auf der Kommandobrücke von einer Kugel getroffen worden war. Seitdem führte Kapitän Todros die Korvette; er hatte zunächst das Gefecht siegreich beendet, war aber dann in den Hafen von Aegina eingelaufen, um allerhand Havarie schlimmer Art ausbessern zu lassen. Kurz darauf verlautete, zur nicht geringen Ueberraschung von Offizieren und Mannschaft, daß die "Syphanta" um ein gutes Stück Geld für Rechnung eines Ragusaner Bankiers angekauft worden sei, der auch bald einen mit Vollmacht ausgestatteten Vertreter zur Umschreibung der Schiffspapiere an Bord sandte. Diese Besitzveränderung, bei der die korfiotischen Reeder ein gutes Geschäft gemacht hatten, zog aber keine Aenderung in der Bestimmung der Korvette nach sich, die nach wie vor den Archipel von seeräuberischem Gesindel reinigen, gefangene Griechen, wo sich irgend Gelegenheit bot, in die Heimat zurückschaffen und nicht eher ruhen sollte, als bis sie die griechischen Gewässer von dem schrecklichsten aller Bösewichte, dem Korsaren Sakratif, befreit hätte. Als die Havarie ausgebessert war, erhielt der stellvertretende Kapitän Todros Befehl, an der Nordküste von Scio zu kreuzen, von wo aus der neue Kapitän an Bord kommen würde. All dies erfuhr Henry d'Albaret aus einer Unterredung, die er mit Kapitän Todros hatte. Das Schriftstück, durch welches ihm das Kommando über die Korvette übertragen wurde, war in tadelloser Ordnung, die Bestallung des jungen Offiziers also nicht anfechtbar: sie wurde auch nicht angefochten. Zudem kannten ihn mehrere Offiziere an Bord; man wußte, daß er im Rang eines Schiffsleutnants stand, daß er zwar einer der jüngsten, aber auch einer der tüchtigsten Offiziere der französischen Marine war. Ein wohlverdientes Ansehen hatte ihm seine Teilnahme am Unabhängigkeitskriege eingebracht. Kein Wunder, daß ihm von der ersten Parade an, die er an Bord der "Syphanta" abnahm, die Mannschaft zujubelte.
"Offiziere und Matrosen," so hatte seine schlichte Ansprache gelautet, "ich kenne die Mission, mit der unsere "Syphanta" betraut worden ist. Wenn es unserm Herrgott gefällig ist, so werden wir unsere Mission erfüllen. Ehre Euerm Kapitän Stradena, der ruhmvollen Tod fand auf dieser Brücke! Ich rechne auf Euch! rechnet Ihr auf mich! ... Abtreten!"
Am Tage darauf, dem 2. März, in aller Frühe, ließ die Korvette die Küsten von Scio hinter sich, bald auch den Gipfel des Eliasberges, und hielt Kurs nach dem Norden des Archipels, ließ die Insel Mitylene, eine der größten derselben, im Osten und kam am andern Morgen in Höhe derselben. Hier hatten zu Beginn des Krieges, 1821, die Griechen über die türkische Flotte einen bedeutenden Vorteil errungen.
"Da war ich dabei," sagte Kapitän Todros zum Kommandanten d'Albaret; "das war im Mai. Wir waren an die 70 Briggs und damit hinter 5 Türkenschiffen, 4 Fregatten und 4 Korvetten her, die sich in den Hafen von Mitylene flüchteten. Ein Schiff, ein 74pfünder, brach aus, um von Konstantinopel Hilfe zu holen. Hui! war das eine Jagd! und mitsamt seinen 950 Matrosen flog der Racker in die Luft! Ja, Kommandant! da war ich dabei und hab' selber den Brand an die Schwefel- und Pechhemden gelegt, die wir ihm über seinen Kiel gezogen hatten. Prächtige Garderobe, solche Hemden, halten sakrisch warm, Kommandant! empfehle sie Ihnen für vorkommende Fälle ... bei den Herren Korsaren natürlich!"
Es war ein Gaudium, Kapitän Todros mit echtem Vorstevenmanns-Humor von seinen Kriegstaten zur See erzählen zu hören! aber
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